Zwei Erben sind einer zu viel
FREITAG, 29. MÄRZ 2024, 20:15 UHR IM ERSTEN
AB 27. MÄRZ IN DER ARD MEDIATHEK
Inhalt
Ex-Knacki Konrad Kühn (Peter Heinrich Brix) wittert mit dem Verkauf eines scheinbar unbewohnten Hauses an der Ostsee das schnelle Geld. Er gibt sich als Alleinerbe aus, aber im angeblich unbewohnten Haus lebt jemand: Clara Mensen (Katrin Röver). Mit ihrer Freundin Valeska (Marion Kracht) versucht sie alles, um den Verkauf zu verhindern. Auch, weil Bürgermeister Flasskamp (Tom Beck) den Deal mit Kühn sehr gerne, sehr schnell abwickeln will. Ihm gehört nämlich schon das Nachbargrundstück und er könnte endlich seine Pläne für ein großes Hotel umsetzen. Doch die beiden haben ihren Plan ohne Clara Mensen gemacht. Sie findet Kühns wahre Identität heraus. Und Kühn erfährt ein Geheimnis über Clara Mensen. So müssen die beiden Kontrahenten plötzlich zusammenarbeiten, um jeweils ihre eigene Haut zu retten.
Inhalt
Rollenprofile
Besetzung & Stab
Gespräch mit Peter Heinrich Brix
Gespräch mit Marion Kracht
Gespräch mit Katrin Röver
Gespräch mit Friederike Heß
Impressum
Konrad Kühn
Irgendetwas verbindet ihn mit seinem richtigen Namen – Konrad Kühn. Wenn er ihn ausspricht, spürt man, dass er ihn nie ganz loswerden kann. Van der Lewen, Dietzbach, Garde und vor allem Andreas Austermann: Konrad Kühn hat sich schon für viele Namen und Gelegenheiten den passenden Ausweis gefälscht. In gewisser Weise macht er damit doch nichts anderes als seine Bewährungshelferin. Die nennt sich schließlich auch Übergangsmanagerin, ohne dass sie dafür ins Gefängnis muss.
Der Name Austermann soll ihm jetzt die Altersversorgung sichern, denn auf dem Gebiet geregelter Erwerbstätigkeit hat Konrad Kühn wenig Erfahrung vorzuweisen. Ein Erbschein ist ihm quasi vor die Füße gefallen, jetzt muss er nur noch der Erbe werden. Aber als er als Andreas Austermann den abgelegenen Hof in Wollenweck, einem Dorf an der Ostsee, in Besitz nehmen will, hat er Konkurrenz. Auch Clara Mensen erhebt Ansprüche. Und an einem Rechtsstreit hat Kühn/Austermann mit seiner wackeligen Identität kein Interesse. An Aufgeben aber auch nicht.
Konrad Kühn hätte auch Schauspieler werden können. Sogar den Orgelspieler, als der er sich ausgibt, hätte ihm Clara fast abgenommen. In jede Situation kann er sich schlagfertig hineinschummeln und, wenn’s brenzlig oder zu intim wird, auch wieder hinaus. Die Krankenschwester Valeska rückt ihm nämlich doch etwas zu offenherzig auf den Pelz. Eines muss er auf jeden Fall feststellen: In Sachen Verstellung ist er nicht der einzige Profi in Wollenweck.
Clara Mensen
Wenn jemand wirklich nah dran ist, die legitime Erbin von Edgar Austermann zu sein, dann Clara Mensen. Würde sie verdammt noch mal endlich Edgars Testament finden, dann wäre sie bestimmt Alleinerbin. Denn wie eine Tochter ist sie für Edgar gewesen, schließlich hat er sie aus einem brennenden Auto gezogen und ihr damit das Leben geschenkt. Aber nicht nur, dass der affige Bürgermeister von Wollenweck ein Auge auf sie und Edgars Hof geworfen hat, jetzt steht auch noch ein Mann vor ihr, der behauptet, Edgars Neffe zu sein – inklusive Erbschein.
Clara ist zwar auch nicht auf den Mund gefallen, aber allzu große Töne kann sie nicht spucken. Ein Blick in ihre Vergangenheit würde schon die eine oder andere Unregelmäßigkeit ans Licht bringen – vorsichtig gesagt. Was sie nämlich großartig kann, ist Computer zu hacken. Was sie nicht so gut kann, ist Computer zu reparieren. Oder Fernseher. Oder all das andere elektrische Zeug. Das kann aber dieser ominöse Neffe, Andreas Austermann. Nicht nur ein Erbschleicher, sondern auch noch nützlich. So könnte Edgars geliebter Elektroladen „Austertainment“ weiterlaufen.
Während sich der vorgebliche Organist Andreas „Best of Orgel“ reinpfeift, hört Clara lieber Heavy Metal. Schnelle Musik, langsames Leben: In Wollenweck müssen Verfolgungsjagden allein schon an einspurigen Straßen und der Müllabfuhr scheitern. Trotzdem: Das Dorf ist auch eine Heimat geworden. Zum Beispiel Valeska, die geholfen hat, ihr Leben zu retten, ist für Clara so vieles: Mutter, Komplizin, Freundin. Will Clara also überhaupt hier weg? So viel mehr los ist am Ende in einer Hütte in Norwegen auch nicht, selbst wenn man von dort das Nordlicht sehen kann.
Valeska
Sie ist ein Engel der Gesundheit. Ob nun Krankenschwester oder mobile Landärztin, das interessiert in Wollenweck niemanden, Hauptsache, sie hilft. Sie schlägt sich auch nicht mit solch lästigen Anhängseln wie einem Nachnamen herum. Im Dorf ist sie für alle nur Valeska. Mit feuerroten Haaren und einem praktischen Lastenrad flitzt sie durch die Gegend, um zu helfen, wo ihre Hilfe gebraucht wird – welcher Art auch immer.
Manchmal schafft sie sich ihre Fälle selbst. Von ihrem forschen Fahrstil verunsichert, stürzt der hochinteressante Pseudoerbe Andreas geradewegs mit seinem Liegerad ins Rapsfeld. Zu gern hätte sie angepackt, aber der Patient sträubt sich. Auch als sie ihn etwas später im Evakostüm überrascht, wahrt der prüde Fremde Distanz. Sehr bedauerlich.
Bei aller Kontaktfreudigkeit ist Valeska aber vor allem loyal, sexy Fremder hin oder her. Sie hat Clara verarztet, als ihr Leben am seidenen Faden hing und ist seitdem nicht von ihrer Seite gewichen, jedenfalls als Freundin. Sie haben ja auch ein gemeinsames Ziel. Edgars Testament verspricht nämlich nicht nur Clara eine goldene Zukunft. Auch wenn es bei Valeska vielleicht nicht allzu weit mit der High-Tech-Kompetenz her ist, kann sie jederzeit eine Extraportion Energie beisteuern.
Marlene
Auch eine Hündin kann irren, selbst wenn sie so untrügliche Instinkte hat wie Marlene. „Die geht direkt auf Kehle.“ So wenig charmant wird Marlene von Clara vorgestellt. Das Tier ist aber auch ehrfurchtgebietend – und in Wirklichkeit viel netter. Den Mann, den sie bewachen soll, findet sie nämlich gar nicht so böse. An die Kehle wird sie ihm jedenfalls nicht springen. Nicht, wenn er Marlene weiterhin so feine Leckerlis zuwirft. Am Ende werden sie noch Freunde.
Trotzdem ist irgendetwas seltsam. Einer der Happen ist nicht so lecker. Marlene muss ihn im Ganzen runterwürgen. Und auf einmal sind alle hektisch, fahren mit ihr durch die Gegend und beobachten sie beim Geschäftemachen. Menschen – man wird sie wohl nie ganz verstehen.
Besetzung
Konrad Kühn
Peter Heinrich Brix
Clara Mensen
Katrin Röver
Valeska
Marion Kracht
Stefan Flasskamp
Tom Beck
Wilhelm Allerbek
Peter Franke
Gerhard
Enno Kalisch
Tierarzt Andy Fischer
Tino Führer
Linda Dietrich
Sabine Vitua
Paula Wagner
Anna-Lena Doll
Bruno Kunze
Kevin Patzke
u. v. m.
Stab
Regie
Friederike Heß
Buch
Katharina Münk, Valentin Holch
Kamera
Christoph Chassée
Szenenbild
Julian Augustin
Kostümbild
Didra Szugs
Maske
Nicole Masztalerz
Sandra Bourquin
Musik
Paul Eisenach
Casting
Deborah Congia
Schnitt
Antonia Fenn
Ton
Andreas Kluge
Prod.-Ltg.
Kerstin Kroemer
Daniel Buresch, NDR
Produzent
Valentin Holch
Christoph Bicker
Redaktion
Donald Kraemer, NDR
Stefan Kruppa, ARD Degeto
Produktionsangaben
Drehzeit
25.04. – 25.05.2023
Drehorte
Schleswig, Kappeln Steinberg, Steinbergkirche, Langballig, Esgrus, Husby, Havetoft, Glücksburg, Böklund
Länge
87:46 Minuten
Eine Produktion der win win Film-, Fernsehen- und Mediaproduktion und der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft im Auftrag der ARD Degeto und des Norddeutschen Rundfunks für die ARD.
Besetzung
Konrad Kühn
Peter Heinrich Brix
Clara Mensen
Katrin Röver
Valeska
Marion Kracht
Stefan Flasskamp
Tom Beck
Wilhelm Allerbek
Peter Franke
Gerhard
Enno Kalisch
Tierarzt Andy Fischer
Tino Führer
Linda Dietrich
Sabine Vitua
Paula Wagner
Anna-Lena Doll
Bruno Kunze
Kevin Patzke
u. v. m.
Stab
Regie
Friederike Heß
Buch
Katharina Münk, Valentin Holch
Kamera
Christoph Chassée
Szenenbild
Julian Augustin
Kostümbild
Didra Szugs
Maske
Nicole Masztalerz
Sandra Bourquin
Musik
Paul Eisenach
Casting
Deborah Congia
Schnitt
Antonia Fenn
Ton
Andreas Kluge
Prod.-Ltg.
Kerstin Kroemer
Daniel Buresch, NDR
Produzent
Valentin Holch
Christoph Bicker
Redaktion
Donald Kraemer, NDR
Stefan Kruppa, ARD Degeto
Produktionsangaben
Drehzeit
25.04. – 25.05.2023
Drehorte
Schleswig, Kappeln Steinberg, Steinbergkirche, Langballig, Esgrus, Husby, Havetoft, Glücksburg, Böklund
Länge
Eine Produktion der win win Film-, Fernsehen- und Mediaproduktion und der Polyphon Film- und Fernsehgesellschaft im Auftrag der ARD Degeto und des Norddeutschen Rundfunks für die ARD.
„Ein wortkarger Geselle“
Peter Heinrich Brix über seine Rolle und über nonverbale Kommunikation
Ist die Rolle auf Sie zugeschrieben worden?
Ja, so ist es. Es ist eine lange Entwicklungszeit über mehrere Jahre gewesen. Ich war immer wieder in die Drehbucharbeit mit eingebunden und habe mich gefreut, als es hieß: Wir machen hier einen Film für dich!
In den ersten sieben Minuten des Films sagen Sie kein Wort, obwohl Sie in jeder Szene zu sehen sind. Sie werden Ihrem Ruf als „Meister der nonverbalen Kommunikation“ wirklich gerecht.
Das freut mich, wenn es so empfunden wird. Wir haben schon das Bestreben an den Tag gelegt, die textlastigen Szenen auszufrisieren. Und es kam auch vor, dass wir noch in der Textprobe vor dem Drehen die Dialoge ausgedünnt haben, wo es sich anbot. Ich finde ja, dass alles, was sich nonverbal erzählt, stärker ist und filmischer. Meine Figur Konrad Kühn ist durchaus ein wortkarger Geselle. In den ersten Minuten des Films treiben wir es ganz schön auf die Spitze. Da sitzt er im Arbeitsamt seiner „Übergangsmanagerin“ gegenüber. Sie labert wie blöd, er schweigt beharrlich. Wunderbar! Speziell diese Szene finde ich leider sehr gelungen (lacht). Sie sagt viel über die Temperatur der Figur aus. Man erfährt schon einiges über ihn, ohne dass er auch nur ein Wort gesagt hat.
Kam es darauf an, selbst in den komischsten Situationen immer ernst zu bleiben?
Es ist elementar, die Szenen immer aus der Figur heraus zu spielen. Für Konrad Kühn ist die Lage ja ernst. Er hatte sich das alles anders vorgestellt. Er kommt da hin und denkt, ich bin Alleinerbe, und dann sind da schon andere Schlitzohren vor Ort. Die kommen ihm alle in die Quere, und das ist wahrlich kein Grund zur Heiterkeit. Nein, er amüsiert sich nur ganz partiell, wenn er mal kleine Erfolge erzielt, zum Beispiel morgens um sechs den Rasenmäher unter seinem Fenster stilllegt, aber das war es dann auch.
Sind ihm seine Mitmenschen ein Gräuel?
Er wollte da seine Ruhe haben und das Ding abgreifen. Jetzt hat er die Hausbewohnerin Clara da sitzen, die ihm das Erbe streitig machen will. Und dann ist da noch diese Valeska, die ihm auf die Pelle rückt, aber er ist nicht daran interessiert, eine Beziehung aufzubauen. Diese Rollen sind mit Katrin Röver und Marion Kracht wunderbar besetzt.
Sie spielen in vielen Krimiserien den Ermittler. Wollten Sie endlich mal die Seiten wechseln?
Du wirst häufig auf das besetzt, was du gerade spielst. Ich habe wegen „Neues aus Büttenwarder“ viele Bauernangebote bekommen und nach „Großstadtrevier“ natürlich viele Polizistenrollen. Man kann im deutschen Fernsehen allerdings nicht langfristig arbeiten, ohne einen Polizisten zu spielen. Es gibt ziemlich viele davon. Ich mache diesen Job jetzt bald 30 Jahre. Anfangs habe ich in einem „Tatort“ mal einen Kindesentführer gespielt, aber darauf festgelegt zu werden, wäre auf Dauer etwas belastend (lacht).
In welchem Genre bewegt sich „Zwei Erben sind einer zu viel“?
Es ist gute Unterhaltung für den Freitag, mit Figuren, die – zunächst gegeneinander – um ihre Existenz kämpfen. Das ist alles mit dem nötigen Humor erzählt, auch mit schwarzem Humor, aber ohne Schenkelklopfer. Ein Heimatfilm? Wir fanden schon, dass die Flensburger Förde die richtige Gegend für unseren Film ist. Er ist klar verortet und bedient mit seinen Landschaftsbildern auch das Auge.
„Moderne Powerfrau“
Marion Kracht über Ihre wunderbar frivole Figur Valeska
Sie spielen die selbständige Krankenschwester Valeska. Ist sie der Paradiesvogel im Ort Wollenweck an der Ostseeküste?
Mir hat diese Figur so gut gefallen, weil sie so untypisch ist. Valeska ist so ganz anders als die Figuren, die im deutschen Fernsehen normalerweise von Frauen in meinem Alter erzählt werden. Sie ist eine forsche, moderne Powerfrau, die genau weiß, was sie will. Deshalb genießt sie in der Dorfgemeinschaft auch eine gewisse Stellung.
Wie werden Frauen im deutschen Fernsehen denn üblicherweise dargestellt?
Erst einmal kommen sie selten vor, sobald sie mein Alter erreicht haben. Dann sind es meistens Frauen „ohne Unterleib“, wie es so schön heißt. Sprich: Sex, Erotik und Liebe kommen überhaupt nicht mehr vor, bei Männern gleichen Alters hingegen schon. Frauen werden als Muttchen erzählt, als Oma, die eigentlich nichts mehr vor in ihrem Leben zu erwarten hat. Außer Stricken. Das ist bei Valeska so gar nicht der Fall.
Haben Sie der Figur eine gewisse Frivolität und Leichtigkeit verleihen wollen?
Sie hat ein großes Vergnügen daran, den Gauner Konrad Kühn herauszufordern, ihn in die Ecke zu drängen und anzumachen. Der will eigentlich seine Ruhe haben und ist nach Jahren im Gefängnis nicht mehr daran gewöhnt, jemanden an sich heranzulassen. Für Valeska ist es ein schöner Flirt und hat nichts mit großer Liebe zu tun. Es sind sonst Männer, die so etwas machen: mit Frauen, und nicht umgekehrt.
Wie ist es, mit jemandem zu spielen, der so wenig sagt?
Ich finde, das gesprochene Wort wird im deutschen Fernsehen oft überbewertet. Man kann auch sehr viel durch Mimik und Körpersprache zum Ausdruck bringen. Und das beherrscht Peter Brix ja wie kaum ein anderer.
Verbindet der Film amerikanische Screwball-Comedy mit norddeutscher Lakonie?
Es ist eine Gratwanderung, und ich würde mir wünschen, dass diese Art von Komödie bei den Zuschauern gut ankommt. Katrin Röver und Peter Brix sind beide großartige Kollegen, die sehr fein und sehr genau arbeiten. Komödie ist ja Feinstarbeit. Ähnlich wie beim Tanz darf die Anstrengung nicht zu spüren sein. Wir haben einen bestimmten Stil gefunden, auch im Zusammenspiel mit der Regie. Friederike Heß hat vor allen Dingen einen – wie man in Bayern sagt – „unbändigen Spaß“ beim Drehen, der sich auf alle übertragen hat.
„Ich liebe die Komödie“
Katrin Röver über Tragikomik und ihre Lust, einmal eine ganz andere Frau zu spielen
Ist es Ihre erste große Komödienrolle im Fernsehen?
In Komödien obliegt es meistens den anderen, den lustigen Part zu spielen. Ich bin dann der Gegenpart, in dem sich spiegelt, dass es crazy ist, was die anderen machen. So war es in den Satiren „Hindafing“ oder „Der König von Köln“. Ich spielte immer die Normale, die in der Beobachtung des Geschehens völlig fassungslos ist und denkt: Was passiert hier denn? Eigentlich habe ich nie von mir aus Komödie gespielt. Wenn ich mir mein Demoband anschaue, darf ich mich vielleicht nicht wundern. Darin findet sich viel Tragedy. Dabei liebe ich die Komödie.
Hat die Regisseurin Friederike Heß Ihr komisches Talent entdeckt?
Wir haben 2021 die Dramaserie „Die zweite Welle“ gedreht, als Friederike zu mir sagte: „Wenn ich eine Komödie mache, lade ich dich zum Casting ein.“ Sie hat von Anfang an gesehen, dass ich als Schauspielerin in tragischen Momenten immer auch die Tragikomik herauszukitzeln vermag. Beim Drehen von „Zwei Erben sind einer zu viel“ strahlte sie dann eine unglaubliche Überzeugung aus. Einmal stellte sie sich vor mich und rief: „Da steckt ja eine richtige Komödiantin in dir!“ Diese Frau hat eine Energie für zehn Leute. Sie blieb immer oben, egal, was passierte, und zog mich einfach mit hoch. Ich habe ihr auf menschlicher und künstlerischer Ebene viel zu verdanken.
Auf welche Art von Humor haben Sie sich verständigt?
Wir waren uns einig, dass wir nicht auf Komödie spielen wollten. Damit die Figuren komplett ernst genommen werden können. Und dass sich die Antagonisten, der Gauner Kühn und die Hausbewohnerin Clara, sich nichts schenken. Ich gebe nicht auf, na, ich auch nicht, wollen wir doch mal sehen! Daraus entsteht situativer Witz. Die beiden sind im Herzen keine Verbrechermenschen, sondern eher sympathische Kleinkriminelle. Anfangs gehen sie aufeinander los, dann müssen sie zwangsläufig miteinander arbeiten, um eine Win-win-Situation herzustellen. Mein persönlicher Humor? Ich finde Dinge lustig, über die auch Kinder lachen. In einer Szene des Films freut sich Tom Beck als Bürgermeister über das vermeintliche Geschäft seines Lebens. Er kostet vor den anderen seinen Triumph aus, dann dreht er sein Rad um und landet kopfüber in der Hecke. Große Schnauze, dümmlicher Fail. Das ist immer wieder so gut, wie es auch billig ist.
Was hat Ihnen an der Rolle besonders gefallen?
Ich fand es spannend, einmal eine ganz andere Frau zu spielen. In meinen Dreißigern wurde ich häufig für die Dame aus gutem Hause besetzt, die sich als Mörderin entpuppt. Ich wurde auf Beauty geschminkt und in schicke Kostüme gesteckt. In „Zwei Erben sind einer zu viel“ dagegen trat ich mehr oder weniger ungeschminkt und in einfachen Klamotten vor die Kamera, was der Figur eine große Natürlichkeit verliehen hat. Das habe ich sehr genossen. Denn es erlöst einen davon, rein äußerlich betrachtet zu werden. Oder sich auch selber so zu sehen und einzuordnen. Diese Sehnsucht als Schauspielerin konnte ich hier ausleben.
„Jeder ist ein Schlitzohr“
Regisseurin Friederike Heß über ihre swingende Komödie und norddeutsche Lakonie
„Es ist nicht das, wonach es aussieht.“ So lautet der erste Satz des Hauptprotagonisten Ihres Films. Ist er programmatisch gemeint?
Wir bewegen uns in einer Schwindlerkomödie. An der Geschichte hat mir von Anfang an gefallen, dass jeder ein Schlitzohr ist und irgendwie Dreck am Stecken hat. Das erinnert mich ein bisschen an die Romanfiguren von Ingrid Noll. Alle Menschen sehen wahnsinnig nett aus, haben es aber faustdick hinter den Ohren und sehen zu, dass sie ihre Schäfchen ins Trockene bringen, am besten am Fiskus vorbei. Es sind so kleinböse Leute in einer lieblichen Umgebung.
Ist „Zwei Erben sind einer zu viel“ eine Screwball-Komödie auf norddeutsch?
Der Film hat klassische Elemente einer Hollywoodkomödie. Es passiert unaufhörlich etwas. Bei den Amerikanern wird tendenziell viel gesprochen, bei den Norddeutschen eher weniger. Und die Steigerungsform ist Peter Brix. Er könnte einen ganzen Film mit einer Augenbraue spielen, unterstützt von diesen blauen Augen, aus denen der Schalk herausblitzt. (lacht)
Sind es die Frauen, die dem Schurken das Leben schwer machen?
Alles ist weiblich und strengt ihn an. Selbst der Hund. Konrad Kühn kommt frisch aus dem Knast und empfindet soziale Kontakte als extrem unangenehm. Dann reden die beiden Frauen auch noch andauernd ohne Punkt und Komma oder flirten ihn an wie die Krankenschwester Valeska. Da treffen zwei Welten aufeinander. Aber im Verlauf beginnen sich die Hausbewohnerin Clara und der Berufsganove Kühn im anderen zu erkennen. Auch Clara wurschtelt lieber im Verborgenen und möchte es vermeiden, Aufmerksamkeit zu erzeugen, weil sie ein illegales Online-Kasino betreibt. Wir haben für beide sehr unauffällige Kostüme gewählt. Wenn man neben Kühn im Bus sitzt, hat man ihn sofort vergessen. Er hat es professionalisiert, in der Masse zu verschwinden. Katrin Röver spielt dessen Widerpart mit einem derart heiligen Ernst, dass es fast tragikomisch wirkt. Sie hat ein unglaublich gutes Gefühl für Timing.
Sie kommen aus dem Actionfach. Wie haben Sie sich auf die Inszenierung vorbereitet?
Ich habe wahnsinnig viele Komödien geschaut. Mit dem Blick darauf, wie sind die Pointen gesetzt? Wie viel Slapstick kann ein Film vertragen? Wie sind die Filme geschnitten? Mir kam es darauf an, einen Film ohne viel Getöse zu drehen. Ohne Effekthascherei. Viel Rauch, wenig Feuer, das wollte ich unbedingt vermeiden.
Gibt klassischer Swingjazz den Takt des Films vor?
Die Swingmusik ist der Herzschlag unseres Films. Konrad Kühn pfeift eine Melodie, die uns der Komponist Paul Eisenach schon früh geschrieben hat. Sie unterstreicht das Swingende, Leichte und Fröhliche der Geschichte und trägt uns musikalisch durch den Film. Dabei klingt sie sehr natürlich und setzt sich nicht so drauf. Ich hoffe, dass die Leute zu Hause vor dem Fernseher sitzen und so ein bisschen mit dem Fuß mitwippen.
Impressum
Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Wibke Harms, NDR, Presse & Kommunikation
Helmut Monkenbusch (Interviews)
Sven Sonne (Rollenprofile)
Mitarbeit:
Nicola Sorgenfrey, NDR, Fiktion & Unterhaltung
Bildnachweis:
NDR/Boris Laewen
Fotos:
www.ard-foto.de
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR, Presse & Kommunikation
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