Sprechende Schweine - KI übersetzt Tiersprache
Ein Film von Miki Mistrati
In dem Film „Sprechende Schweine – KI übersetzt Tiersprache" erfahren wir dank bahnbrechender KI, was Schweine in der Mast empfinden. Eine einzigartige Entdeckungsreise in die Welt unserer Nutztiere.
AB DEM 4. SEPTEMBER IN DER ARD MEDIATHEK
10. SEPTEMBER, 0.05 Uhr IM NDR FERNSEHEN
Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine Welt, in der Schweine ihre Gedanken und Gefühle mitteilen können. Genau das passiert in diesem Film. Eine einzigartige Entdeckungsreise in die Welt unserer Nutztiere.
Ein internationales Wissenschaftsteam hat 2022 ein bahnbrechendes „Google-Translate“ für Schweinegrunzen entwickelt – so erfahren wir Menschen mithilfe von KI erstmals von den Schweinen selbst, wie diese sich fühlen. Für die Dokumentation hat die Produktionsfirma Snowman Produktions im Auftrag von NDR (Deutschland - Federführung), DR (Dänemark), SVT (Schweden), NRK (Norwegen) und RTS (Schweiz) eine Exklusivvereinbarung mit der internationalen Forscher*innengruppe geschlossen, um diese völlig neue Wissenschaft erstmals nicht im Labor, sondern im Alltag der Schweine anzuwenden.
Dafür haben Mäster in Deutschland und Dänemark dem Filmemacher Miki Mistrati erlaubt, Tonaufnahmen von Schweinen in unterschiedlichen Produktionsformen aufzuzeichnen. Ist ein Bioschwein glücklicher als ein konventionell gemästetes? Was erzählen uns die Freilandschweine? Die Wissenschaftlerinnen erhalten die Tonaufnahmen, ohne zu wissen, woher sie stammen, und analysieren, was die Schweine uns erzählen. Welche Schlüsse ziehen wir aus dem, was die Tiere uns mitteilen? Wie würde die Schweinemast aussehen, wenn die Schweine über ihre Lebensumstände selbst bestimmen könnten? Wie wichtig ist es für uns zu wissen, dass das Schnitzel auf dem Teller von einem glücklichen Schwein stammt?
Der Film führt die verschiedenen Bereiche zusammen – die Wissenschaft mit den Erzeugern von Schweinefleisch, Verhaltensforscher und Verbraucher -, und er erzählt die Geschichte eines besonderen Schweines, die Geschichte von Rosalie. Sie floh als kleines Ferkel im Winter durch bittere Kälte vor dem Schlachter und lebt nun als dicke Sau und Haustier auf einer Milchviehzucht in Ostfriesland.
Ein Film zum Nachdenken über uns, über Tierwohl und über Nachhaltigkeit. Denn Schweine können jetzt mitreden.
Stab
Regie/Buch
Miki Mistrati
Kamera
Jakob Johansen, Phillipe Bellaiche, Per Fredrik Skiöld
Schnitt und Grafik
Andreas Birch Eriksen
Redaktionelle Beratung
Katarina Schickling, Caroline Una Lindberg Henningsen
Produktionsleitung
Lars Fønss
Produktionsassistenz
Patrick Erichsen
Produzentin
Mette Nissen
Produktionsleitung NDR
Sina Knoll
Redaktionsassistenz
Jenny Lange, Jessica Winter
Redaktion
Barbara Biemann (NDR)
„Sprechende Schweine – KI übersetzt Tiersprache“ ist eine Produktion von Snowman Productions in Koproduktion mit NDR, DR, NRK, RTS und SVT.
Miki Mistrati - Kurzbiografie
Miki Mistrati, mehrfach preisgekrönter Regisseur und Executive Producer, ist seit mehr als 25 Jahren eine treibende Kraft in der Medienbranche.
Seine Karriere umfasst zwölf Auszeichnungen und 35 Nominierungen in 13 Ländern, darunter der Sundance Award, Hot Docs Award und der Silver Wolf Award. Zu seinen ausgezeichneten Werken gehören die NDR/DR Koproduktionen „Schmutzige Schokolade” und „Schmutzige Schokolade II“, „MARS Exposed” (CBS News), „Cadbury Exposed“ (Channel 4) und „Stacey Dooley: Face to Face with the Bounty Hunters“ (BBC).
Insgesamt hat Miki Mistrati mehr als 85 Dokumentarfilme für Sender wie BBC, Channel 4, ARD, NDR, Sky, CBS News und ARTE inszeniert und produziert, die in über 35 Ländern ausgestrahlt wurden. Er ist außerdem Autor von 15 Büchern.
Gespräch mit Miki Mistrati
„Könnte dies der Beginn einer neuen Ära des Tierwohls sein?“
Wie sind Sie auf die Idee für diesen Film gekommen?
Ich stieß auf einen Nachrichtenartikel über eine Forschungsgruppe, die den Code geknackt hatte, um die Sprache von Schweinen zu verstehen. Die Schlagzeile sprang praktisch wie vom Blatt: „Wissenschaftler entschlüsseln Schweinesprache!“ Ich war sofort von der Geschichte gefesselt und habe die Professorin der Studie kontaktiert. Ich fand heraus, dass die Forschenden nur Schweine in kontrollierten Laborstallungen untersucht hatten, also schlug ich vor, dass ich Schweinelaute in realen Produktionsumgebungen sammeln möchte. Auf diese Weise könnten wir endlich verstehen, wie die Schweine selbst über die Bedingungen in der Massenproduktion denken. Die Professorin war begeistert von der Idee und so entstand das Filmprojekt.
An wen richtet sich der Film?
Der Film richtet sich an alle, die sich für Schweine interessieren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Menschen daran interessiert sind zu erfahren, was Schweine über das Leben im Schweinestall zu sagen haben. Die meisten Menschen lieben sowohl Würstchen als auch Schnitzel, in Deutschland die beliebtesten Fleischgerichte. Und seien wir ehrlich: „Schweine kommen zu Wort!“ ist eine Geschichte, die alle Blicke auf sich zieht. Wer möchte nicht wissen, wie sich das Schwein gefühlt hat, bevor es auf unseren Tellern landete?
Warum glauben Sie, dass dieser Film für die Öffentlichkeit wichtig ist?
Ich glaube, es ist extrem wichtig, die Art und Weise, wie wir unsere Gesellschaft strukturiert haben, immer wieder zu hinterfragen. Könnte dies der Beginn einer neuen Ära des Tierwohls sein? Vielleicht können wir Schweinehaltung verbessern. Ich denke, wir sind es den Millionen von Nutztieren schuldig, sie zu fragen, wie sie über die Art und Weise denken, wie wir sie behandeln. Zum ersten Mal in der Geschichte können wir dies mit Hilfe von KI untersuchen. Diese bahnbrechende Technologie ermöglicht es uns, direkt von den Schweinen zu hören. Dann werden wir uns überlegen müssen, ob wir die Bedingungen für unsere Schweine ändern wollen.
Was erhoffen Sie sich von dem Film?
Kurzfristig hoffe ich, dass die Menschen das Schwein besser verstehen, denn es ist ja unsere wichtigste und größte landwirtschaftliche Nutztierproduktion, sowohl für die Verbraucher als auch für die Industrie. Langfristig wünsche ich mir, dass Schweine mit dem gleichen Respekt behandelt werden wie zum Beispiel Hunde und Katzen. Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Schweine genauso geschätzt werden wie Haustiere – das könnte früher wahr werden, als wir denken.
Die Studie
Die Studie im Auftrag der Produktionsfirma Snowman Produktions im Auftrag von NDR, DR, NRK, RTS und SVT
Der Ansatz war, das von Dr. Elodie Mandel Briefer und ihrem Team entwickelte Instrument auf KI-Basis zur Entschlüsselung von Schweinelauten und Emotionen in den realen landwirtschaftlichen Kontext zu übertragen und unterschiedliche Haltungsformen zu vergleichen. Diese Ergebnisse der Studie sollten sowohl für die TV Dokumentation verwendet werden als auch für ein Forschungsprojekt.
Datenerhebung: Als Datensammler hat Miki Mistrati mit neun Schweinezucht-Betrieben in Deutschland und Dänemark zusammengearbeitet - konventionell, ökologisch und freilaufend. Die Audioaufnahmen mit den Schweinen wurden in jedem Betrieb an sieben aufeinanderfolgenden Tagen (15 Minuten Aufnahmen pro Stunde) mit zwei automatisierten Aufzeichnungssystemen (Wildlife Acoustics Song Meter mini) durchgeführt, die an einem Becken in unmittelbarer Nähe der Buchten der Mastschweine befestigt waren. Weitere vergleichbare Daten wurden bei einem Schweinetransport und einem Wartebereich vor dem Transport erhoben (konventionell).
Datenverarbeitung: Miki Mistrati speicherte den Namen des Landwirts, den Standort des landwirtschaftlichen Betriebs und die Kontaktdaten vertraulich. Die Aufzeichnungen wurden dann dem Forscher*innenteam anonymisiert zur Verfügung gestellt. Alle Schweinerufe, die in zehn zufällig ausgewählten Aufzeichnungen von 15 Minuten pro Betrieb erfasst wurden, wurden extrahiert. Danach wurden die Rufe als potenziell positiv oder negativ klassifiziert und potenziell einer der in der vorherigen Studie gefundenen Kategorie von Schweinegrunzlauten zugeordnet: Dort waren 19 Ausdrücke innerhalb einer Skala von 9 positiven und 10 negativen Möglichkeiten gefunden worden. Für die Zuordnung wurde der auf einer gelabelten Datenbank trainierte Algorithmus (Convolutional Neural Network) verwendet (Briefer et al. 2022 und https://zenodo.org/record/8252482).
Statistische Analysen: Im Anschluss an diese Analysen wurde die Auswirkung der Kategorie „Betrieb“" in der Software statistisch getestet.
Insgesamt sicherten die Daten 3 Bio-Betriebe, 2 Freilandbetriebe und 6 konventionelle Betriebe ab. Mit einer zufälligen Auswahl von 5 Tagen und 2 Stunden pro Tag waren es >1000 Schweinerufe pro Betrieb, was eine gute Repräsentation sein sollte.
Das internationale Wissenschaftsteam
Dr. Elodie Mandel-Briefer, außerordentliche Professorin an der Universität Kopenhagen (Dänemark), erforscht Kommunikation und Verhalten von Tieren. Ihre Expertise ist Bioakustik, insbesondere in der Lautäußerung von Tieren, mit bemerkenswerten Forschungen über den Stimmausdruck von Schweinen. Sie hat zahlreiche Veröffentlichungen, Auszeichnungen und setzt sich für die Förderung der Bedeutung von Tierverhaltensstudien im Naturschutz ein.
Dr. Avelyne Villian, Postdoc Bioakustik an der Universität Kopenhagen, ist Bioakustikerin am französischen Nationalen Institut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE). Ihre Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf die vokale Kommunikation von Tieren und darauf, wie sie mit Lautäußerungen Emotionen ausdrücken und damit soziale Interaktionen erleichtern. Dr. Villains Arbeit wurde in angesehenen Fachzeitschriften wie „Frontiers in Veterinary Science“ und „Scientific Reportsx“ veröffentlicht.
Dr. Paul Renaud-Goud, außerordentlicher Informatik-Professor an der Universität Toulouse (Frankreich), konzentriert sich auf verschiedene Aspekte der Informatik, darunter das Ressourcenmanagement in Rechenzentren, energieeffizientes Computing und Cloud Computing.
Dr. Jeppe Have Rasmussen ist Postdoktorand an der Universität Kopenhagen und hat sich auf künstliche Intelligenz für die marine Bioakustik spezialisiert. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung von KI-Methoden zur Analyse von Tierlautäußerungen.
Ciara Syphend, Doktorandin des Bioingenieurwesens, ist Pierce Fellow in Bioengineering an der Harvard University (USA). Sie erforscht im Rahmen des Projekts CETI (Cetacean Translation Initiative) Gesänge von Pottwalen mit Hilfe von maschinellem Lernen und akustischen Analysen. Zuvor hat sie die Kommunikation bei Schweinen, Sittichen, Ameisen und Eidechsen mit Hilfe von maschinellem Lernen und Robotik untersucht. Ciara Syphend hat Abschlüsse in Luft- und Raumfahrttechnik, Astrobiologie und Biogeowissenschaften und ist dreimalige NASA Space Grant Scholar. Zusätzlich zu ihrer Tierforschung hat sie die Aerodynamik von Insekten untersucht, Rover-Missionen zur Beprobung von Asteroiden entworfen und die Telemetrie für das US-Interkontinentalraketensystem analysiert.
Dr. Sandra Düpjan arbeitet im Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FNB) in Dummerstorf, Deutschland. Ihre Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf das Verhalten und das Wohlergehen von Tieren mit besonderem Schwerpunkt auf Bioakustik. Dr. Düpjan untersucht, wie Tiere Emotionen und Kognition durch Lautäußerungen ausdrücken. Sie ist an der Entwicklung nicht-invasiver Überwachungsinstrumente zur Bewertung von Tieremotionen beteiligt, die erhebliche Auswirkungen auf die Viehwirtschaft haben könnten.
Dr. Emma Baxter, außerordentliche Professorin für Tierverhalten, Schottlands Rural College, ist spezialisiert auf Tiergenetik und Tierschutz. Ihre Arbeit im Vereinigten Königreich konzentriert sich auf die Verbesserung der Gesundheit und Produktivität von Nutztieren durch genetische Fortschritte. Dr. Baxters Forschung zielt darauf ab, Tierschutzstandards und nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu verbessern.
Dr. Mark Hansen, Professor für Maschinelles Sehen und Maschinelles Lernen von der University of the West of England (UWE) Bristol, ist spezialisiert in maschinellem Sehen, maschinellem Lernen und Deep Learning, hauptsächlich in der Agrartechnologie.
Dr. Anna Zamansky, außerordentliche Professorin an der Universität Haifa (Israel), ist Informatikerin und Leiterin des Tech4Animals Lab, das KI zur Förderung des Wohlergehens von Tieren entwickelt. Ihr Fachgebiet ist Computer Vision und maschinelles Lernen zur Analyse von Tierverhalten und zur Erkennung von deren emotionalen Zuständen und Schmerzen.
Dr. Steffen Maak, Professor, Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FNB), konzentriert sich auf Genetik und Physiologie von Nutztieren mit Schwerpunkt Tiergesundheit, Tierwohl und Produktivität sowie genetische Faktoren, die das Muskelwachstum und die Fleischqualität beeinflussen, mit dem Ziel, die Nachhaltigkeit und Effizienz der Tierproduktion zu verbessern.
Fakten zu Schweinen/Schweineproduktion
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Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation
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Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
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