Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush
AM 24. NOVEMBER, 23.35 UHR, IM ERSTEN
AB DEM 24. NOVEMBER IN DER ARD MEDIATHEK
Inhalt
Murat ist weg. Inhaftiert im US-Gefangenenlager Guantanamo. Rabiye Kurnaz, Bremer Hausfrau und liebende Mutter, versteht die Welt nicht mehr. Geht zur Polizei, informiert Behörden und verzweifelt fast an ihrer Ohnmacht. Bis sie Bernhard Docke findet. Der zurückhaltende, besonnene Menschenrechtsanwalt und die temperamentvolle, türkische Mutter – sie kämpfen nun Seite an Seite für die Freilassung von Murat. Papier ist geduldig, Rabiye ist es nicht. Eigentlich möchte sie nur zurück zur Familie in ihr Reihenhaus und wird doch immer wieder in die Weltgeschichte katapultiert. Sie zieht mit Bernhard bis vor den Supreme Court nach Washington, um gegen George W. Bush zu klagen. Bernhard gibt dabei auf sie acht. Und Rabiye bringt ihn zum Lachen. Mit Herz und Seele. Mit letzter Kraft. Und am Ende geschieht, was niemand mehr für möglich hält.
Der Film „Rabiye Kurnaz gegen George W.“ erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So wurden Drehbuchautorin Laila Stieler und Hauptdarstellerin Meltem Kaptan 2022 mit dem Silbernen Bären geehrt. Im selben Jahr gab es beim Deutschen Filmpreis eine Lola für Meltem Kaptan, eine für Darsteller Alexander Scheer und den Filmpreis in Silber für den besten Spielfilm. Zudem erhielt Meltem Kaptan den Deutschen Schauspielpreis, Regisseur Andreas Dresen den „nationalen Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke 2022“.
Besetzung
Rabyie Kurnaz
Meltem Kaptan
Bernhard Docke
Alexander Scheer
Marc Stocker
Charly Hübner
Mehmet
Nazmi Kirik
Cem
Ali-Emre Sahin
Murat Kurnaz
Abdullah Emre Öztürk
Uta
Christina Große
Nuriye
Sevda Polat
u. v. a.
Stab
Regie
Andreas Dresen
Drehbuch
Laila Stieler
Kamera
Andreas Höfer
Schnitt
Jörg Hauschild
Kostümbild
Birgitt Kilian
Maskenbild
Grit Kosse
Casting
Karen Wendland
Szenenbild
Susanne Hopf
Ton
Peter Schmidt
Musik
Johannes Repka und Cenk Erdoğan
Herstellungsleitung
Fee Buck
Produktionsleitung
Frank Zahl und Daniel Buresch (NDR)
Produzent*innen
Claudia Steffen und Christoph Friedel (Pandora Film Produktion)
Koproduzenten
Andreas Leusink, Andreas Dresen (Iskremas Filmproduktion), Tom Dercourt (Cinéma Defacto sarl)
Redaktion
Christian Granderath (NDR), Cooky Ziesche (rbb), Carlos Gerstenhauer (BR), Annette Strelow (RB), Andreas Schreitmüller (ARTE), Olivier Père und Rémi Burah (Arte France Cinéma)
Drehzeit
16.11.2020 bis 05.12.2020
Länge
109:53 Minuten
Drehorte
Bremen, Delmenhorst, Gelsenkirchen, Grevenbroich, Köln, Berlin, Ankara, Washington
„Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ ist eine Produktion der Pandora Film Produktion mit Iskremas Filmproduktion, Cinéma Defacto, NDR, rbb, BR, RB und ARTE sowie ARTE France, gefördert mit Mitteln der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH, Film- und Medienstiftung NRW, Deutscher Filmförderfonds, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Filmförderungsanstalt, Medienboard und CNC (Frankreich).
„Wir wollen von Menschen erzählen, die sich gegen eine herrschende Meinung auflehnten, den fast aussichtslosen Kampf gegen die mächtigsten Personen und Institutionen der Welt aufnahmen und ihn tatsächlich gewannen“
Aktuelles Statement von Laila Stieler (Drehbuchautorin)
Bei unserem ersten Treffen im Sommer 2015 war Rabiye (Rabiye Kurnaz – die Mutter von Murat Kurnaz) sehr krank. Sie hatte gerade eine Chemotherapie überstanden. Ich lud sie zum Essen ein, sie erzählte mir mehrere Stunden lang Unglaubliches, driftete zwischendurch weg. Sie litt an den Folgen ihres jahrelangen Kampfes. Immerhin, sie hatte ihn gewonnen, ihr Sohn Murat war zurückgekehrt, aber die Kraft, die das gekostet haben muss, war zu ahnen. Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht klar, ob ich sie je wiedersehen würde.
Als ich sie Anfang 2016 das zweite Mal traf, fuhr sie in einem schnittigen, weißen Mercedes-Cabrio am Bahnhof vor und hupte kräftig, Elektropop ließ den Wagen dröhnen. Sie winkte und schüttelte ihr rotblondes Haar. Wir sausten durch Bremen zu einem Ort, an dem sie sich gerne aufhielt - ein überraschend gutbürgerliches Restaurant am Ufer der Weser. Sie machte Scherze, sie war wieder da.
Bei einem Treffen im Oktober 2019, ein gutes Jahr, bevor wir unseren Film drehten, ging ich mit ihr und ihrem zweitältesten Sohn in eine stylishe Shisha-Bar. Und sie fragte mich, was es denn eigentlich für ein Film sei, den wir da machen wollten. Ich hatte hin und wieder versucht, die schwierige Konstruktion, dass ich über ihre reale Geschichte einen fiktiven Film schreiben würde, aufzuklären. Aber offenbar nicht mit den richtigen Worten. Ihr Sohn verstand mich sofort und erklärte es Rabiye – auf türkisch. Ein Spielfilm, rief sie aus. Da müssen wir uns ja schick anziehen!
So ist Rabiye. Sie lässt sich nicht unterkriegen. Darüber hinaus überrascht sie mich jedes Mal aufs Neue. Wann immer ich mir eine Meinung gebildet, etwas für gewiss gehalten habe, Rabiye wirft es im nächsten Moment über den Haufen. Sie ist fromm, wenn ich sie für liberal halte, sie ist freizügig, wenn ich sie für keusch halte, sie ist intelligent, wenn ich sie für naiv halte - und von allem auch das Gegenteil. Rabiye ist ein faszinierender Mensch, es war ein Vergnügen, über sie zu schreiben.
Mit Bernhard (Bernhard Docke – der Anwalt von Murat Kurnaz) war es schwieriger, so zurückhaltend, abwartend, skeptisch, wie er ist. Er stellte mir all die Fragen, die ich mir selbst nur ungern stelle. Warum wollt ihr diesen Film machen? Welche Zuschauer wollt ihr erreichen? Er ließ nicht erkennen, ob ihm meine Antworten genügten. Aber er erklärte mir geduldig die juristischen Hintergründe des Falles und wurde ungewöhnlich emotional, wenn es um Rabiye, Murat und die Schachzüge der deutschen Regierung ging. Ich begriff: Dieser Mann paart Schärfe des Verstandes mit großer Naivität. Er glaubt an das Recht. So schloss ich auch ihn nach und nach in mein Herz. Und ich konnte mir vorstellen, wie Rabiye und er Freunde geworden waren.
Die dritte Säule meiner Recherche zu diesem Drehbuch waren Akten. Die Protokolle des Untersuchungsausschusses, die Urteile des Supreme Court und der Bezirksgerichte, die Anti-Terror-Gesetze der Bush-Regierung, Tausende Seiten, eine Fülle an Material, zum Teil enervierend, zum Teil spannend. Die Aussagen mancher Regierungsbeamter vor dem Untersuchungsausschuss machten mich sprachlos. Wie muss sich die Mutter gefühlt haben, deren Sohn in ein solches Räderwerk geriet? Was ist ein Leben überhaupt wert? Darf man es opfern, wenn es um eine größere Sache geht? Wie lange hält Hoffnung?
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich dachte, als ich das erste Mal von Murat Kurnaz hörte. War ich empört über das, was mit ihm geschah? Oder zweifelte ich an seiner Unschuld, glaubte ich, dass er sich womöglich zu Recht in Gefangenschaft befand? Wahrscheinlich beides. Und beide Seiten gehören zu seiner Geschichte. So wie die Mutter, die an seine Unschuld glaubt, und der Anwalt, der Habeas Corpus durchsetzen will, das Recht seines Mandanten auf unverzügliche Haftprüfung vor Gericht.
Ich wollte diese Geschichte schreiben, weil es um die Liebe einer Mutter zu ihrem Sohn geht. Mir selbst als Mutter ist das sehr vertraut. Die Nähe von Liebe und Angst. Und ich denke, so geht es vielen Müttern und Vätern. Die Angst um ihre Kinder haben, die sich abnabeln, eigene, manchmal gefährliche Wege einschlagen, diese Angst ist universell.
Zugleich hat die Geschichte eine große gesellschaftliche Dimension. In einer Zeit, in der Parteien, Bewegungen, Gruppierungen, Ansichten sich immer unversöhnlicher gegenüberstehen, wollen wir all jene, die noch denken und fühlen, ermutigen, scheinbare Gewissheiten zu überprüfen. Wir wollen von Menschen erzählen, die sich gegen eine herrschende Meinung auflehnten, den fast aussichtslosen Kampf gegen die mächtigsten Personen und Institutionen der Welt aufnahmen und ihn tatsächlich gewannen.
Ausführliche Informationen zu „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ finden Sie in der Pressemappe des Pandora Film Verleihs, 2022 zum Kinostart erschienen:
presse.pandorafilm.de/movies/rabiye/docs/rabiye_docs_presseheft-doppelseiten.pdf
Impressum
Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation
Mitarbeit:
Nicola Sorgenfrey, NDR
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
Bildnachweis:
NDR/Luna Zscharnt/Pandora Film
NDR/Andreas Hoefer (Laila Stieler)
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