Heinrich Popow

Heinrich Popow, Jahrgang 1983, ist mehrfacher Paralympics-Sieger, mehrfacher Welt- und Europameister sowie aktueller Weltrekordler im 100-Meter-Sprint und im Weitsprung. Seine Wurzeln liegen in Kasachstan – als Kind kam Popow nach Deutschland. Mit neun Jahren wurde sein linkes Bein bis zum Oberschenkel amputiert. Neben seiner sportlichen Karriere leistet Heinrich Popow Motivations- und Nachwuchsarbeit. In Krankenhäusern besucht er Betroffene und motiviert sie zum Sport nach der Amputation. In seinem Verein TSV Bayer 04 gibt er Nachwuchs-Athlet*innen Tipps für die sportliche Laufbahn. Popow fördert talentierte junge Sportler und Sportlerinnen im Bereich der Para-Leichtathletik weltweit. Bereits 2021 war er als Experte für die ARD bei den Paralympics in Tokio im Einsatz.

Was ist Ihre Lieblings-Disziplin bei den Paralympics? Warum?
Die Leichtathletik mit den Disziplinen 100m Sprint und Weitsprung. Weil ich es auch selbst gemacht habe und mich dadurch mit der Disziplin verbunden fühle.

Wie motivieren Sie sich als Profi-Sportler? Was motiviert Sie?
Ich bin nie zufrieden und glaube an die Verschiebung eigener Grenzen. Meine Behinderung und mein Umfeld/die Gesellschaft, was mir meine Fähigkeiten aufgrund meiner Behinderung abgesprochen hat, war die größte Motivation.

Finden Sie, dass die Paralympics im Schatten der Olympischen Wettbewerbe stehen? Oder hat sich im Bewusstsein da in den letzten Jahren etwas getan?
Ich finde, es hat eine gesunde Entwicklung und ich würde diese auch so weiterführen. Die Paralympics haben ihren eigenen Weg und können deshalb nicht im Schatten der Olympischen Spiele sein. Das muss auch so bleiben.

Wenn Sie sich einen bestimmten Moment für diese Paralympischen Spiele wünschen könnten, welcher wäre das?
Dass meine Athleten/Freunde alles gewinnen und dadurch ihre Träume verwirklichen.

Wie schätzten Sie die deutschen Chancen ein?
Sehr schwierig einzuschätzen, es kann in beide Richtungen gehen dieses Jahr. Für die Zukunft sehe ich aber schwarz, weil der Verband schläft.

„Schneller, höher, weiter“ – ist es heute schwieriger, ein*e Weltklasse-Athlet*in zu sein als noch vor 5, 10, 20 Jahren?
Es ist anders. Die Anerkennung ist nicht mehr dieselbe – besonders in Deutschland – und dadurch wird es vielleicht schwieriger. Sport ist der wichtigste Gesundheitstreiber in der Gesellschaft, aber die Menschen verlieren den Bezug dazu und dadurch wird es in der Zukunft ein Problem im Leistungssport geben. Ohne Breite – keine Spitze.

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