Susann Beucke

Susann „Sanni“ Beucke, geboren 1991, ist eine deutsche Profi-Seglerin. Im März 2007 begann Beucke, mit Tina Lutz zusammen zu segeln. 2017 wurden sie Europameisterinnen, 2020 gewannen sie erneut den EM-Titel. 2021 gewannen sie bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio die Silbermedaille im 49er-FX, wofür sie auch mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten ausgezeichnet wurden. Ihre olympische Karriere hat Sanni Beucke mittlerweile beendet und widmet sich nun dem Hochseesegeln. 2023 nahm sie am Ocean Race im Team um Kevin Escoffier teil. Derzeit bereitet sie sich darauf vor, als erste deutsche Frau an der Vendée Globe teilzunehmen.

Was versprechen Sie sich von der neuen Bootsklasse iQ Foil?
Die iQ Foiler sind eine komplett neue Disziplin im olympischen Repertoire. Zwar geht es hier auch um das Windsurfen, aber die Klasse hat sich grundlegend verändert. Die Bretter foilen und damit einhergehend hat sich auch die athletische Anforderung komplett verändert. In den kurzen Rennen, in denen es vor allem um Geschwindigkeit geht, brauchen die Segler*innen viel Power und Gewicht. Ich finde die Rennen der iQ Foiler wahnsinnig attraktiv, da sie für die Zuschauer leicht verständlich sind und die Geschwindigkeiten (55km/h) spektakulär sind.

Wird Olympia durch Kitesurfen jünger und hipper?
Ja definitiv, aber vor allem auch vielseitiger. Kitesurfen war zuvor ja eine reine Fun-Sportart und ist nun zum ersten Mal im Olympischen Programm mit dabei. Es wird interessant zu sehen, wie die Sportart ankommt. Zudem finde ich es interessant, dass die Bretter foilen. Das Foilen ist mittlerweile fest etabliert im Segelsport. Bei den letzten Olympischen Spielen gab es nur eine foilende Klasse. Mittlerweile sind es drei! Damit also ein Drittel der olympischen Klassen.

Wie beurteilen Sie die Qualität des Segelreviers Marseille? Kommt da Feeling auf?
Marseille ist ein interessantes Segelrevier. Es gibt dort generell zwei Segelbedingungen: Entweder es hämmert mit starkem Wind aus den nördlich gelegenen Bergen (Mistral), oder es weht eine leichte und harmlose Seebrise. Die Crews sind jetzt gerade vor allem mit der Gewichtsfrage beschäftigt. Möchte man sich eher schwer machen für die Mistral Bedingungen oder ist man lieber leicht und für die Seebrise gewappnet. Es ist bei den Olympischen Spielen nicht ungewöhnlich, dass das Segeln fernab des Olympischen Dorfes stattfindet. Ich traue es Marseille zu, dass die Stadt den olympischen Geist im Süden leben wird.

Wie kommentiert man eigentlich Segeln?
Das Segeln produziert bildgewaltiges Videomaterial. Man kann die Wetterbedingungen erkennen, Wind, Wellen und die Abläufe der Manöver. Um die Taktik und Strategie der Segler*innen jedoch wirklich verstehen zu können, benötigt man die Draufsicht auf den Regattakurs.
Dafür steht den Expert*innen im Studio eine Software zur Verfügung. Jedes Boot ist mit einem Tracker ausgestattet, der Kurs, Geschwindigkeit und Position ins Studio aussendet.
Mit Hilfe der Daten aller Konkurrent*innen und den Live-Bildern vor Ort entstehen Muster, die Olympiarennen.
Ganz besonders freue ich mich auf die Mitschnitte von den „On-Board“ Kameras. Damit sind wir als Zuschauer wirklich hautnah mit dabei, wenn die Segler*innen ihre wichtigsten Rennen segeln und die Emotionen überkochen.

Was brachte Sie zum Segeln und was macht die Faszination für Sie aus?
Mir wurde das Segeln von der Familie mitgegeben. Meine Großeltern waren Segler und meine Eltern haben sich auf einer Regatta kennengelernt. Ich habe also schon immer mit dem Segeln zu tun gehabt. An dem Sport liebe ich, dass wir Segler uns an die Natur anpassen müssen, um an unser Ziel zu kommen. Bloße Muskelberge reichen nicht aus. Um die richtige Strategie und Taktik zu fahren, benötigt man Köpfchen und Bauchgefühl. Für perfekte Manöver trainiert man Koordination und Schnelligkeit und, um das Boot schnell fahren zu können, benötigt man Kraft und eine technische Versiertheit.
Diese Vielseitigkeit, die man braucht, um ein guter Wassersportler zu sein, die liebe ich!

Dein Slogan ist „This Race is Female”. Was möchten Sie mit dieser Kampagne transportieren und erreichen?
Ob im Sport, in der Wissenschaft oder in der Politik: Frauen haben oft deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommen – und waren dadurch auch weniger sichtbar. Daher habe ich meine Kampagne „This Race is Female“ genannt. Auch um zu zeigen: Alles ist möglich, man muss es nur machen. Frauen können so viele coole und aufregende Dinge tun. Abenteuer sind eben nicht für Männer reserviert. Jedoch müssen viele Frauen erst sehen, was man alles erreichen kann, um es sich selbst zuzutrauen. Daher will ich ein solches Vorbild sein, gerade für Mädchen und junge Frauen. Ich will ihnen sagen: Träumt groß, die Welt liegt euch zu Füßen.

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