Sabine Rau
ARD Studioleiterin und Korrespondentin in Paris
Was sind aus Ihrer Sicht die besonderen Herausforderungen dieser Spiele – organisatorisch, politisch und vor allem mit Blick auf das Sicherheitskonzept?
300.000 Zuschauer allein bei der Eröffnungsfeier entlang der Seine, die Olympia-Teams, die auf Ausflugsbooten sechs Kilometer über die Seine bis zum Eiffelturm fahren – das hat es noch nie gegeben. Eine großartige Kulisse – und zugleich eine Riesen-Herausforderung für die Sicherheitskräfte. Denn die Terrorgefahr ist in Frankreich immer noch reell, dazu finden diese Spiele erstmals seit langer Zeit vor dem Hintergrund zweier Kriege in unmittelbarer Nachbarschaft - Ukraine und Gaza - statt.
30.000 Soldaten, Polizisten, Spezialkräfte sollen täglich rund um die Spiele für Sicherheit sorgen, dazu Drohnen und KI. Trotzdem ist bei vielen Pariserinnen und Parisern die Sorge vor Anschlägen groß.
Emmanuel Macron, für den die JO 2024 ein wichtiger Moment in seiner Präsidentschaft sind, hält dennoch unbeirrt an dem offenen Konzept fest. Zugleich hat er für die Eröffnungsfeier einen Plan B in der Hinterhand: Notfalls werde in letzter Minute entschieden, die Zeremonie umzuorganisieren, oder doch ins Stade de France zu verlegen.
Wie nachhaltig sind die Spiele angelegt?
Es ist das große Versprechen von Paris: Olympia 2024 soll praktisch klimaneutral sein: Kaum Neubauten, stattdessen Vorhandenes nutzen. Denn Paris richtet die Spiele schon zum dritten Mal aus: 1900, 1924, 2024. 95 Prozent der Sportstätten existierten bereits: Das Eröffnungsstadion von 1924 in Colombe wurde renoviert, ebenso das Schwimmstadion Piscine des Tourelles, in dem der spätere Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller 1924 dreimal Gold holte. Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradpisten und kurze Wege innerhalb der Stadt sollen CO2 vermeiden.
Neugebaut wurde hingegen das Dorf der Athleten in Saint Denis, dem ärmsten Vorort von Paris. Diese Wohnanlage soll später zum Teil in Sozialwohnungen umgewandelt werden.
Das offene Konzept von Paris 2024 soll zeigen, dass es möglich ist, mehr Menschen für Olympia zu begeistern und teilhaben zu lassen und dass die Spiele nicht nur für einige wenige, sondern auch für die Menschen in den sozial benachteiligten Vorstädten ein Gewinn sein können.
Allerdings gibt es auch Kritik. Gerade in den Banlieues fühlen sich viele Bewohner in die Olympia-Planungen nicht wirklich eingebunden. Kleingärten wurden für den Neubau des Olympiadorfs zerstört, ein Autobahnzubringer rücksichtslos durch ein Wohnviertel hindurch verlegt.
Und von den versprochenen neuen Metrolinien wird am Ende nur eine einzige fertig werden.
Ist die Seine sauber genug für die Schwimm-Wettbewerbe? Wie wurde/wird das erreicht?
Das ist die vielleicht heikelste Frage für die Veranstalter von Paris 2024. Denn die Seine ist nicht nur die Kulisse für die spektakuläre Eröffnungsveranstaltung.
Der kühne Plan ist: Große olympische Wettkämpfe, wie Schwimm-Marathon und Triathlon, sollen in der Seine ausgetragen werden. Und das, obwohl das Baden hier seit 100 Jahren verboten ist. Deswegen wird unter Hochdruck daran gearbeitet, die Seine sauber zu machen: Denn wegen des völlig veralteten Pariser Kanalsystems sind die Fäkalbakterien-Werte zu hoch. 40.000 Haushalte sollten an ein modernes Abwassersystem angeschlossen, Auffangbecken errichtet werden. Die Zeit läuft. In diesem Frühjahr waren die Wasserwerte allerdings zu schlecht, um die Seine für die Schwimmwettbewerbe frei zu geben. Doch der Optimismus in Paris ist groß: Der Präsident persönlich will den Beweis antreten und hat versprochen: Er wird noch vor den Spielen in der Seine schwimmen gehen.

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