Felix Neureuther

Felix Neureuther, geboren 1984 in München, ist der erfolgreichste deutsche Skirennläufer im Weltcup. Bereits mit 14 Jahren wurde er Schulweltmeister, mit 18 Jahren bestritt er seine ersten Weltcuprennen, von denen er 15 gewann, davon zwei Mal den berühmten Slalom am Ganslernhang in Kitzbühel. Neureuther holte fünf Weltmeisterschaftsmedaillen, drei Mal nahm er an Olympischen Spielen teil. Nach 18 intensiven und auch von Verletzungen geprägten Jahren beendete er 2019 seine Skikarriere. 
Schon seit seiner Jugend widmet sich der ARD-Experte sozialen Projekten. 2022 gründete er seine eigene „Felix-Neureuther-Stiftung“, bei der es darum geht, Bewegung bei Kindern zu fördern und Defizite in der Gehirnentwicklung durch spezielle Trainingsprogramme zu kompensieren.

Ich freue mich auf die neue Aufgabe, weil …..
ich glaube, dass die Spiele in Paris etwas ganz Besonderes werden und weil ich als Wintersportler mal Olympische Sommerspiele von einer anderen Seite erleben darf. Ich war bisher immer nur Zuschauer, habe alles aus der Perspektive angeschaut. Ich bin großer Sommersportfan, auch was die Olympischen Spiele betrifft.

Was macht Sommerspiele so speziell?
Die Spiele sind so speziell, weil du mal Sportarten siehst, die nicht so häufig präsent sind im Fernsehen. Und gefühlt sind die Sommerspiele auch, was die Nahbarkeit und das Olympische Flair betrifft, nicht so auseinander gezogen wie zum Beispiel Winterspiele und das wirkt sich automatisch auf die Athleten aus. Da gibt es ein viel größeres Olympisches Dorf, Sommerspiele sind gebündelter als Winterspiele.

Sind Sie aufgeregt?
Nervosität eigentlich nicht, sondern Vorfreude ist da! Das muss ich sagen. Auch mit dem Team zusammenzuarbeiten. Da sind schon langjährige Bekannte dabei, mit denen man schon viel gemeinsam umgesetzt hat. Meine Aufgabe ist jetzt nicht, eine große Expertise zu den jeweiligen Sportarten zu hinterlegen, weil da gibt’s welche, die kennen sich besser aus. Aber einfach Mal Olympia von einer anderen Seite zu zeigen. Esther, Alex – sind alles sehr gute Bekannte. Das macht auch menschlich richtig Spaß.

Wollen Sie etwas anders machen?
Ich glaube, dass es wichtig ist, den Zuschauer*innen Olympia auch von einer anderen Seite zu vermitteln. Zu zeigen: Was passiert eigentlich in dem Land? Was ist alles positiv? Aber auch: Was können wir aus diesen Olympischen Spielen lernen zukünftig? Das Positive, aber auch was nicht so läuft, um dann zu schauen: Was kann man anders umsetzen. Ich freue mich darauf, Entscheidungsträger zu treffen, aber auch Sportlerinnen und Sportler, um deren Blick auf die Spiele einzufangen. Es geht ja nicht um mich persönlich, sondern um die Menschen hinter dem Sport, die Menschen im Land, wie sie zu den Olympischen Spielen tatsächlich stehen. 

Welchen Moment oder was allgemein wünschen Sie sich für die Olympischen Spiele?
Ich würde mir wünschen, dass es friedliche Spiele werden. Dass es Spiele werden, die die Masse begeistern und die vor allem auch Kinder motivieren, rauszugehen und Sport zu treiben. Diese Kraft hat Olympia.

Sind Sie als ehemaliger Spitzensportler wehmütig, wenn Sie Athlet*innen „bei der Arbeit“ sehen?
Mir geht’s immer so: Egal was ich im Fernsehen anschaue, da denke ich immer: Boa, das muss ich selber ausprobieren, weil’s einfach Spaß macht. Natürlich ist der Moment, wo du dann Olympia-Teilnehmer bist, ein ganz besonderer. Aber das ist alles Vergangenheit. In der Gegenwart macht's keinen Sinn mehr bei mir (lacht). Also ich kann das sehr gut abschließen. Aber ich weiß natürlich, wie sich das anfühlt, bei Olympia am Start zu stehen – ganz klar. Dieses Gefühl ist etwas Einzigartiges. Das dürfen nicht viele Menschen auf diesem Planeten erleben und deswegen muss man sehr dankbar sein, dass man sowas erleben durfte und dass es die Athletinnen und Athleten jetzt erleben dürfen.

Wie würden Sie das Gefühl, bei Olympia zu starten, mit Worten beschreiben?
Anspannung zum einen natürlich. Aber einfach sein Land repräsentieren zu dürfen, ist etwas sehr Spezielles. Ich stell‘ mir bei den Olympischen Sommerspielen so toll vor, dass dort dieses „WIR“ entsteht. Da ist eine große Gruppe Gleichgesinnter, die nach dem Gleichen streben – das kann extrem beflügeln! Und das ist das ganz Spezielle bei Olympia, weil du ja sonst nicht so mit anderen Sportarten und Sportler*innen in Kontakt bist. Und das schafft Olympia.

Was treibt Menschen zu Höchstleistungen an – was hat Sie angetrieben?
Vorbilder. Das treibt Menschen an. Diese Leidenschaft für etwas. Dadurch kann eine wahnsinnig große Kraft entstehen. Ich glaube, diese Leidenschaft, diese „Freude am Tun“, ist das, was die Menschen antreibt.

Wie würden Sie die deutschen Chancen einschätzen?
Olympia schreibt oft seine eigenen Gesetze. Eine Chance hat jeder, der teilnimmt. Definitiv. Man kann an diesem einen Tag über sich hinauswachsen. Diese Chance muss man versuchen, zu ergreifen. Du hast ja nichts zu verlieren, du kannst ja nur gewinnen. Auch wenn du keine Medaille gewinnst. Ich glaube, das ist eine gesunde Einstellung. Wenn man mit der an ein Großereignis rangeht, dann glaube ich, dass wir schon sehr gut abschneiden können. Ich glaube an unsere Sportlerinnen und Sportler.

Ist Dabeisein alles?
Das zählt wahrscheinlich für den Großteil der Athletinnen und Athleten. Aber es gibt natürlich schon diejenigen, die einfach aufgrund der Vorleistungen einen Anspruch haben, eine Medaille zu gewinnen. Das gilt für die Deutschen ganz speziell. Es gibt eine Qualifikation für die Olympischen Spiele und wenn du diese Qualifikation hast, dann gehörst du zu den besten Sportlerinnen und Sportlern Deutschlands. Ich glaube schon, dass der Anspruch sein muss, dass wir nicht nur „dabei sind“, sondern dass schon auch der Leistungsgedanke im Vordergrund steht.

Ist es schwieriger, heute Athlet*in zu sein?
Ich glaube, dass die Leistungsdichte sich einfach verändert hat. Der Sport wird immer professioneller, auch schon in jungen Jahren. Dadurch allein entsteht eine höhere Leistung. Deswegen ist es schwieriger, vorne dabei zu sein. Es gibt Länder, die machen uns das vor. „Höher, schneller, weiter“ gilt für den Sport und die Athletinnen und Athleten – aber muss das auch für Großereignisse sein? Vielleicht tut es in einer Zeit, in der Menschen wieder Normalität herbeisehen, auch mal gut, nicht überdimensionale Großereignisse zu erleben, sondern lieber ein Stück weit was Normales, „back to the roots“ zu gehen. Ich glaube, die großen Verbände sollten mal eine andere Struktur fahren. Das würde Olympischen Spielen ganz gut stehen. Vor allem auch, dass man die Grundwerte nicht vergisst: Fairplay, Dabeisein ist alles, dass es wieder mehr um die Sportlerinnen und Sportler geht und nicht darum, wie viel Geld man mit den Spielen generiert.

Möchten Sie noch etwas loswerden?
Ich würde mir schon wünschen, dass sich bei den Menschen in Deutschland durch die Spiele in Paris was bewegt. Dass auch wir in Deutschland wieder offen dafür sind, besonders die Bevölkerung, Olympische Spiele austragen zu wollen. Und zwar richtig. Nicht nur, dass Milliarden ausgegeben werden, sondern dass das Geld, das durch die Spiele freigegeben und umgesetzt wird, dort eingesetzt wird, wo es für mich vernünftig wäre: in der Kinder- und Jugendförderung. Dass wir durch Olympische Spiele unsere Kinder dazu motivieren, dass sie gesünder leben. Und dass sie weggehen vom Smartphone und wieder raus in die Natur und einfach Lust haben, Sport zu treiben. Dass wieder mehr eine Begeisterung für den Sport entsteht.

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