Nord bei Nordwest
FETTE ENTE MIT PILZEN DONNERSTAG, 2. JANUAR, 20.15 UHR
HAARE? HARTMANN! DONNERSTAG, 9. JANUAR, 20.15 UHR
DAS NOLDEN-HAUS DONNERSTAG, 16. JANUAR, 20.15 UHR
Alle Filme ab Montag, 30. Dezember 2024, in der ARD Mediathek
„In Schwanitz geht das!“ 10 Jahre Nord bei Nordwest
Wenn jemand stutzt und fragt: „Herr Jacobs ist Tierarzt und Polizist?“, antwortet Jule Christiansen (Marleen Lohse) mit der ihr eigenen Offenheit: „Ja, natürlich. In Schwanitz geht das.“ Von der ersten Minute an zeigte „Nord bei Nordwest“ deutlich, dass man sich hier nicht in einem TV-Krimi von der Stange, sondern in einer von Holger Karsten Schmidt erdachten etwas anderen Krimi-Welt befindet. Dieses Setting und die wunderbar lebendigen Figuren haben in den letzten zehn Jahren die Darsteller*innen und Regisseur*innen dazu inspiriert, außergewöhnliche und erfolgreiche Filme zu realisieren.
Auch 2025 werden wieder drei neue Filme mit drei sehr unterschiedlichen Tonlagen und Genre-Mixturen aufwarten. „Fette Ente mit Pilzen“ ist ein Agenten-Krimi mit Thriller-Momenten, „Haare? Hartmann!“ eine „scherenscharfe“ Kriminalkomödie mit viel schwarzem Humor und „Das Nolden-Haus“ ist der erste Horror-Film der Reihe, natürlich mit Gefühl & Augenzwinkern. Ob ein chinesischer Agent mit Tötungsabsicht, eine Friseurin mit dunklem Geheimnis oder ein Spukhaus mitten im Dorf, die Erfolgsreihe paart trockenen Sprachwitz à la Loriot mit Hitchcock‘scher MacGuffin und regionaler Coolness.
Das Bemerkenswerteste an „Nord bei Nordwest“ ist die Lockerheit, mit der die Stories und Genres variieren und mit der kleine Dinge große Effekte erzielen. Es sind die Autoren Holger Karsten Schmidt und Niels Holle, die uns immer wieder aufs Neue überraschen. Ein weiterer Glückfall sind Hinnerk Schönemann als Hauke Jacobs, Marleen Lohse als Jule Christiansen und Jana Klinge als Hannah Wagner, sie sind das Herz der Reihe und lassen das Beziehungsdreieck von Jahr zu Jahr wachsen. Doch nicht nur sie sind es, die „Nord bei Nordwest“ zu seinem Kultstatus verhelfen, es ist das gesamte Schwanitzer Ensemble, das die Zuschauerinnen und Zuschauer in ihre Herzen geschlossen haben.
Das Einzige, was sich nie verändert, ist das an die jeweilige Story angepasste Verhalten von Hauke Jacobs & Co. Ihre Beziehung und die Komik sind nie aufgesetzt, sondern kommen aus der Tiefe der drei Hauptfiguren. Der Kuss, zu dem es nicht kommt, ist in Schwanitz mehr als nur ein verhinderter Kuss. Er ist ein Versprechen.
Die Basis aller mittlerweile 27 Geschichten sind, neben den spannenden Kriminalfällen, starke Charaktere, ein „ehrliches“ Miteinander und ein besonderer filmischer Ansatz. Für alle diese Aspekte stehen die hervorragenden Regisseurinnen und Regisseure der Reihe, die die Möglichkeiten immer wieder aufs Neue ausloten.
Danke an alle Beteiligten für zehn überaus erfolgreiche Jahre und dafür, dass wir uns auf weitere spannende Geschichten freuen können, denn: „In Schwanitz geht das!“
Donald Kraemer (NDR), Katja Kirchen (ARD Degeto Film) - Redaktion
„Solange das Publikum unsere Leidenschaft für das Menschliche im Krimi teilt, für überforderte Normalos und vertrottelte Gangster, solange gehen uns die Ideen bestimmt auch weiterhin nicht aus“
Statement von Produzent Seth Hollinderbäumer
25 Folgen in 10 Jahren „Nord bei Nordwest“ – das ist schon sehr, sehr beeindruckend. Insbesondere, da ich selbst diesen Erfolg niemals vorausgesehen hätte, als ich zum ersten Mal von der Konstellation gehört hatte: „Tierarzt löst Kriminalfälle in einem kleinen Provinzdorf an der Ostsee“. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man aus dieser Prämisse ein langfristig erfolgreiches Format stricken könnte. Aber Claudia Schröder, meine Vorgängerin als Produzentin der Reihe, Autor Holger Karsten Schmidt und Donald Kraemer, der Redakteur des NDR, die drei Erfinder von „Nord bei Nordwest“, haben mich eines Besseren belehrt, und sie hatten so viel mehr als nur diesen einen Satz im Kopf. Und daran erfreuen wir uns mit jeder Folge aufs Neue. Die warmherzigen Figuren, der trockene norddeutsche Humor, die skurril-lakonische Erzählweise: All das macht Schwanitz und diese Reihe aus und bietet die Oberfläche, auf der wir Geschichten erzählen können, die aus der so immens großen deutschen Krimilandschaft herausstechen und die vor allem immer wieder überraschen. Solange das Publikum unsere Leidenschaft für das Menschliche im Krimi teilt, für überforderte Normalos und vertrottelte Gangster, solange gehen uns die Ideen bestimmt auch weiterhin nicht aus.
Aber ob und vor allem für welche der beiden wunderbaren Frauen in seinem Leben sich Hauke Jakobs je entscheiden wird, da bin auch ich überfragt …
„Was mich am meisten beeindruckt ist, dass man uns die Freiheit lässt, die unterschiedlichsten Geschichten zu erzählen. Jeder Film ist anders, jeder trägt eine andere Handschrift“
Gespräch mit Hinnerk Schönemann
Mit Holly, seinem geliebten Vierbeiner, lebt Hauke Jacobs nach wie vor zufrieden auf seinem kleinen Boot im Hafen von Schwanitz. Nach all den Jahren, die er inzwischen in diesem verschlafen wirkenden Örtchen verbringt, spielt er nicht mehr mit dem Gedanken, möglicherweise jederzeit verschwinden zu können. Zu sehr sind ihm die Dorfbewohner ans Herz gewachsen, vor allem seine Kollegin Hannah Wagner und Tierärztin Jule Christiansen. Obwohl er beide Frauen, denen er auf eine unausgesprochene, zärtliche Art sehr nahe ist, konsequent siezt – um sie sich dann letztlich doch auf Distanz zu halten? Hannahs überraschende Ankündigung, ihre Stelle als Polizistin an den Nagel hängen zu wollen und das auch noch wegen eines neuen Mannes in ihrem Leben – einer Urlaubsliebe namens Kevin! – macht Hauke schwer zu schaffen. Weitaus schwerer als sämtliche Störenfriede oder verzwickten Kriminalfälle, die es auf dem Priwall zu lösen gilt. Haukes ungelenke Bemühungen, Hannahs Entscheidung einfach zu ignorieren und ihren Traummann zu entzaubern, sind jedoch nicht von Erfolg gekrönt.
Gut, dass ihn der Fall der toten Chinesin und das verdächtige Verhalten der Mitarbeiter und des Chefs des neu eröffneten, irgendwie unheimlichen asiatischen Restaurants „Mandarin“ ablenken. Nicht minder irritieren ihn der Tod eines ermordeten ehemaligen Postbeamten und eine verschwundene Briefmarke, eine geheimnisvolle Friseurin, ein leerstehendes Haus, das Unheil verheißt, und eine exzentrische Wahrsagerin, die Geister beschwört und ihn, den eher rationalen Typen, ganz kirre macht. Dennoch bemüht sich Hauke, stets einen kühlen Kopf zu bewahren, es sei denn, Jule hat sich mal wieder in Lebensgefahr gebracht und Hannah überrumpelt ihn mit einem Ablenkungsmanöver der ganz besonderen Art.
Herr Schönemann, „Nord bei Nordwest“ gibt es inzwischen seit zehn Jahren, 27 Filme sind produziert, der 28. soeben abgedreht, und Sie sind von Anfang an dabei. Wie fühlt sich das an?
In meinem Leben hat „Nord bei Nordwest“ einen großen Stellenwert. Es ist ein so wunderbares Geschenk, in dieser Reihe mitzuspielen, ich kann sie nur in den höchsten Tönen loben. Ich freue mich jedes Mal riesig, das Team wiederzusehen, es ist wie eine toll funktionierende Familie. Alle ziehen an einem Strang, um etwas Schönes zu produzieren. Das schätze ich sehr. Was mich am meisten beeindruckt ist, dass man uns die Freiheit lässt, die unterschiedlichsten Geschichten zu erzählen. Jeder Film ist anders, jeder trägt eine andere Handschrift. Und ich freue mich über den großen Zuspruch unserer Fangemeinde. Wenn wir im Hafen von „Schwanitz“ drehen, müssen wir das Areal absperren, weil so viele Leute an unseren Geschichten teilhaben wollen. Die freuen sich so sehr, uns zu sehen. Und egal, wo ich mich in Deutschland aufhalte – ich werde immer auf „Nord bei Nordwest“ angesprochen.
Was interessiert die Menschen am meisten?
Sie wollen in erster Linie von mir wissen, mit welcher der beiden Frauen Hauke zusammenkommen wird, ob mit Jule oder Hannah, und ob Holly mir gehört. Die Dreiecksbeziehung zwischen Hauke, Hannah und Jule spielt sich in den Köpfen der Leute ab – das bedienen wir natürlich. Aber für uns Schauspieler steht diese Liebelei und die Frage, wer mit wem wann was gemacht hat oder was als nächstes passieren wird, gar nicht im Vordergrund. Für uns geht es vor allem um die Geschichten, die wir erzählen.
Wie hat sich Ihre Figur Hauke Jacobs in all den Jahren entwickelt?
Aus meiner Sicht war es ein sehr guter Kniff, dass Hauke in Schwanitz nicht nur Tierarzt ist, sondern auch als Polizist arbeitet. Dass er in seiner Vergangenheit in Hamburg Ermittler war, steckt tief in ihm drin, was man im Polizeirevier Schwanitz sehr schnell erkannt hat. Hauke ist zwar nach wie vor maulfaul, aber insgesamt sehr viel offener und freier geworden. Und vor allem: Er spielt nicht mehr mit dem Gedanken, Schwanitz zu verlassen, weil er sich inzwischen dort zu Hause fühlt. Dennoch bleibt es dabei: Er wird nicht in eine Wohnung oder in ein Haus ziehen, sondern weiterhin auf seinem Boot leben.
Warum wirft Hannah Wagners Ankündigung, Schwanitz mit ihrer frischen Urlaubsliebe zu verlassen, Hauke Jacobs so aus der Bahn?
Hauke ist ziemlich angepiekst und irritiert, weil Hannah eine Art Grundpfeiler in seinem Leben darstellt. Insofern findet er es weder richtig noch gut, dass sie wegwill. Außerdem hat er ein Gespür dafür, dass dieser neue Mann nicht der passende Partner für sie ist. Das kann er ihr natürlich nicht sagen, aber er provoziert sie und ihren Neuen und versucht, ihre Entscheidung zu übergehen: Den Brief, der ihre Kündigung enthält, öffnet er erst gar nicht.
Empfinden Sie es als Gewinn, dass die Filme von unterschiedlichen Regisseuren inszeniert werden?
Auf jeden Fall! Dadurch bleibt man als Schauspieler offen für Neues und jeder Film bekommt seine eigene Handschrift. Das finde ich gut. Für mich ist es immer wieder eine schöne Erfahrung, dass man mir die Freiheit gibt, mich spielen zu lassen, wie ich möchte. Wenn mich aber ein Regisseur in eine bestimmte Richtung pusht, kann das aber durchaus eine große Bereicherung sein.
Haben Sie eine Lieblingsfolge aus den 28 bisher gedrehten?
„Frau Irmler“ und die neue Folge „Das Nolden-Haus“ liegen in meiner Scala ganz weit oben. Beide Filme bedienen eine völlig andere Ebene, von der Bildsprache her, von der Poesie, von der Skurrilität. Mir sind Geschichten, die nicht durch eine Bedrohung durch Eindringlinge von außen, sondern aus Schwanitz heraus entstehen, am liebsten.
„Das Nolden-Haus“, in dem es nicht mit rechten Dingen zuzugehen scheint, lässt alle irgendwie unter Strom stehen, sogar Hauke Jacobs …
Ja, eigentlich ist er ja ein rationaler Typ, aber diese seltsame Stimmung im Nolden-Haus und Jules und Hannahs Nervosität strahlen auch auf ihn aus. Verrückt! Ich persönlich glaube nicht an Prophezeiungen und an Hellseherinnen, aber ich glaube, dass es Dinge gibt, die wir nicht erklären und nicht steuern können. Manchmal geschehen krasse Zufälle, bei denen man irritiert feststellt: „Das kann doch gar nicht sein!“. Insofern denke ich schon, dass es etwas Übersinnliches gibt.
„Fette Ente mit Pilzen“ spricht die problematische Situation der uigurischen Minderheit in China an. Inwieweit halten Sie es für wichtig, dies in einem Krimiformat zu thematisieren?
Für unsere Reihe „Nord bei Nordwest“ ist es ungewöhnlich, ein politisches Thema anzusprechen. Ich finde das sehr mutig und gut. Mit einem Krimiformat erreicht man ja auch noch eine andere und vielleicht größere Zielgruppe als mit einer Dokumentation.
Sie werden eine der nächsten „Nord bei Nordwest“-Folgen inszenieren. Wie weit sind Sie?
Ab Dezember gehen wir auf Motivsuche, Mitte Februar geht meine dritte Regiearbeit los – dann wird es ernst. Ich freue mich total darauf! Die Schauspielerei macht mir wahnsinnig viel Spaß, und mit der Regiearbeit habe ich eine neue Erfüllung gefunden.
„Hannah ist selbstbewusster geworden, grenzt sich nicht mehr so ab. Dadurch kann sie ihre Freiheit im Job und in der Liebe viel bewusster genießen“
Gespräch mit Jana Klinge
Die ruhige und besonnene, eher zurückhaltende Art von Hannah Wagner wird nicht nur von ihrem näheren Umfeld geschätzt – mit ihrer Empathie und Sensibilität trägt diese Kombination auch zum Erfolg bei der Lösung besonders schwieriger Kriminalfälle bei. Auch dieses Mal ist die Kommissarin von den Ereignissen überrascht, die das liebliche Schwanitz mitunter geradezu überrollen, von den Abgründen, die sich auftun, schaut man hinter die Fassaden so mancher Dorfbewohner oder der Menschen, die von außen kommen und Unheil auf dem Priwall anrichten. Dabei kam sie doch so entspannt und verliebt aus dem Urlaub zurück, fest entschlossen, ihren Job als Leiterin des Polizeipostens Schwanitz an den Nagel zu hängen und mit Kevin, ihrer Urlaubsbekanntschaft, ins Ausland auszuwandern. Doch die junge, offenbar verfolgte Chinesin, die auf der Straße bei einem Unfall starb, das seltsam anmutende neue asiatische Restaurant, in dem sich offensichtlich ein politisches Drama abzeichnet, eine rätselhafte Friseurin und eine wertvolle Briefmarke, die mehr als ein Todesopfer fordert und sogar Hannah in höchste Gefahr bringt, holen die Polizistin schnell auf den Boden der Schwanitzer Tatsachen zurück. Nicht zu vergessen das sagenumwobene Nolden-Haus mit seiner dunklen Vergangenheit und einem schockierenden Fund im Garten.
Apropos Liebestaumel: Die kleinen Flirts mit ihrem Kollegen Hauke Jacobs bringen Hannah nach wie vor ins Schleudern, mehr als einmal kommen sich die beiden wieder gefährlich nahe. Tief im Innern weiß Hannah: Die Geschichte mit Hauke ist noch lange nicht auserzählt. Und das genießt sie, auch wenn sie weiß, dass es mit Jule eine Konkurrentin gibt. Ernsthaft?
Frau Klinge, Hannah Wagner schockt Hauke mit der vollendeten Tatsache, nicht nur einen anderen Mann kennen gelernt zu haben, sondern deshalb auch ihren Job in Schwanitz aufzugeben. Dann entscheidet sie sich plötzlich dagegen. Was geht in ihr vor? War es eine Entscheidung für Hauke oder für ihren Beruf?
Die Idee, dem anderen Mann in ein anderes Land zu folgen, war eine Entscheidung, die sich zunächst richtig anfühlte. Die Kontrolle abzugeben und ins Ungewisse aufzubrechen. Etwas Eigenes zu haben. Eine Dreierkonstellation zu verlassen, in der sie sich aufgehoben fühlt, die sich aber nie zu einer romantischen Zweierbeziehung entwickeln kann. Zurück aus dem Urlaub muss Hannah einsehen, dass sie sich sicher fühlt in den dortigen Strukturen. Dass sie gut ist in ihrem Job. Dafür brennt. Im Team mit Hauke. All das müsste sie aufgeben, sich anderen Aufgaben widmen. Als sie sich verabschiedet und sie Hauke ihren Ausweis und die Waffe aushändigt, wird ihr klar, dass sie doch dazu nicht bereit ist. Sie wartet auf ein Zeichen, dass sie nicht gehen kann.
Zehn Jahre gibt es nun „Nord bei Nordwest“, Sie sind seit 2021 und 17 Folgen dabei. Wie hat sich Ihre Figur Ihrer Meinung nach in dieser Zeit entwickelt?
Hannah ist selbstbewusster geworden, grenzt sich nicht mehr so ab. Dadurch kann sie ihre Freiheit im Job und in der Liebe viel bewusster genießen.
Haben Sie eine Lieblingsfolge?
„Natalja“ mochte ich sehr gern, weil Hauke hier zum ersten Mal mit Hannah über seine Vergangenheit und Gefühle sprach. Damit war der Grundstein für eine nähere Beziehung zwischen den beiden gelegt.
Wenn Sie das Drehbuch für eine neue Folge von „Nord bei Nordwest“ erhalten, schauen Sie als erstes, an welchem Punkt die Beziehung zwischen Hannah, Hauke und Jule ist oder welche Wendung es diesmal in der Beziehung gibt?
Ich lese es einmal vollständig von vorne nach hinten und dann noch viele Male von hinten nach vorne. Und bin dabei natürlich immer auch sehr interessiert an der neuen Dynamik der Drei.
Glauben Sie, dass es übersinnliche Kräfte gibt, glauben Sie an Prophezeiungen, an Dinge, die wir nicht erklären können?
Tatsächlich glaube ich an die Theorie der Synchronizität nach C.G. Jung. Einfach, weil es mir schon oft passiert ist, dass ich unbewusst über etwas oder jemanden nachdenke, das oder der mir dann kurz später in anderem Zusammenhang wieder begegnet. Bei einer Wahrsagerin war ich aber noch nie. Vielleicht, weil ich tatsächlich Angst hätte, negativen Prophezeiungen Glauben zu schenken…:)
Sind Sie beim Öffnen von Glückskeksen neugierig auf die darin verpackten Weisheiten?
Ja, immer. Ich finde, das ist ein schönes Ritual und immer auch ein kleines Innehalten.
Inwieweit war Ihnen die Situation der Uigurischen Minderheit vertraut, die in „Fette Ente mit Pilzen" angesprochen wird?
Ich habe mich erst durch diesen Dreh intensiver damit auseinandergesetzt. Mir war nicht bewusst, in welchem Ausmaß dort Menschenrechte verletzt werden.
Die Situation der Uigurischen Minderheit ist erschütternd. Ich finde es essentiell, Themen wie Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen auch im Unterhaltungsfernsehen anzusprechen, um das Bewusstsein dafür zu schärfen.
„Schwanitz ist für mich ein Heimathafen geworden, und das macht mich sehr glücklich“
Gespräch mit Marleen Lohse
Tiere stehen in dem Leben von Jule Christiansen nach wie vor an erster Stelle. Ob klein oder groß, ob Ratte oder Brieftaube – das Tierwohl hat für die beliebte und patente Veterinärin oberste Priorität. Doch auch für Menschen, die in Not sind oder von denen Jule meint, sich um sie kümmern zu müssen, schwingt sich die Rothaarige gern auf ihr Motorrad, um für sie da zu sein. Ihre Warmherzigkeit und Fröhlichkeit sind ansteckend – jeder im Ort mag sie und vertraut ihr. Und manch einer verliebt sich in sie.
Tief im Innern ist Jule allerdings überzeugt, auch zu Höherem berufen zu sein. Ohne sie läuft in Schwanitz doch nichts, eigentlich ist sie die dritte Polizistin im Ort, findet sie! Es war doch schon immer so, dass sie Hauke und Kommissarin Hannah Wagner mit wertvollen Tipps zur Überführung von Verbrechern verhalf! Beherzt stürzt sie sich auch dieses Mal im Alleingang in diverse Abenteuer. Jule scheut kein Risiko und schreckt nicht davor zurück, durch die düsteren Flure des asiatischen Restaurants „Mandarin“ zu schleichen, um nach verschwundenen Dalmatinern zu fahnden, verhilft verfolgten Uiguren zur Flucht und sieht sich nachts im gruseligen Nolden-Haus um, in dem sich ihre einstige Freundin erhängte. Fast blauäugig ist ihr Einfall, im Wohnzimmer einer verdächtigen Killerin auf diese zu warten. Ganz besonders wachsam ist Jule allerdings, wenn sie, Hauke und Hannah aufeinandertreffen. Wer ist aktuell wem sehr nah und wie? Ist ihr möglicherweise etwas entgangen, als die beiden Ermittler ohne sie unterwegs waren? Und soll sie sich freuen, dass Hannah plant, mit Kevin, dem neuen Mann an ihrer Seite, Schwanitz für immer zu verlassen?
Frau Lohse, auch in diesen Fällen begibt sich Jule Christiansen mehrmals in höchste Gefahr. Ist es Neugier, ihr Ermittler-Gen oder ihr großes Herz, anderen zu helfen?
Ich würde sagen, es ist eine ziemlich ausgewogene Mischung. Jule ist wohl eine der neugierigsten Figuren, die ich je spielen durfte. Sobald ihre Neugierde geweckt ist, kommt auch das Ermittler-Gen in ihr zum Vorschein. Wenn Jule dann Ungerechtigkeit spürt, setzt sie alles daran, etwas zu tun, ohne dabei groß über die Konsequenzen für sich selbst nachzudenken. Diese Entschlossenheit schätze ich sehr an ihr, auch wenn sie Jule oft an ihre Grenzen bringt.
In „Fette Ente mit Pilzen" geht es auch um das Schicksal der Uiguren. Jule Christiansen erweist sich als Helferin einiger Verfolgter. Haben Sie sich im Vorfeld mit dieser Thematik befasst?
Ich habe mich im Vorfeld mit dieser Thematik auseinandergesetzt. Die Situation der Uiguren ist erschütternd. Ich hoffe, dass der Film zumindest ein kleines bisschen dazu beiträgt, mehr Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken. Es darf einfach nicht in Vergessenheit geraten.
Glauben Sie an übersinnliche Kräfte, an Prophezeiungen oder halten Sie das für Humbug? Jule hat ja herausgefunden, dass Geisterbeschwörerin Rosinski Tricks anwendet, um ihr Publikum zu beeindrucken ...
Ich habe für mich entschieden, nur an Prophezeiungen und Horoskope zu glauben, wenn sie mir etwas Positives vorhersagen. Im Ernst: Hier und da schlummert ein kleiner Aberglaube in mir, aber im Großen und Ganzen bin ich doch sehr bodenständig.
Wie halten Sie es mit Glückskekssprüchen? Lassen Sie sich von den Weisheiten beeindrucken?
Wenn mir der Glückskeks etwas Positives prophezeit, spiele ich gerne mit dem Gedanken. Tatsächlich hat es ein Spruch von den Dreharbeiten zu dem Film „Nord bei Nordwest - Fette Ente mit Pilzen“ sogar in mein Portemonnaie geschafft. 😊
Das Dreiecksverhältnis zwischen Hauke Jacobs, Hannah Wagner und Jule Christiansen gerät mit dem Auftauchen von Hannahs neuem Freund aus der Balance – zur Freude von Jule?
Ein bisschen Entspannung tut unserem Dreiecksverhältnis sicherlich gut, aber eigentlich genießt Jule auch die Spannung, die diese besondere Konstellation in Schwanitz mit sich bringt.
Jules Tierliebe ist ungebrochen, sie ist ständig im Einsatz. Fällt es Ihnen leichter, mit Tieren oder Menschen zu drehen?
Das hängt ganz von den Kollegen ab – sowohl den tierischen als auch den menschlichen. Ich hatte bei beidem schon sehr viel Glück, aber auch mal Pech. Den Dreh mit einem Affen für eine „Nord bei Nordwest“-Folge habe ich in furchtbarer Erinnerung ...
Ist Ihnen in zehn Jahren „Nord bei Nordwest" eine Anekdote oder eine Szene besonders in Erinnerung geblieben?
Oh, da gibt es einen ganzen Strauß herrlicher Anekdoten und viele Lieblingsszenen. Der Dreh mit den Waschbären, der Versuch, meinen Schwangerschaftsbauch mit Requisiten zu verstecken, die langen Tage und Nächte im Sturm an den wunderschönen Stränden von Fehmarn ... Was mich jedoch über all die Jahre am meisten berührt, ist das großartige Team. Viele sind von Anfang an dabei. Schwanitz ist für mich ein Heimathafen geworden, und das macht mich sehr glücklich.
„Die Rolle in einer Fernsehreihe lässt auf ein längerfristiges Engagement und Einkommen hoffen“
Gespräch mit Fritz
Fritz ist der neue „Holly“ an Hauke Jacobs Seite. Sein Vorgänger Finn ist in Rente gegangen und hat das Feld dem dreijährigen Rüden überlassen. Fritz‘ erster Einsatz in Schwanitz ist in „Fette Ente mit Pilzen“. Er, ebenfalls ein Langhaar Weimaraner, ist quirliger und ungestümer als sein Vorgänger – ein Teenager halt. Fritz freut sich, wenn man ihn anfasst und streichelt, ist aber nicht so wild auf Lob aus wie sein Vorgänger. Drehpausen liebt er, dann kann er herumtollen oder in Ruhe in der Ecke liegen und auf seinen nächsten Einsatz warten. Dauert eine Szene zu lange oder muss sie mehrmals wiederholt werden, kann es Fritz schon mal langweilig werden. „Das wird sich legen“, weiß sein Tiertrainer Marco Heyse. Für Hauke Jacobs ist es wichtig, nicht nur einen treuen Begleiter an seiner Seite zu haben, sondern auch einen guten Spurensucher. Und das erfüllt Fritz absolut. „Diese Fähigkeit ist bei ihm sehr ausgeprägt, manchmal sogar zu sehr“, sagt Heyse. Denn sobald der Vierbeiner etwas Außergewöhnliches riecht, kräuselt er die Nase, hält sie in den Wind und folgt nicht unbedingt der Regieanweisung, wenn es heißt: „Und Action!“ Aber auch das wird Holly II. mit der Zeit lernen, wenn er mehr Einsätze auf dem Priwall hat.
Fritz, was gab den Ausschlag, die Rolle des Holly in „Nord bei Nordwest“ anzunehmen?
Mein Traum war es schon lange, als Polizeihund zu arbeiten und mit meinem guten Spürsinn und Einfühlungsvermögen zur Lösung von Verbrechen beizutragen. Finn ist in Rente, der Platz war frei, und die Macher*innen von „Nord bei Nordwest“ und mein Trainer Marco Heyse haben erkannt, dass ich das Potential dazu habe, diese Rolle zu übernehmen. Das macht mich mächtig stolz. Außerdem, das darf man nicht unterschätzen, lässt die Rolle in einer Fernsehreihe auf ein längerfristiges Engagement und Einkommen hoffen.
Gab es weitere Beweggründe?
Ich bin kein Stadthund, sondern liebe es, in der Natur zu sein. Das bietet Schwanitz. Ich brauche viel Bewegung und genieße es, in Drehpausen mit meinem leider nur im Film (fiktiven) Herrchen Hinnerk Schönemann am Strand zu laufen und zu spielen – auch gern mit den beiden tollen Frauen an seiner Seite, Jana Klinge und Marleen Lohse, die Hauke ja offenbar sehr mag. Das macht richtig viel Spaß.
Was ist dein Ziel?
Das Wichtigste ist für mich, mein Herrchen Hauke Jacobs vor irgendwelchen Schurken und Bösewichten zu beschützen, die offensichtlich häufig in Schwanitz auftauchen, und mindestens so gut und professionell aufzutreten wie Finn. Und ich hoffe natürlich, genauso ein heimlicher Star dieser Fernsehreihe zu werden wie mein Vorgänger!
Impressum
Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation
Texte und Interviews:
Gitta Deutz
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
Bildnachweis:
NDR/Gordon Timpen
NDR/Christian Spielmann (Donald Kraemer)
NDR/ARD Degeto Film (Katja Kirchen)
NDR/Jens-Ulrich Koch (Seth Hollinderbäumer)
Fotos:
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Presseservice:
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