Im Moment der Angst

MONTAG, 6. JANUAR, 20.15 UHR IM ERSTEN
AB DIENSTAG, 31. DEZEMBER, IN DER ARD MEDIATHEK

Christoph Schmidt, Programmgeschäftsführer ARD Vorabend

Christoph Schmidt, Programmgeschäftsführer ARD Vorabend

„Raum für die Figuren und die Geschichte, Raum für die Emotionen und dazu noch wunderbare Einstellungen Hamburgs sind zum zweiten Mal das Erfolgsrezept“

Dieser Film ist sehr besonders geworden. Er behandelt Themen, die uns alle persönlich betreffen. Da sind auf der einen Seite die Mängel im Gesundheitssystem, die der Film beleuchtet. Auf der anderen Seite der Umgang mit der eigenen Angst und auch mit dem eigenen Versagen. Wir erleben die Dramatik über unsere Hauptfigur „Harry Möller“ hautnah. Maria Ketikidou spielt die Rolle beeindruckend und beweist erneut, warum sie eine der prägenden Figuren unseres „Großstadtreviers“ ist. Aber sie ist nicht allein: Das ganze Team des „Großstadtreviers“ zeigt, dass es das Publikum mit immer neuen und anders erzählten Geschichten zu fesseln vermag.

Es ist etwas ganz Besonderes, wenn Vorabendserien den Sprung in den Hauptabend wagen. Auch diesmal sind wir uns sicher, die richtige Bühne gewählt zu haben.

Schon der erste Film „Großstadtrevier – St. Pauli, 06:07 Uhr“ Uhr konnte im Jahr 2021 im Ersten fast sieben Millionen Menschen begeistern, der Marktanteil lag bei 23,4 Prozent. Auch die 90-minütigen Fassungen „Morden im Norden – Am Abgrund“ und „Hubert ohne Staller – Dem Himmel ganz nah“ erfreuten sich im Weihnachtssonderprogramm 2023/24  großer Publikumsresonanz. Wir sind sicher, dass wir mit „Großstadtrevier – Im Moment der Angst“ diese erfreulichen Ergebnisse bestätigen können. Das Team hinter der Serie beweist erneut, dass die Themen und die Erzählweise des Reviers in Spielfilmlänge funktionieren.

Raum für die Figuren und die Geschichte, Raum für die Emotionen und dazu noch wunderbare Einstellungen Hamburgs sind zum zweiten Mal das Erfolgsrezept. Wir nehmen Sie mit auf die Reise zu unserem Kiez: „Im Moment der Angst“.

Christoph Schmidt (NDR), Programmgeschäftsführer ARD Vorabend

INHALT

So ziemlich alles hat Harry Möller (Maria Ketikidou) in ihren 35 Jahren als Polizistin bei Einsätzen gesehen und erlebt. Doch plötzlich gerät sie in diesen einen Moment, in dem alles anders ist. In dem sie aus der Routine in einen psychischen Ausnahmezustand kippt, mit schwerwiegenden Folgen für sich selbst und ihren Kollegen Nils Sanchez (Enrique Fiß).

Bei einer Massenschlägerei in der Hamburger HafenCity werden Harry Möller und die Rettungssanitäterin Mirja Grabowski (Franziska von Harsdorf) schwer verletzt. Die beiden Frauen können sich nur noch fluchtartig im Rettungswagen verbarrikadieren, von außen hämmert und schubst die entfesselte Meute gegen das Fahrzeug. Als Harry Möller der Sanitäterin am nächsten Tag zum Dank Blumen ins Krankenhaus bringen will, bedeckt eine Pflegerin gerade das Gesicht der jungen Frau mit einem Laken. Mirja Grabowski hat die Nacht nicht überlebt.

„Im Moment der Angst“ wirft hinter dem Kriminalfall Systemfragen zu einem gewinnorientierten Gesundheitssystem und Menschen auf, die sich von der Gesellschaft abgehängt fühlen. Er hinterfragt den Umgang mit Schuld und Verantwortlichkeit. Antworten darauf muss auch Harry Möller für sich finden, die mehr und mehr realisiert, was ihr „Im Moment der Angst“ entglitten ist. Für das gesamte Team vom „Großstadtrevier“ tun sich im Verlauf der Ermittlungen Abgründe auf.

BESETZUNG

Hariklia Möller
Maria Ketikidou

Nils Sanchez
Enrique Fiß

Frau Küppers
Saskia Fischer

Lukas Petersen
Patrick Abozen

Bente Hinrichs
Sinha Melina Gierke

Daniel Schirmer
Sven Fricke

Mirja Grabowski
Franziska von Harsdorf

Tom Grabowski
Andreas Anke

Dr. Torben Achs
Torben Liebrecht

Dr. Raluca Dimitru
Janina Elkin

Marvin Paulsen aka „Marvellouz“
Behrad Beh Nezhad

Zoe Petrakis
Ipek Özgen

Sebo Koppeck
Eric Cordes

Malte
Ilja Wolfsohn

Matthies Möller
Levi Drozd

STAB

Drehbuch
Andreas Kaufmann

Regie
Florian Gottschick

Montage
Janina Gerkens

Musik
Philipp Kobilke

Kamera
Lukas Steinbach

Produzentin
Claudia Thieme

Executive Producer
Diana Schulte-Kellinghaus (NDR), Christoph Pellander (ARD Degeto)

Redaktion
Franziska Dillberger (NDR), Katja Kirchen (ARD Degeto Film)

„Großstadtrevier – Im Moment der Angst“ wurde hergestellt von der Letterbox Filmproduktion im Auftrag von ARD, NDR und ARD Degeto Film für die ARD.

„Mein Anspruch ist immer eine wahrhaftige Darstellung“

Gespräch mit Hauptdarstellerin Maria Ketikidou (Harry Möller)

Inwiefern erleben die Zuschauer Harry Möller in diesem Film anders als in der Serie?
In 90 Minuten hat man natürlich viel mehr Zeit, in eine Geschichte und ihre Figuren einzutauchen. Das haben wir genutzt. Harry zeigt sich im Film von einer sehr, sehr persönlichen und privaten Seite. Sie wird von einem seelischen Ausnahmezustand geradewegs überrollt und agiert völlig anders, als man es von ihr gewohnt ist. Das wird die Zuschauer vielleicht irritieren. Ich hoffe aber, sie begleiten diese schmerzliche Entwicklung wohlwollend und sind am Ende wieder mit ihr versöhnt.

Wie haben Sie sich auf diesen „Ausnahmezustand“ vorbereitet?
Tausendmal im Einsatz, tausendmal Gewalt gesehen, tausendmal gekämpft und urplötzlich ergreift diese lähmende Angst oder Panik komplett Besitz von einer so erfahrenen Polizistin. Dieses Schocktrauma löst eine vorübergehende Amnesie bei Harry aus, ein Schutzmechanismus der Psyche.
Mein Anspruch ist immer eine wahrhaftige Darstellung, darum habe ich mich mit einer Psychologin getroffen und mir ein minutiöses Psychogramm der verschiedenen Stadien innerhalb des Handlungsbogens erarbeitet. Das war mein Kompass. Und natürlich Florian Gottschick. Ich hätte mir keinen besseren und einfühlsameren Regisseur wünschen können.

Wie haben Sie sich von den fordernden Dreharbeiten erholt – dazwischen und danach?
Tatsächlich kann ich mich an Vieles, was ich da gespielt habe und was in der Drehzeit auch drumherum passiert ist, nur schemenhaft erinnern. Das ist ein wenig spooky. Ich habe inzwischen gelernt, Szenen nach dem Dreh ad acta zu legen, sie loszulassen, anstatt mich noch stunden- oder tagelang damit zu beschäftigen, was ich besser oder anders hätte spielen können. Ich konzentriere mich lieber auf die nächste.

Der Film übt starke Kritik an einem Gesundheitssystem, in dem Profitabilität zu Lasten der Patientenfürsorge geht. Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Punkt gemacht?
Mein 84-jähriger Vater musste in der Notaufnahme eines Hamburger Krankenhauses mit höllischen Schmerzen zwölf Stunden ohne ein Glas Wasser oder eine Decke auf einem Stuhl ausharren, bis er nachts um zwei Uhr endlich in ein Krankenzimmer kam. Die Genehmigung eines PET-CTs für die Dokumentation seines Behandlungsverlaufs musste ich vier Monate lang bei der Krankenkasse regelrecht erkämpfen. Solche Geschichten, die den Verlust des ethischen Fokus in der Gesundheitsversorgung beschreiben, höre ich in letzter Zeit gehäuft.
Wir müssen dieses Thema adressieren, wenn sich was ändern soll.

„Wenn Kunst aufhören würde, politische Statements zu setzen, würden wir ein wichtiges Sprachrohr der Menschen verlieren“

Gespräch mit Regisseur Florian Gottschick

Welcher Gedanke fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie zurück an die Dreharbeiten denken?
Drehen mit tollen Menschen! Ich fühle mich sehr wohl mit dem Stammensemble und dem Produktionsteam - das sind alles Filmemacher, die was wollen. Sie lieben das „Großstadtrevier“ und seine kleinen und großen Geschichten. Und die Episodenschauspielerinnen und -schauspieler haben sich gut in dieses dynamische, liebevolle Team eingefügt.

Was hat für Sie die Regiearbeit ausgemacht, warum wollten Sie dieses Projekt gerne übernehmen?
Ich wurde schon früh in die Stoffentwicklung involviert und das Drehbuch versprach ein psychologischer Thriller zu werden. Also eine genaue Charakterstudie der verwickelten Personen. Und das vieldimensionale Schildern einer Figur macht mir am Filmemachen mitunter am meisten Spaß - ob wie in diesem Film eine Ermittlerin, die einen Fehler gemacht hat; ein Täter, der einen Menschen totgeschlagen hat; oder ein Psychopath, der nicht imstande ist, Emotionen zu empfinden.

Der Film greift aktuelle Themen auf: junge Menschen, die sich abgehängt fühlen, sowie ein Gesundheitssystem, das längst reformiert gehört. Auch wenn ein Film regulativ wenig bewirkt: Warum halten Sie es für wichtig, solche Themen zu adressieren?
Wenn Kunst - im weitesten Sinne - aufhören würde, politische Statements zu setzen, würden wir ein wichtiges Sprachrohr der Menschen verlieren. Gerade ein Medium wie Film erreicht Millionen von Zuschauenden und kann ihnen mal mehr, mal weniger didaktisch Missstände aufzeigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Kunstwerke/Filme den einen oder anderen Menschen zum Nachdenken und Hinterfragen verführen. Und das beeinflusst auch das politische Geschehen. Film darf ein kritisches Porträt der Gesellschaft und unterschiedlichen Lebensrealitäten sein und das Bewusstsein für Probleme schärfen.

Sie führen auch regelmäßig bei der Serie Regie – inwiefern hat das die Arbeit am Film erleichtert und inwiefern hat sie sich unterschieden?
Das gesamte Team des „Großstadtreviers“ vor und hinter der Kamera ist wie eine große Familie. Und ich fühle mich wie ein Adoptivsohn. Es ist für die Arbeit immer zuträglich, die Kolleginnen und Kollegen schon zu kennen. Man fängt nicht bei null an, sondern schaut auf eine jahrelange Zusammenarbeit zurück. Ich kann die Mitarbeitenden besser einschätzen und sie mich. So hat man in der Kürze von Zeit und Budget größere Chancen, mehr rauszuholen. Und das haben wir geschafft. Und im Vergleich zu einer Serienepisode habe ich in einem Langfilm 41 Minuten mehr Zeit, die Plots und Figurenbögen zu erzählen.

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Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation

Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation

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NDR/Ralf Pleßmann (Christoph Schmidt)
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