Die
Lenz
Challenge
Vorhang auf für die Lenz Challenge!
Regie? Ihr. Cast und Drehbuch? Auch ihr. Kamera? Klar.
Ihr macht aus einem Lenz-Hörspiel euer persönliches Reel-Meisterwerk. Das Booklet hilft euch dabei – aber die besten Ideen kommen eh von euch. Bühne frei!
Was ihr braucht? Eure Kreativität, etwas Technik – und ein bisschen Mut. Let’s go!🔥
Die Challenge
Die Lenz Challenge findet in zwei Phasen statt.
Phase 1 - Konzept
15.09.2025: Ihr erhaltet vier Lenz-Hörspiele, Manuskripte und den Zugang zu dieser Website. Nun heißt es gemeinsam überlegen, welchen Stoff ihr interessant findet und was ihr erzählen wollt!
17.10.2025: Abgabe eurer Videokonzeption an die Jury. Hinweis: Drei Teams pro Bundesland kommen ins Finale!
Bitte reicht uns das Konzept, wie ihr euch das Video vorstellt, als Onepager ein. Das Online-Formular für den Onepager liegt eurer Lehrkraft vor. Darin beantwortet ihre diese Fragen:
- Welches Hörspiel habt ihr euch ausgesucht?
- Was interessiert euch an dem Stoff und wo könnt ihr heutzutage anknüpfen?
- Wie wollt ihr den Stoff umsetzen? Welche Medien oder Theatermittel wollt ihr benutzen?
- Was zeichnet eure Lerngruppe aus? Wo liegen eure Stärken?
- Wo seht ihr eure größte Herausforderung?
Eine Jury des NDR bewertet euren Onepager nach diesen Kriterien:
- Wie originell und innovativ soll der Stoff umgesetzt werden? Gibt es neue Blickwinkel, überraschende Ideen oder eine zeitgemäße Adaption?
- Wie gelingt es, Lebenswelt, Erfahrungen und Ausdrucksformen der Jugendlichen einzubringen?
- Ist die Dramaturgie überzeugend?
Die Jury wählt 12 Finalistenteams aus, die in der nächsten Phase ihre Videos umsetzen. Die Jury besteht aus vier Personen.
- Jürgen Deppe hat für das NDR Fernsehen, die ARD und ARTE etliche Beiträge über Siegfried Lenz gedreht und dafür mehrfach ausführlich mit ihm gesprochen. Heute rezensiert er für NDR Kultur Neuerscheinungen und trifft Autor:innen unter anderem für die Hörfunksendung "Das Gespräch", die er redaktionell betreut.
- Vivienne Schumacher ist Socialmedia- und Digital-Expertin mit besonderem Kultur-Know-how. Als Formatentwicklerin und Channelmanagerin bei NDR Kultur befasst sie sich tagtäglich mit den Kulturtrends im Netz.
- Katja Weise arbeitet für NDR Kultur als Moderatorin und Kritikerin für Theater und Literatur.
- Marc Zippel bringt seit über 30 Jahren im NDR seine Leidenschaft für das Casting von Hörspielen, Kinderhörspielen, Podcasts und Radiofeatures ein. Er war unter anderem an der Besetzung der Lenz-Hörspiele "Der Überläufer" und "Schweigeminute" beteiligt.
Phase 2 - Umsetzung
04.11.2025: Die 12 Finalist:innen stehen fest! Die heiße Phase beginnt. Ihr habt nun 6 Wochen Zeit, euer Video zu konzipieren und zu produzieren.
Wir senden euch ein Ansteckmikrofon zu, damit eure Videos einen guten Ton haben.
Für alle unter 18 Jahren: Reicht über eure Lehrkraft die Einverständniserklärung ein, die der NDR bereitstellt. Darin erklären eure Eltern, dass das Video, in dem ihr zu sehen seid, veröffentlicht werden darf.
21.11.2025: Abgabe aller erforderlichen Informationen für den Coach-Besuch
Dazu gehört: Inszenierungsstrategie (Was wollt ihr wie erzählen?), Informationen zur Besetzung (Wer von euch macht was?) und die Szenenreihenfolge eures Videos (inklusive Anfang und Ende) und euer Produktionsplan.
24.11.2025 – 08.12.2025: Der Coach-Besuch
Expert:innen des NDR besuchen euch, geben Rückmeldung zu eurem bisherigen Arbeitsstand und unterstützen euch in den letzten Zügen des Endspurts! Gecoacht werdet ihr von Peter Helling (Kulturjournalist, Dramaturg und Moderator), Lisa Krumme (Autorin und Regisseurin für Hörspiel und Podcast) oder Nora Patyk (Theatervermittlerin).
16.12.2025: Upload eures Videos – mit einer Headline und einem kurzen Beschreibungstext (350 Zeichen). Ausgewählte Arbeiten werden vom NDR veröffentlicht.
Die Jury des NDR sichtet die Videos der Schülerinnen und Schüler und entscheidet, wer es ins Finale schafft und wählt die Gewinnerteams.
Die Kriterien der Jury sind:
- Inhaltliche und kreative Umsetzung. Die Jugendlichen erarbeiten eigene Szenen, Monologe oder Dialoge, inspiriert von Motiven des Originalstücks und ihren eigenen Erfahrungen. Bleibt die Bearbeitung dem Geist der Vorlage treu, auch wenn sie modernisiert oder verändert wurde? Sind Kernaussagen und Handlung des Originals erkennbar?
- Dramaturgie und Storytelling. Ist das Reel logisch aufgebaut? Gibt es einen klaren Einstieg, eine nachvollziehbare Entwicklung und einen sinnvollen Abschluss? Fesselt das Video die Zuschauenden? Werden Emotionen oder zentrale Konflikte des Stücks transportiert?
- Theatrale Ausdrucksmittel. Wie fällt die schauspielerische Leistung aus – Präsenz, Mimik, Gestik, Stimme? Wie sind die Ensembleleistung, die Zusammenarbeit und das Zusammenspiel der Gruppe, das Aufgreifen von Impulsen der Mitspielenden? Wie werden die Möglichkeiten des (digitalen) Raums kreativ genutzt?
- Medieneinsatz und Kreativität. Ist das Video scharf, gut ausgeleuchtet und stabil gefilmt? Sind Sprache, Musik und Geräusche klar verständlich? Ist das Video flüssig geschnitten? Gibt es kreative Elemente wie Perspektivwechsel, ungewöhnliche Schauplätze oder moderne Sprache? Werden die Besonderheiten des Handyformats kreativ und sinnvoll genutzt?
Februar/März 2026: Die Jury prämiert die Sieger:innen!
Alle zwölf Teams, die es ins Finale geschafft haben, bekommen vom NDR eine Urkunde. Darüber hinaus gibt es in jedem Bundesland, das teilnimmt, Preise für die Zweit- und Drittplatzierten.
Vier Gewinnerteams reisen ins Hörspielstudio nach Hamburg, wo sie an einer professionellen Hörspielproduktion teilnehmen. Sie produzieren eine Szene aus einem Originalhörspiel von Siegfried Lenz.
Ein Team wird dabei von Merlin Sandmeyer gecoacht! Ein absolutes Highlight!
SIEGFRIED
LENZ
Siegfried Lenz (1926-2014) ist einer der bekanntesten Nachkriegsautoren Deutschlands.
Geboren wird Lenz am 17. März 1926 in Lyck, Ostpreußen (heute Ełk, Polen). Siegfried Lenz wächst zusammen mit seiner Schwester bei der Großmutter am Lyck-See auf.
Blick vom Lycker See auf die Stadt Lyck.
Blick vom Lycker See auf die Stadt Lyck.
1943, im Alter von 17 Jahren, legt er das "Notabitur" ab und wird zur Kriegsmarine einberufen. Gegen Ende des Krieges gerät er in britische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg studiert er Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie. Erste kurze Texte werden vom NDR gesendet.
Siegfried Lenz, 1959.
Siegfried Lenz, 1959.
1951 feiert er seinen ersten literarischen Erfolg mit dem Roman "Es waren Habichte in der Luft". 1952 wird er Teil der renommierten "Gruppe 47".
Er schreibt den Roman "Der Überläufer", der nicht veröffentlicht wird, weil der Verlag ihn im Kalten Krieg für nicht tragbar hält.
Das Hörspiel zum Roman "Der Überläufer" ist eines der vier Hörspiele der Lenz Challenge.
Das Hörspiel zum Roman "Der Überläufer" ist eines der vier Hörspiele der Lenz Challenge.
Lenz thematisiert in vielen seiner Romane und Erzählungen die gesellschaftlichen Umbrüche und Herausforderungen der Nachkriegszeit, insbesondere die Verarbeitung des Nationalsozialismus und die Frage nach individueller Verantwortung innerhalb politischer Systeme. Ein zentrales Thema ist das Ringen seiner Figuren mit dem eigenen Gewissen, häufig im Spannungsfeld zwischen Pflichtgefühl und individueller Moral, wie in „Zeit der Schuldlosen“, ein Hörspiel und Theaterstück, mit dem Lenz international bekannt wurde.
Szene aus "Zeit der Schuldlosen" mit Heinz Reincke (vorn) als Attentäter, Bruno Dallansky (l.) als Drucker und Max Eckard (r.) als Ingenieur, 1961.
Szene aus "Zeit der Schuldlosen" mit Heinz Reincke (vorn) als Attentäter, Bruno Dallansky (l.) als Drucker und Max Eckard (r.) als Ingenieur, 1961.
Er veröffentlicht im Laufe seines Lebens 15 Romane und über 100 Erzählungen – darüber hinaus viele Hörspiele, die ihm oft als Experimentierfeld für seine Romane dienen, Theaterstücke, Essays, Reden und Rezensionen. Lenz erhält viele bedeutende Preise, darunter den Goethe-Preis.
Das Hörspiel "Das Labyrinth" setzt sich mit der Frauenbewegung auseinander.
Schriftsteller Siegfried Lenz.
Schriftsteller Siegfried Lenz.
Siegfried Lenz beginnt die Arbeit an seiner Novelle "Schweigeminute" vor dem Tod seiner Ehefrau Liselotte im Februar 2006. Das Werk kann laut Lenz als posthume Liebeserklärung an seine Frau verstanden werden. Nach ihrem Tod pausiert er die Arbeit für etwa anderthalb Jahre. Erst durch die Unterstützung seiner neuen Lebensgefährtin Ulla nimmt er die Arbeit wieder auf und vollendet die Novelle.
Siegfried Lenz und seine Ehefrau Liselotte, 1996.
Siegfried Lenz und seine Ehefrau Liselotte, 1996.
Lenz stirbt am 7. Oktober 2014 in Hamburg.
Trauerfeier für den verstorbenen Schriftsteller Siegfried Lenz in der Hauptkirche Sankt Michaelis in Hamburg, 2014.
Trauerfeier für den verstorbenen Schriftsteller Siegfried Lenz in der Hauptkirche Sankt Michaelis in Hamburg, 2014.
Nach dem Tod von Siegfried Lenz im Jahr 2014 übernimmt das Deutsche Literaturarchiv in Marbach seinen Nachlass. Dort wird das Schreibmaschinenmanuskript zu „Der Überläufer“ entdeckt. Nach 65 Jahren in der Schublade, wird der Roman zu einem überragenden Presse- und Publikumserfolg und steht wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerlisten.
Mehr als ein halbes Jahrhundert und bis zu seinem Tod hat der Schriftsteller Siegfried Lenz den bereits fertigen Roman "Der Überläufer" unter Verschluss gehalten.
Mehr als ein halbes Jahrhundert und bis zu seinem Tod hat der Schriftsteller Siegfried Lenz den bereits fertigen Roman "Der Überläufer" unter Verschluss gehalten.
2026 wäre Siegfried Lenz 100 Jahre alt geworden.
KURZBESCHREIBUNGEN DER HÖRSPIELE
Der Überläufer
Der Pflicht oder dem Gewissen folgen? Dies fragt sich ein junger Wehrmachtssoldat an der Ostfront. Dann verliebt er sich in eine polnische Partisanin.
Es ist der letzte Kriegssommer des Zweiten Weltkriegs, die Nachrichten von der Ostfront sind schlecht. Der junge Soldat Walter Proska aus dem masurischen Lyck wird einer kleinen Einheit zugeteilt, die eine Zuglinie sichern soll und sich in einer Waldfestung verschanzt. Bei sengender Hitze und zermürbt durch stetige Angriffe von Mückenschwärmen und Partisanen, aufgegeben von den eigenen Truppen, werden die Befehle des kommandierenden Unteroffiziers zunehmend menschenverachtend und sinnlos. Proska stellen sich immer mehr dringliche Fragen: Was ist wichtiger, Pflicht oder Gewissen? Wer ist der wahre Feind? Kann man handeln, ohne schuldig zu werden? Und: Wo ist Wanda, das polnische Partisanenmädchen, das ihm nicht mehr aus dem Kopf geht?
Produktion: NDR 2020
Lenz schreibt den Roman „Der Überläufer“ im Jahr 1951. Der Verlag Hoffmann und Campe lehnt das Manuskript ab, offiziell aus „stofflichen Gründen“, tatsächlich aber aus Sorge vor der politischen Stimmung im Kalten Krieg: Ein Romanheld, der die jüngste Vergangenheit kritisch hinterfragt und zu den Sowjets überläuft, ist für die junge Bundesrepublik nicht akzeptabel. Der zuständige Lektor empfiehlt sogar, die Figur des Überläufers durch einen „positiven Gegenspieler“ zu ergänzen, um die Desertion als Einzelfall zu relativieren – was Lenz ablehnt. Nach der Ablehnung verschwindet das Manuskript im Nachlass von Lenz. Erst nach seinem Tod 2014 wird das fertige Manuskript im Archiv entdeckt und 2016 veröffentlicht. Es findet sofort große Resonanz und wird als bedeutendes Werk der deutschen Nachkriegsliteratur gewürdigt. Die Hörspielfassung erscheint 2020.
Schweigeminute
Als die Englischlehrerin Stella Petersen stirbt, bleibt Christian mit seinen Gefühlen allein zurück. Niemand weiß, dass er für sie mehr als nur ein Schüler war.
Christian ist gezwungen, in der Aula seiner Schule an der Trauerfeier für Stella Petersen, seine Englischlehrerin, teilzunehmen. Mit ihr hatte er eine kurze, leidenschaftliche Liebesaffäre. Bis zu dem tragischen Unfall. Schauplatz: eine kleine Hafenstadt irgendwo an der norddeutschen Ostseeküste. Bei der Rückkehr von einer Segeltour wird die Lehrerin von Bord gerissen und an die Steine eines Wellenbrechers geschleudert, an dem auch Christian - er ist wie sein Vater Steintaucher - mitgebaut hatte. Stella stirbt nach wenigen Tagen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Der Erinnerungsstrom des Jungen gerät vor der akustischen Kulisse der schulischen Gedächtnisfeier zu einer intimen Zwiesprache mit der Toten.
Produktion: NDR 2009
Anders als die übrigen Hörspiele, die wir euch zur Auswahl stellen, bietet „Schweigeminute“ weniger eine aktive Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte als vielmehr einen Rückblick auf die Jugend. Als Lenz die Novelle schreibt, ist er Anfang 80. „Ich hatte diese Geschichte fürs Alter aufgespart“, sagt er in einem Interview. Die Novelle wird 2008 veröffentlicht, das Hörspiel kurze Zeit später.
Das Labyrinth
Das kleine, magische Gartenlabyrinth, das Elfi geerbt hat, kann Menschen verschwinden lassen. Sie will die Welt von Männern befreien, die schlecht mit ihren Frauen umgehen. Doch ihr Plan gerät aus dem Ruder.
Elfi macht eine unheimliche Entdeckung: Das Labyrinth in ihrem Garten – das ihr Vater geschenkt bekam – lässt Menschen spurlos verschwinden. Niemand kann erklären, wohin sie geraten oder was mit ihnen geschieht. Elfi fasst einen radikalen Entschluss: Sie will das Labyrinth nutzen, um die Stadt von Männern zu befreien, die schlecht mit ihren Ehefrauen umgehen. Die Nachfrage ist groß. Doch je tiefer sie sich in ihre neue Rolle verstrickt, desto verstörender werden die Entscheidungen, die sie zu fällen hat.
Produktion: NDR 1967
Lenz schreibt dieses Originalhörspiel, als sich die 68er-Bewegung anbahnt, die geprägt ist von radikaler Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen, an Autoritäten und traditionellen Moralvorstellungen. Dazu zählen auch feministische Forderungen. Anfang 1968 treffen sich in West-Berlin rund 100 Frauen und gründen den „Aktionsrat“, der als erste eigenständige feministische Organisation der neuen Frauenbewegung gilt. Sie organisieren u.a. die ersten „Kinderläden“ – von Eltern gegründete und organisierte Kinderbetreuung. Dies soll Frauen einen Raum bieten, um sich aus der Isolation der Haushaltsführung zu befreien, sich zu organisieren und eigene Interessen zu artikulieren. Ein wichtiger Schritt zur Selbstermächtigung und zur Entwicklung neuer Rollenbilder.
Zeit der Schuldlosen
Neun zufällig ausgewählte Personen werden zusammen mit einem Attentäter eingesperrt, um ihn zu verhören. Erst, wenn er seine Mittäter nennt, dürfen sie gehen. Wie weit reicht die Menschlichkeit?
Neun Menschen werden willkürlich verhaftet und in eine Zelle gesperrt. Obwohl sie unschuldig sind, werden sie gezwungen, dem Straftäter Sason zu entlocken, wer seine Mittäter waren. Sason hat längst gestanden, dass er an einem Attentat auf den Gouverneur beteiligt war. Er steht zu seiner Tat. Doch die Namen seiner Gefährten hat er – auch unter Folter – nicht verraten. Das Attentat erfordert Vergeltung, und ohne die gesuchten Namen gibt es für die neun Gefangenen keine Hoffnung auf Freilassung. Schließlich setzt einer von ihnen in die Tat um, was alle längst gedacht haben.
Produktion: NDR 1960
Das Originalhörspiel „Zeit der Schuldlosen“ setzt sich mit Schuld nach dem Zweiten Weltkrieg auseinander. Direkt nach Kriegsende 1945 durch die Allierten – und ab 1950 auch von den Deutschen selbst – werden einige Nazi-Verbrecher zur Rechenschaft gezogen. Die Anzahl der Verfahren nimmt jedoch dann stetig ab. Und noch immer gibt es in den 50er und 60er Jahren NS-Verbrecher:innen, die frei herumlaufen, zum Beispiel Personal der Konzentrationslager oder Angehörige der SS. Viele Menschen betrachten sich selbst als „unschuldig“, da sie entweder keine direkten Verbrechen begangen oder bloß „Befehle ausgeführt“ hätten. Im Originalhörspiel „Zeit der Schuldlosen“, aus dem später ein Theaterstück entsteht, konfrontiert Lenz sein Publikum mit der Tatsache, dass Apathie, Teilnahmslosigkeit und Wegsehen in einer verbrecherischen Gesellschaft zur Mittäterschaft führen können und dass letztlich jeder und jede Einzelne Verantwortung trägt.
TIPPS ZUR KONZEPTION UND PRODUKTION DES VIDEOS
Was erzählt ihr?
Ihr startet mit den folgenden Fragen:
- Was berührt euch an dem Hörspiel von Lenz?
- Wo könnt ihr 2025 anknüpfen?
Anschließend besprecht ihr gemeinsam:
- Welche Themen stecken für euch im Hörspiel? (z.B. Liebe, Macht, Ausgrenzung, Identität). Sind die Themen noch aktuell?
- Und welches Thema wollt ihr bearbeiten?
Hinweis: Für die Produktion eures Videos schlüpft ihr in die Rolle von Schauspieler:innen, Autor:innen und Regisseur:innen und entscheidet selber, wie ihr das Hörspiel interpretieren wollt.
Erzählt eure eigene Geschichte!
Schreibt Szenen, Motive oder Stimmungen aus dem Original um und bringt sie ins Heute – z. B. in Schule, Sportverein oder auf Social Media. Nutzt eure eigenen Erfahrungen, bleibt aber den zentralen Aussagen des Stücks treu.
Wichtig ist, dass ihr die Geschichte nicht einfach nur nacherzählt, sondern eine eigene Idee entwickelt. Sei es zu einem Thema des Hörspiels, zu einer Figur oder zu einem Motiv - der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt!
Wie erzählt ihr?
Wenn ihr wisst, was ihr erzählen wollt, ist jetzt zu klären, wie ihr erzählen wollt:
- Eine Geschichte mit chronologischem Ablauf oder eine Szenenfolge mit verschiedenen Zeitebenen?
- An welchem Punkt der Geschichte startet ihr? Schaut ihr zurück in die Vergangenheit und fragt euch, was vorher passiert ist? Oder spinnt ihr ein Zukunftsszenario (Beispiel: Was passiert 20 Jahre später?)
- Welche Figuren sollen eine zentrale Rolle spielen? Aus welcher Position heraus blicken sie auf das Geschehen? Was haben sie erlebt? Was werden sie erleben?
- Wie könnt ihr den digitalen Raum für eure Interpretation nutzen?
Mit welchen Ausdrucksmitteln erzählt ihr?
Figuren und Spielhaltung
Wie ticken die von euch ausgewählten Figuren? Was macht sie aus? Wer von euch spielt welche Rolle? Achtet immer auf Präsenz, Mimik, Gestik, Körper und Stimme, um eine gute schauspielerische Leistung zu erzielen!
Text und Sprache
Ihr erarbeitet eigene Texte passend zu eurer Geschichte und Interpretation. Überlegt euch auch, wie ihr grundsätzlich mit Sprache umgehen wollt – wer spricht umgangssprachlich, wer redet „wie gedruckt“?
Bühne und Ausstattung
Wie gestaltet ihr die einzelnen Szenen? Wo findet was statt? Welche Requisiten oder Ausstattungsgegenstände werden benötigt? Was kann wie umgesetzt werden? Welche Requisiten können unterstützend wirken? Wie ist euer grundsätzlicher Umgang mit Ausstattung? Materialschlacht oder clean?
Kostüm und Maske
Welche Kostüme brauchen die Darstellenden? Was soll das Kostüm aussagen? Welche Charakteristika können durch ein Kostüm erzählt und unterstützt werden? Wie kann ein gemeinsames Kostümbild aussehen? Und welche Maske braucht es?
Musik und Soundeffekte
Neben der Tonaufnahme von Texten – sofern ihr damit arbeitet – könnt ihr euch auch mit Musik und Soundeffekten in den unterschiedlichen Facetten beschäftigen. Musik kann dabei als direktes Motiv eingesetzt werden, das dann auf musikalischer Ebene die Erzählung voranbringt oder erzählt. Genauso können verschiedene Klänge auch atmosphärisch im Video eingesetzt werden, um Hintergrundeffekte zu erstellen und das Video mit verschiedenen Stimmungen zu untermalen. Selbstproduzierte Soundeffekte können als wiederholende Motive auftauchen, bestimmte Ereignisse unterstreichen, oder auch zur dynamischen Rezeption des Videos beitragen.
DIVERSITÄTSSENSIBEL ARBEITEN: EINE CHECKLISTE
Die Reflexionsfragen der Checkliste sollen euch während der Konzeption und Produktion eures Videos begleiten, um die Reproduktion von verschiedenen Diskriminierungsformen, wie beispielsweise Rassismus, zu verhindern.
WAS wird erzählt? (Thema, Material)
- Gibt es in eurem Video Inhalte, die im Zusammenhang mit Diskriminierungen oder Stereotypen stehen? Wie wird damit umgegangen?
- Braucht es diese Stellen im Video oder können diese Textstellen, Szenen, Erzählstränge oder Figuren gestrichen oder umgeschrieben werden?
WER soll erzählen? (Darstellende & Figuren)
- Wie ist euer Team zusammengestellt? Welche Perspektiven bringt ihr mit? Welche fehlen im Hinblick auf das, was ihr erzählen wollt?
- Wer soll welche Figur spielen und warum?
- Erzählt ihr eure Perspektiven oder die Perspektiven und Lebensrealitäten von anderen Menschen? Sprecht ihr über euch oder über andere? Wenn ja, wieso?
- Könnt ihr in der Konzeption und Darstellung damit sensibel und respektvoll genug umgehen, ohne Klischees zu reproduzieren?
- Fühlen sich alle wohl mit ihren Figuren?
WARUM soll erzählt werden? (Motivation, Haltung & Verantwortung)
- Warum beschäftigt euch das Thema, das Material?
- Wollt ihr auf etwas hinweisen oder provozieren? Wenn ja, wieso eigentlich?
WIE soll erzählt werden? (Form & Ästhetik)
- Vermeidet die Reproduktion von diskriminierenden Stereotypen! Stellt euch die Frage: Wie denken wir die Szene? Wie stellen wir die Figuren auf und wie können wir das anders denken?
- Überprüft Sprache auf diskriminierende Aussagen und Inhalte!
Prüft Ausdrucksmittel wie Bühne, Kostüm, Musik, Maske und Figuren stets auf ihren Einsatz im Hinblick auf einen diversitätssensiblen Umgang. Hinweis: Wie notwendig ist diese Form der Erzählung tatsächlich?
PRODUKTIONSPLAN ERSTELLEN
Für eine gelungene Umsetzung ist die richtige Planung das A und O! Angelehnt an den Zeitplan dieser Challenge solltet ihr euch einen eigenen Produktionsplan erstellen. Dieser kann euch helfen, ein Gleichgewicht zwischen der Konzeptions- und Produktionsphase herzustellen und sich in der Kürze der Zeit nicht zu verlieren. Folgende Fragen können euch bei der Planung helfen:
- Wie viele Unterrichtsstunden stehen euch für das Projekt zur Verfügung?
- Wie viele Stunden plant ihr zur Besprechung, Planung und Abstimmung eures Videos?
- Wie teilt ihr euch auf? Wer übernimmt welchen Aufgabenbereich? (Schauspiel, Kostüm, Skript, Technik etc.)
- Wer testet das vorhandene technische Equipment?
- Wer dokumentiert die entsprechenden Inhalte für den Coach-Besuch?
- An welchen Tagen werden Videoaufnahmen gemacht?
- Wer ist für den Schnitt verantwortlich und wann findet dieser statt?
- Gibt es einen letzten gemeinsamen Blick auf das Video, bevor es hochgeladen wird?
🔺Achtung: Für den Coach-Besuch müsst ihr bis zum 24.11.2025 eure Inszenierungsstrategie, eure Besetzung, die Szenenreihenfolge und den Produktionsplan schriftlich abgeben.
TECHNISCHE HINWEISE
Autorin Andrea Schwyzer gibt Tipps zur Umsetzung.
Autorin Andrea Schwyzer gibt Tipps zur Umsetzung.
Bitte achtet auf folgendes!
- Die Videolänge soll 2 Minuten nicht überschreiten.
- Das Video darf nicht von euch veröffentlicht werden.
- Nutzt ausschließlich Videomaterial, das ihr selbst produziert habt.
- Was braucht ihr an technischem Equipment, damit das Video scharf, gut ausgeleuchtet und stabil gefilmt ist? Wird zusätzliches Licht benötigt?
- Achtet auf das richtige Schnittprogramm! Es dürfen keine Wasserzeichen des Programms im Video sein.
- Ist die Arbeit mit einem Stativ notwendig?
- Macht vor jeder Aufnahme einen Soundcheck, damit alles (ohne Hintergrundgeräusche) läuft. Achtet zudem darauf, dass alle Texte gut verständlich sind. Nutzt das Ansteckmikrofon, das wir euch zur Verfügung stellen.
- Speichert eure Ergebnisse in regelmäßigen Abständen ab, damit nichts verloren geht.
- Filmt hochkant in full HD.
- Perspektivwechsel: Probiert euch aus und schaut, was ihr (ästhetisch) interessant und geeignet findet.
- Filmt keine unbeteiligten Personen!
Wie euer Video gelingt, erklärt Autorin Andrea Schwyzer.
Wie euer Video gelingt, erklärt Autorin Andrea Schwyzer.
REFLEXION: WIE WAR’S?
Yeah! Ihr habt die Challenge gemeistert! Jetzt interessiert uns, wie es euch in den letzten Wochen ergangen ist. Im Folgenden sind dazu einige Fragen vorbereitet, die ihr, wie angegeben, in unterschiedlichen Besetzungen beantworten könnt.
Fragen an die gesamte Gruppe:
- Gab es Herausforderungen? Wenn ja, welche?
- Was hättet ihr rückblickend gerne anders gemacht?
Fragen an die Schüler:innen:
- Würdet ihr das Projekt erneut machen wollen? Wenn ja, warum?
- Welche Gedanken habt ihr jetzt zu Siegfried Lenz und dem von euch ausgewählten Hörspiel?
Fragen an die Lehrkraft:
- Wie gestaltete sich das Projekt von Anfang bis zur Abgabe mit der Lerngruppe?
- Wie würden Sie die Auseinandersetzung der Schüler:innen mit Siegfried Lenz bewerten?
Ist es gelungen, einen klassischen Stoff neu zu interpretieren?
Impressum
Die Lenz Challenge: Teilnahmebedingungen
Text:
Nora Patyk, Theatervermittlerin mit den Schwerpunkten diskriminierungskritische Theaterarbeit und Empowerment
Thilo Guschas, Hörspiel-Dramaturg, NDR
Illustrationen:
Anna Haifisch!
Video:
Andrea Schwyzer, Autorin
Fotos:
picture-alliance (2, 4, 6, 7, 18), Sasha Ilushina (5), Andreas Rehmann (8), Imago (3, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 20, 21, 23, 25, 26)
Norddeutscher Rundfunk
NDR Kultur I Kunst- und Kulturjournalismus I Radiokunst
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
lenzchallenge@ndr.de
