Hörspielserie in zehn Folgen
von Oliver Sturm
ab 28. April
in der ARD Audiothek

Im Radio auf NDR Kultur vom 3.5. bis 31.5.2025
samstags
ab 18:04 Uhr

Trailer zur Hörspielreihe "Die Erschöpften"

Inhalt: Noch nie haben die Deutschen so viel in Urlaubsreisen investiert, die CO2-Emmissionen im Tourismus steigen doppelt so schnell wie in anderen Bereichen. Gleichzeitig war unser Land nie so gestresst, gereizt und erschöpft. Eine Nation befindet sich im kollektiven Burnout. Wie geht das zusammen? Eine ordnungspolitische Lösung muss her: Schluss mit Junk-Food-Reisen, Travelhacks und Selfie-Flut. Wahre Erholung wird zur Bürgerpflicht – und das bitte in Einklang mit dem 1,5 Grad-Ziel!

Oliver Sturms Hörspielserie „Die Erschöpften“ denkt diese grünlich eingefärbte Dystopie vor und schildert eine in die nahe Zukunft verlegte Wendung unseres Gesundheitssystems: Erschöpfungszustände haben noch stärker zugenommen, sodass ein größerer Teil der Bevölkerung zwar akut urlaubsreif, aber gar nicht mehr „urlaubsfähig“ ist, sprich: zu erschöpft, um sich im Urlaub erholen zu können. Das Gesundheitsministerium hat deshalb per Gesetz eine medizinische Prüfung aller Urlaubsanträge vorgeschrieben. Den Arbeitnehmer:innen muss vor Antritt des Urlaubs auch ihre Urlaubsfähigkeit ärztlich bescheinigt werden. Wird keine Urlaubsfähigkeit attestiert, werden die Betroffenen anstelle von Urlaub in eine sogenannte „Pre-Holiday-Klinik“ geschickt und dort mit verschiedenen kurähnlichen Maßnahmen wieder urlaubsfähig gemacht.

Unter Ihnen: Sven Schmitz. Anhand seiner Therapie erzählt diese seismographische Gesellschaftssatire wie eng unsere Konzepte von Arbeit und Urlaub, Achtsamkeit und Selbstoptimierung miteinander verwoben sind. Ähnlichkeiten zur kultigen „Zauberberg“-Welt Thomas Manns sind beabsichtigt. 100 Jahre nach Erscheinen dieses Jahrhundertromans und pünktlich zum 150. Geburtstag von Thomas Mann transplantiert Oliver Sturm die „Zauberberg“-Motive und untersucht die „große Gereiztheit“ in unserer Zeit. Dazu schickt er ein großartiges Ensemble, allen voran Tom Schilling als moderner Hans Castorp, ins Sanatorium inmitten alpiner Landschaften. Ganz wie in der HBO-Serie „The White Lotus“ ist hier nichts wie es scheint: Alles unterliegt einem Transformationsprozess. Hinter jeder Maske, Rollenzuschreibung und Weltanschauung wartet eine Metamorphose.

„Die Fähigkeit, Urlaub zu machen, geht allgemein verloren”

Gespräch mit Autor und Regisseur Oliver Sturm

Ihre Hörspielserie „Die Erschöpften“ erzählt von einer Zeitenwende in unserem Gesundheitssystem in Bezug auf den Umgang mit Erschöpfungszuständen und dem Verständnis von Urlaub als Erholung. Was war der Auslöser zu dieser Idee?

Schon länger beobachte ich, wie die Fähigkeit, Urlaub zu machen, allgemein verloren geht. Alle erzählen einem, wie fertig sie vor dem Urlaub sind, weil noch so viel zu erledigen ist, und wenn sie dann in den Urlaub fahren, würden sie erst mal zusammenklappen. Die Menschen in unserem Land erschöpfen sich in einer Spannung aus Effizienz-Maximierung und Entspannungs-Maximierung. Daraus entstehen seltsame Phänomene, beispielsweise machen die Menschen Seminare über das Allereinfachste: Wie atme ich richtig, wie gehe ich richtig, wie nehme ich achtsam meine Welt wahr? Arbeit soll nicht mehr wie Arbeit aussehen, sondern wie eine Form von Freizeit. Konflikte dürfen nicht mehr wie Konflikte aussehen, sondern sollen konfliktfrei abmoderiert werden. Alle Menschen werden immer komplizierter. Entweder sie befrachten den Urlaub mit denselben Leistungsgedanken wie ihre Arbeit und sind mit Fitness, mental health und ihren Apps beschäftigt und ständig online, oder sie schaffen es nicht mehr, sich einfach zu entspannen.

Bei aller Tragik, die darin steckt, sind die Leute dabei so unfreiwillig komisch, dass es mich zu einer Komödie gereizt hat. Bald ist es soweit, dachte ich, dass das Gesundheitsministerium die Leute vor dem Urlaub in einen Übungsurlaub schickt, in eine Pre-Holiday-Klinik, wo sie unter therapeutischer Anleitung lernen, am Strand zu liegen und Eis zu essen. Idee: Wie würde eine solche Klinik aussehen und funktionieren?

All das spielt auf dem Tableau von Thomas Manns Jahrhundertroman „Der Zauberberg“ von 1924. Dabei sind „Die Erschöpften“ keine einfache Überschreibung und doch schimmert die Geschichte um Hans Castorp, Madame Chauchat und einem zweifelhaften Gesundheitsmarketing in jeder Folge durch. Was macht den „Zauberberg“ zu einer geeigneten Folie, unsere Gegenwart zu untersuchen?

Ich habe unsere Pre-Holiday-Klinik „Haus Müßiggang“ nach dem Vorbild der Zauberberg-Klinik „Berghof“ in die Alpen verlegt, jedoch nicht nach Davos, sondern in eine fiktive deutsche Alpenregion nahe Berchtesgaden. „Der Zauberberg“ bietet eine ideale Folie für unsere Pre-Holiday-Welt, denn die Gesellschaft der dort versammelten Patienten leidet in ähnlicher Weise an sich selbst wie die von mir porträtierte Gesellschaft unserer deutschen Gegenwart. Dort ist es die Gärung eines Großbürgertums, das sich überlebt hat und überflüssig fühlt.

Bei uns ist es die Gärung einer Wohlstandsgesellschaft, die ihren inneren Kompass verloren hat. Dort schlittert die Zeit in den 1. Weltkrieg, hier schlittert die Zeit – ja, wohin? – in eine neue Ungewissheit. Wir erleben die Auflösung so vieler Gewissheiten, allen voran die der Demokratie, der Krieg ist zurück in Europa, Autokratien gewinnen die Oberhand, die alte Wirtschaftsordnung bröckelt, die zweite Wirklichkeit des Internets greift die erste Wirklichkeit unserer Realität an und höhlt sie aus. Im Pre-Holiday-Biotop von „Haus Müßiggang“ verliebt sich unser Held Sven Schmitz in eine Russin namens Clawdia Chauchat – wie der Hans Castorp aus Thomas Manns Roman. Clawdia wird zu Svens femme fatale, sie führt ihn an der Nase herum bis er merkt, dass sie versucht, die Klinik mit der spirituellen, national-russischen Anastasia-Bewegung zu unterwandern. Das klingt ernst und bildungsschwer, ist aber in unserem Fall eine Komödie – und ganz leicht!

Für ihre Produktion haben Sie als Regisseur ein durchweg großartiges Ensemble versammelt – allen voran Tom Schilling als „Sven Schmitz“, ein moderner Hans Castorp. Daneben sind Inga Busch, Jeanette Spassova, Marleen Lohse, Martin Rentzsch, Sebastian Blomberg, Bernd Moss und Johann von Bülow mit größter Spielfreude zu erleben.
Wie haben Sie die Arbeit im Studio erlebt?  Welche Momente sind ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Die Arbeit mit diesen wunderbaren Schauspielern war ein großes Glück. Allen voran die Arbeit mit Tom Schilling, der in seiner Klugheit immer genau die Balance zwischen Slapstick und Tragik gefunden hat, wie ein Buster Keaton der Stimme. Er verkörpert ideal den zeitgenössischen Unternehmensberater Sven Schmitz, der ‚lost‘ ist und dem der innere Kompass abhanden gekommen ist. Toms Kunst im Hörspiel ist die, dass der Text nie nur wie Text klingt, sondern sich immer zu einer Figur materialisiert und Stimme wird.

Was mich berührt hat, war, wie ernst die Schauspieler ihre komischen Figuren genommen und sich in sie verwandelt haben: die Astra von Inga Busch, der Professor Behrens von Sebastian Blomberg, die Cleo von Marleen Lohse, der Monsieur Bougran von Martin Rentzsch, um nur wenige zu nennen.

Ein wirklich magischer Moment war, als sich herausstellte, dass Barbara Spitz, die Schauspielerin für die Rolle unserer Hoteldirektorin Violet Smith, im Jahr 1992 in Kalkutta der echten Violet Smith begegnet war und sie also persönlich kannte – dieselbe Mrs. Smith, die ich tatsächlich als Vorbild für diese Figur genommen hatte, weil ich sie im Jahr 1992 als Direktorin des "Fairlawn Hotels" in Kalkutta erlebt hatte. Isn't it magic?!

Oliver Sturm, geboren 1959, promovierte in Literaturwissenschaft, arbeitete zunächst als Lektor und Journalist und inszenierte Off Opern in Berlin. Nachdem er am SWF Dramaturg der Hörspielserie „Der Herr der Ringe“ war, arbeitete er als Dozent für Literatur und Theaterwissenschaft an der Universität Hannover und der Humboldt Universität Berlin. Anschließend war er Ballettdramaturg an der Deutschen Oper am Rhein und der Deutschen Oper Berlin. 1994 veröffentlichte Oliver Sturm „Der letzte Satz der letzten Seite ein letztes Mal“, eine Studie über das Spätwerk Samuel Becketts. 1996 übersetzte er Lewis Carrolls „The Hunting of the Snark: Die Jagd nach dem Schnatz“. Seit 1996 arbeitet er als freier Regisseur, insbesondere bei zahlreichen und vielfach preisgekrönten Hörspielproduktionen der ARD, u. a. bei „Jeff Koons“ von Rainald Goetz (NDR 1999), der Hörspielserie „Crazy von C.D. Payne (SWR 2000), „Immer dein, tuissimus - Ein Kapitel aus Dream“ von Samuel Beckett (HR 2006), „Die Umsiedler" von Anna Pein nach einem Roman von Arno Schmidt (NDR/WDR 2017) oder zuletzt „Der große Gatsby“ nach F. Scott Fitzgerald (NDR 2023). Oliver Sturm lebt in Berlin.

Cast & Crew

Tom Schilling
Sven Schmitz

Jeanette Spassova
Clawdia Chauchat

Marleen Lohse
Cleo

Inga Busch
Astra

Johann von Bülow
Tommy

Martin Rentzsch
Paul Bougran

Sebastian Blomberg
Prof. Behrens

Bernd Moss
Dr. Gärtner

Barbara Spitz
Violet Smith

Friederike Kempter
Nadine

Manuel Harder
Wolfgang

Luisa-Céline Gaffron
Fiona

Anja Schneider
Gisela

Anne Ratte-Polle
Nora

Maximilian Diehle
Fabian

Urs Fabian Winiger
Manuel

Anne Müller
Gitta

Jean Maéser
Ober

Dayan Kodua
Abeni

Maria Magdalena Wardzinska
Daria

Waléra Kanischtscheff
Wladimir Megre

Hans-Werner Meyer
Ex-Wirtschaftsminister

Antje von der Ahe
Wahnschaffe

Rainer Philippi
Liebenfels

Wilfried Hochholdinger
Von Preuß

Andreas Leupold
Krankenkasse 1

Cristin König
Krankenkasse 2

Wolfgang Michael
Dr. Methfessel

Ingo Hülsmann
Therapeut 1

Stefanie Herzgsell
Therapeutin 2

Simon Hastreiter Achtsamkeits-Therapeut

Werner Waas
Mann + Taxifahrer

Hanns Jörg Krumpholz
Nachrichtensprecher TV

Samuel Zekarias
Ober in der Strandbar

Sibel Limbird
Kind 1

Murteira Dayekh
Kind 2

Dominikus Weileder
Jugendlicher 1

Markus Ücker
Jugendlicher 2

Tim Freudensprung
Jugendlicher 3

Vito Sack
Stimme A

Hanns Jörg Krumpholz
Stimme B

Sascha Nathan
Stimme C

Julia Jäger
Stimme D

Michaela Caspar
Stimme E

Stefanie Stappenbeck
Stimme F

Komposition
Andreas Bick, Andreas Völker
Technische Realisation
Jean Szymczak

Regie
Oliver Sturm
Regieassistenz
Simon Hastreiter, Mechtild Cramer von Laue

Artwork
Eva Revolver
Foto
Andreas Rehmann

Dramaturgie
Michael Becker, Sabine Küchler
Produktion
NDR/DLF 2025

Folge 1: Erwerb von Urlaubskompetenz

Deutschland in naher Zukunft: Das neue Urlaubsgewährungsgesetz verlangt ein ärztliches Attest, das sowohl Urlaubsreife als auch Urlaubsfähigkeit bescheinigt. Denn ein Großteil der deutschen Bevölkerung ist zu erschöpft, um sich wirklich zu erholen. Pandemie, Krieg, Inflation, Klima die Multikrise hat uns ausgelaugt. Alle ohne medizinische Urlaubsgenehmigung werden in sogenannte „Pre Holiday Kliniken“ überstellt, um ihre Urlaubskompetenz wiederzuerlangen. Unter ihnen ist Sven Schmitz, der seinen Namibia Urlaub abblasen muss und sich in „Haus Müßiggang“ wiederfindet. Malerisch am Südhang des Oberen Wendelstocks gelegen, beherbergte das Kurhaus Freigeister wie Igor Stravinsky und Literaten wie Thomas Mann. Und so begibt sich Sven in diese skurrile wie verlockende therapeutische Maßnahme. Erste Übung: Künstliches Sonnenbad in Strandkulisse.

Folge 2: Pre-Holiday-Holiday

Sven ist sich sicher, was der Grund für seine Erschöpfung ist: Cleo. Borderlinerin, superanstrengend, täglich Theater. Und die Frau, mit der sich Sven verlobt hat, obwohl Cleo noch mit einem anderen Mann verheiratet ist. Schon nach nur einem Tag in Haus Müßiggang endet der WhatsApp Chat dieser toxischen Beziehung: „Nimm dir deine Zeit für dich selbst, mein Selbstoptimierer. Und lass mich bitte in Ruhe für die Zeit deiner sogenannten Kur. C.“ Endlich Frieden! Joladiöööh! Denkt sich Sven bei einer morgendlichen Wanderung, deren Idylle nur durch das entblößt baumelnde Gemächt von Reiseleiter Fabian gestört wird. Bei weitem reizvoller für Sven ist seine russische Mitpatientin Clawdia Chauchat mit ihrem honigblonden Zopfkranz. Nach der ersten Morgenrunde steht das Therapiegespräch mit Klinikleiter Prof. Behrens an, der seinem Schützling Sven heilsame Liegekuren verordnet. Klassiker.

Folge 3: Spaß! Spaß! Spaß!

Paul Bougran, Svens Zimmernachbar in Haus Müßiggang, ist ein Prokurist, der nicht abschalten kann. Die Klinik hat ihm für die erste Woche Büromöbel ins Zimmer gestellt und lässt ihn seinen Job einfach weitermachen: Eine therapeutische Büro Simulation, um das akute Herzinfarktrisiko zu senken? Das Ganze mutet an wie ein Kuriositätenkabinett der Erschöpfungssyndrome: Fibromyalgie, Brainfog, Glutenintoleranz, Reizdarm. Psychosomatisierende Touristen, die mit Hilfe von Apps und Food Monitoring ihre Work Life Balance regulieren wie ein bedrohtes Biotop, kurz vor dem Umkippen des pH-Werts und gerade deshalb nicht urlaubsfähig sind, weil sie über alles ein bisschen zu viel wissen, über alle Umstände etwas zu viel Kontrolle haben. Nur Clawdia, die geheimnisvolle Russin, passt nicht ins Schema und scheint eine Sonderbehandlung von Reiseleiter Fabian zu genießen. Verdächtig.

Folge 4: Abendessen mit Andersdenkenden

Zwischen Erregung im Onsen Teich, dem Mysterium um die Lufthütten und mutmaßlich politischer Einflussnahme auf den Klinikbetrieb: Hier liegt etwas im Argen! Da ist sich zumindest Svens neue Kur Bekanntschaft Astra sicher. Ein Freigeist mit afrikanisch geflochtener Haarpracht, die mit Vorliebe außerhalb der Raucherzone qualmt. Am Abend steht die nächste Übung für die Erschöpften an, um ihre Urlaubskompetenzen zurückzuerwerben: Das Abendessen mit Andersdenkenden. Dinieren mit Fremden stellt gerade für Touristen im Urlaub eine Herausforderung dar. Beim ayurvedischen Buffet im Speisesaal, dessen Highlight ein Aquarium mit Zitteraalen ist, herrscht das große Ich Gesage, bis Clawdia mit ihrer Frage nach Störeiern einen politischen Eklat auslöst. Nur eine Person vermag die Situation zu deeskalieren. Auftritt: Violet Smith, Besitzerin des Hotels bzw. Klinik. Oder beidem?

Folge 5: Anastasia

Astra konnte, während der im Speisesaal tobenden offenen Feldschlacht um die Meinungshoheit, ein Gespräch zwischen Klinikleiter Prof. Behrens und einem Gast belauschen: dem ehemaligen Wirtschaftsminister, heute vorrangig Dichter. Fazit: Das Klinik Konzept ist eindeutig GRÜN. Was in puncto Klimaverträglichkeit und Urlaub aktuell mit dem CO2 Preis reguliert wird, soll in naher Zukunft das Bewusstsein der Reisenden selbst regeln. Ist Haus Müßiggang ein Versuchslabor einer woken Tourismus Verschwörung? Am nächsten Tag hat Recherche-Fuchs Astra neue Erkenntnisse für Sven parat: Clawdia Chauchat ist verheiratet mit Wladimir Megre, dem Chef der Anastasia Bewegung, einer russisch national fundamentalistischen Sekte. Friday Night heißt in Haus Müßiggang: Cocktail Night! Nach der Übung steht der Vollmond am Himmel und Sven findet Anastasia badend im Onsen.

Folge 6: Veitstanz

Breaking News: Die um ihren Pauschalurlaub gebrachten Klinikinsassen bleiben nicht auf den Buchungskosten sitzen. Die Freiheitsrechte der Bürgerinnen und Bürger werden in der Pandemie der Erschöpfung gewahrt. Während die Gemüter erhitzen, reflektiert Sven über die letzte Nacht, als er mit Clawdia und anderen Patienten ein Vollmondfest bei den Lufthütten feierte. Die Klinikleitung hat die Lufthütten infolge des Exzesses gesperrt. Prof. Behrens warnt Sven vor den irrationalen und mystischen Praktiken der Anastasia Bewegung. Während der Wettstreit ideologischer Kräfte um die Zukunft der Pre- Holiday-Klinik zutage tritt, wird Sven durch eine Nachricht von Cleo emotional zurückgeworfen: Cleos Ehemann zieht aus. Als er eine Postkarte an seine toxische Beziehung verfassen will, fällt ihm auf, dass er den goldenen Crayon von Cleo ausgerechnet an Clawdia verliehen hat.

Folge 7: Vernichte deine Feinde vollständig

„Ich bin Ihre Turmgesellschaft. Sie haben mich gesucht, und Sie haben mich gefunden.“ Willkommen bei Goethe und Sven als Wilhelm Meister? Der Bibliothekar des Haus Müßiggang, Dr. Gärtner, schickt sich an, Svens Mentor in einer Geheimgesellschaft zu werden. Noch so ein Verrückter, analysiert Astra, während Sven und sie einen Empfang bei Violet Smith beobachten. Es wird offensichtlicher, dass auch politische Parteien um ihre Einflusssphären in Haus Müßiggang buhlen. Die nächste Morgenrunde startet mit einer Überraschung: Clawdia Chauchats Platz nimmt Astra ein, deren „Afrofrisur“ in der WhatsApp-Chatgruppe eine Debatte über kulturelle Aneignung auslöst. Sven versucht seine Madame Chauchat zu finden, bevor er in die Lobby zu Dr. Gärtners Impulsvortrag eilt, dessen Titel sich leicht verändert hat: „Letale Affären. Zur Psychodynamik in sterbenden Institutionen". Das hat Sprengkraft.

Folge 8: Systemwechsel

Von den Katakomben der Klinik bis ins Gehölz nahe der Lufthütten, Sven und Clawdia sind einander leidenschaftlich verfallen. Der Unternehmensberater, Sven, der eigentlich Firmen vor dem Untergang retten und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken soll, braucht selbst einen Transformationscoach. Sein auf Effizienz getuntes Leben war bisher im permanenten Fast-Forward-Modus. Als er bei der Liegekur in der historischen Liegehalle Dr. Gärtner von seinem Burnout berichtet, trifft Besuch ein. Cleo! Auslöser dürfte eine Postkarte gewesen sein, die eigentlich Madame Chauchat hätte erhalten sollen. Trotz der Schwierigkeiten, ein Gästezimmer zu finden, arrangiert Violet Smith, dass Cleo zwei Nächte bei Sven bleiben kann. Beim Abendessen nimmt Cleo ihre russische Konkurrenz genau in den Blick. Als Clawdia den Crayon auspackt, den Cleo ihrem Sven schenkte, greift Cleo zum Champagnerglas. Splash!

Folge 9: Geisterstunde

Ein Reisebüro in Haus Müßiggang bietet nun ausschließlich Reisen innerhalb Deutschlands an, links wie rechtsidentitäre Politiker schwadronieren auf dem Klinikgelände und das japanische Onsen wurde in ein germanisches „Archäon” umgewandelt. Clawdia, die sich als Tochter von Violet Smith entpuppt, sucht Zuflucht bei Sven und offenbart die familiären und ideologischen Zwänge, unter denen sie leidet. WTF! Zum Glück ist da noch Astra, mit der Sven zur Grünwald Alm aufsteigt. Auf dem Gipfel ziehen plötzlich Wolken auf und Sven schaut in treibendes Nichts, das ihn wie ein Malstrom umkreist. In was
genau hat er sich da verrannt? An der Kante, 200 Meter über dem nächsten Grund, rettet ihn Astra vor dem Unglück. Abends findet eine Séance im Rauchersalon statt, bei der Clawdia als Medium fungiert. Die Sitzung wird jedoch von Reinigungskraft Abeni unterbrochen, die ein Voodoo Ritual durchführt.

Folge 10: Pauschalreise nach Hause

Paul Bougran, dessen wahrer Name Dieter Thomanek ist, offenbart unter dem Einfluss von Abenis Voodoo, dass er ein CFO bei der TOI ist, der „Touristik Organisation International“. Sven und Astra entdecken in dessen Büro, dass die Klinik von der TOI, den Krankenkassen und Violet Smith betrieben wird. Die TOI plant, ein neues Reisesegment namens „Homeland” zu etablieren: Betreuter Urlaub zu Hause in Zeiten der Klimakrise. Am Morgen wird eine Leiche im Teich gefunden, mutmaßlich durch die Stromschläge zwei entlassener Zitteraale getötet. Dies führt zum Chaos in der Klinik, bei dem Einheimische und Patienten Mobiliar zerstören und Sprüche an die Wände sprühen. Wieder ziehen Wolken am Wendelstock auf und Sven erhält beim Check Out einen Brief mit seinem Verlobungsring. „Erkennen Sie ihre Anima“, rät Dr. Gärtner. Svens nächste Destination: Die Bredouille.

„In seinem Herzen verbirgt sich ein sehnsuchtsvoller Romantiker”

Gespräch mit Tom Schilling

„Die Erschöpften“ sind ein Near Future-Szenario, das Thomas Manns „Zauberberg“ mit Debatten unserer krisengebeutelten, gereizten Gegenwart mixt und dem Zeitgeist auf den Zahn fühlt. Was hat Sie an der Hörspielserie inhaltlich gereizt?

Oliver Sturm hat in meinen Augen eine kluge, hoch komische Analyse der deutschen Befindlichkeit geschrieben. Die Balance zwischen Überhöhung und Subtilität ist ein echtes Kunststück. 

Ihre Rolle „Sven Schmitz“ fügt sich überraschend bereitwillig, seinen Namibia-Urlaub sausen zu lassen, um in einer „Pre-Holiday-Klinik“ die Urlaubskompetenz wiederzuerlangen. Wie würden Sie die Figur und ihre Entwicklung beschreiben?

Sven Schmitz hält sich berufsbedingt - er ist Unternehmensberater - für einen kühlen, rationalen Kopfmenschen. In Wahrheit verbirgt sich in seinem Herzen aber ein sehnsuchtsvoller Romantiker. Die anfängliche Skepsis weicht schnell der Ergebenheit - nicht zuletzt, weil er tatsächlich ausgebrannt und leer ist, aber auch weil er sich in der Klinik Schock-verliebt. 

Sie haben in den letzten Jahren in vielen großartigen Filmen mitgespielt. Und zuletzt in der Hauptrolle der tragikomischen Netflix-Serie „Achtsam Morden“ an einer der besten deutschen Serien 2024 mitgewirkt. Ein großes Glück für uns, dass Sie in dieser Hörspielproduktion über mehrere Wochen mitspielen konnten. Was macht für Sie die Arbeit im Hörspiel aus? Und gab es vielleicht ein Studioerlebnis oder eine Szene in „Die Erschöpften“, an die Sie sich besonders erinnern?

Der größte Vorzug des Hörspiels ist die Abwesenheit der Kamera. Sich unbeobachtet zu fühlen, lässt einen befreit kreativ sein. Somit fällt sehr viel Druck, der am Filmset entsteht, weg. Außerdem ist es auch von Vorteil eine Szene nicht aus mehreren Blickwinkeln covern zu müssen. Man ist also viel schneller am Ziel. Ganz herrlich finde ich auch, mit welch tollen Sprecherkollegen man arbeiten kann. Sebastian Bloomberg zum Beispiel hat seine Rolle des Klinikleiters Dr. Prof. Behrens so unfassbar gut interpretiert. Das ist eine Riesenfreude dabei zu zuhören. Ansonsten erinnere ich mich gern an das unverwechselbare Studio von Jean Szymczak mit der wohligen Wärme der Kaminöfen und dem Steinway-Flügel auf dem ich in den Pausen ein bisschen spielen durfte. 

„Eine Art Punk-Spion im Dienst der Wahrheit”

Gespräch mit Inga Busch

Eine der allerersten Ideen für den Cast der Hörspielserie „Die Erschöpften“ war: Inga Busch muss „Astra“ spielen! Da war sich Oliver Sturm früh sehr sicher. Konnten Sie sich auch so direkt in „Astra“ wiederfinden?

Leider nein. Ich wünschte ich könnte das bejahen. So cool, so autonom, so schnell, smart und auch noch witzig müsste man sein. Ich bin sehr gebauchpinselt, dass ich ihr meine Stimme geben durfte… Danke dafür! Natürlich auch an Tom Schilling - was für ein Vergnügen mit ihm zu arbeiten!

Geneigte Thomas Mann-Leser werden sich fragen, welche Figur aus dem „Zauberberg“-Kosmos mit „Astra“ korrespondiert. Vergeblich, denn „Astra“ hat eine ganz eigene Mission. Warum befindet sich „Astra“ in dieser Pre-Holiday-Klinik? Und was treibt „Astra“ im Verlauf an?

Ein Revoluzzer-Herz schlägt in Ihrer Brust und sie kann gar nicht anders, als mit beiden Füssen in der Politik zu stehen, ohne ein Klugscheißer zu sein. Sie kommt mir vor wie eine Art Punk-Spion im Dienst der Wahrheit.

Erschöpfung überall, großes Ich-Gesage und eine grüne Tourismusverschwörung. Wenn Sie an die Lektüre oder die Studioarbeit zurückdenken, worauf können sich die Hörerinnen und Hörer von „Die Erschöpften“ besonders freuen?

Unsere Hörerinnen und Hörer können sich auf eine gar nicht so entfernte Science Fiction-Version des „Zauberbergs“ freuen - mit vielen Parallelen zur Gegenwart und viel Humor in hoher Dichte.

Alle zehn Folgen der Serie „Die Erschöpften“ finden Sie ab 28. April 2025 in der ARD Audiothek.

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Bettina Brinker, NDR/Presse und Kommunikation

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