WENDEPUNKT – DER USEDOM-KRIMI
AM DONNERSTAG, 23. OKTOBER, 20.15 UHR IM ERSTEN

INHALT
Karin Lossow lernt die geheimnisvolle Mandy (Anne Haug) kennen, die offenbar ihren Kollegen Martin Rabe (Lasse Myhr) und dessen Eltern verfolgt. Kurz darauf wird Martins Verlobte Antonia (Anna Baranowska) tot aufgefunden. Während Rainer Witt in Antonias Unternehmen ermittelt, einem innovativen Start-up zur Wasserentsalzung, deckt Karin Lossow die erschütternde Verbindung von Mandy zur Familie Rabe auf – eine Geschichte, die bis in die DDR und zum Fall der Mauer 1989 zurückreicht.

BESETZUNG
Ex-Staatsanwältin Karin Lossow
Katrin Sass
Kommissar Rainer Witt
Till Firit
Polizeiobermeister Holm Brendel
Rainer Sellien
Polizeiobermeisterin Dorit Martens
Jana Julia Roth
Staatsanwältin Katharina Stozek
Milena Dreissig
Kommissarin Maria Kobylinska
Katarzyna Maciag
Mandy
Anne Haug
Martin Rabe
Lasse Myhr
Ulrike Rabe
Julia Jäger
Wolfgang Rabe
Thomas Bading
Kai Berger
David Ruland
Lena Nowak
Katerina Medvedeva
Antonia Lewandowska
Anna Baranowska
u. v. m.
STAB
Autorinnen
Dinah Marte Golch, Isabell Serauky
Regie
Maris Pfeiffer
Kamera
Dominik Berg
Musik
Colin Towns
Ton
Jürgen Göpfert
Schnitt
Simone Sugg-Hofmann
Szenenbild
Florian Kaposi
Kostümbild
Angelika Huhn
Casting
Anja Dihrberg
Produktionsleitung
Janek Plathe (Razor Film), Daniel Buresch (NDR)
Produzent
Gerhard Meixner
Producerin
Aimee Fox
Produktion
Razor Film Produktion GmbH
Redaktion
Donald Kraemer (NDR), Katja Kirchen (ARD Degeto)
Drehzeit
12.11.2024 – 12.12.2024
Länge
90 Minuten
Drehorte
Deutscher und polnischer Teil der Insel Usedom, Berlin und Brandenburg
„Wendepunkt“ ist der 25. Film der Erfolgsreihe „Der Usedom-Krimi“ und eine Produktion der Razor Film Produktion GmbH im Auftrag der ARD Degeto und des NDR für die ARD.


„Diesen Kindern eine Stimme zu geben, ihr Schicksal endlich in die breite Öffentlichkeit zu bringen, das war unser Anliegen“
Gespräch mit den Autorinnen Dinah Marte Golch und Isabell Serauky

Die Geschichte von „Wendepunkt“ beleuchtet ein eher unbekanntes Kapitel der Wendezeit. Es geht um Eltern, die bei ihrer Flucht in den Westen ein Kind in der DDR zurückgelassen haben. Wie wurden Sie darauf aufmerksam?
Wir sind durch eine Dokumentation auf dieses Thema aufmerksam geworden und waren sehr geschockt vom Schicksal dieser Kinder. Unfassbar war für uns, wie viele Eltern kurz vor und auch noch nach dem Mauerfall so gehandelt haben. Daraufhin haben wir angefangen, weiter zu recherchieren. Bei der Fiktionalisierung war es uns wichtig, den realen Fällen und Zahlen gerecht zu werden. Wir wollten zudem ergründen, warum Eltern auch noch nach dem Mauerfall ohne ihre meist sehr kleinen Kinder gegangen sind. Aber auf diese Frage haben wir bis heute keine wirkliche Antwort finden können.
Für die meisten Menschen bedeutet der Mauerfall 1989 die ersehnte Freiheit, für einige das Trauma ihres Lebens – so für die Kinder, deren Mütter und Väter ohne sie im Westen ein neues Leben begannen. Was hat Sie an diesen Kinder-Schicksalen interessiert?
In einer 100-Minuten-Dokumentation ging ein Filmteam nach dem Mauerfall in ein Kinderheim. Wir sahen diese verlassenen Kinder, alle zwischen Baby- und Jugendalter. Teils waren sie komplett verstummt, teils quälten sie sich jeden Tag mit der Frage, was an ihnen „falsch“ ist, so dass ihre Eltern sie zurückgelassen haben. Und allen sah man die massive Erschütterung, das Nichtverstehen, die Angst an. Uns standen die Tränen in den Augen – und es löste bei uns Wut aus. Diesen Kindern eine Stimme zu geben, ihr Schicksal endlich in die breite Öffentlichkeit zu bringen, das war unser Anliegen.
Was war Ihnen bei der Umsetzung in ein Drehbuch für den „Usedom-Krimi“ besonders wichtig?
Uns war es wichtig, eine Geschichte zu erzählen, die wirklich auf der Realität beruht und zeigt, wie sehr – und wie lange – ein solches Trauma die Betroffenen prägt. Ebenso war uns wichtig, stellvertretend eine Mutter und einen Vater zu erzählen, die auch nach der Wende ihr Kind nicht zu sich geholt haben. Was kann Menschen dazu bewegen, ihr eigenes Kind, streckenweise sogar mehrere, in einer Wohnung zurückzulassen, wo sie erst nach Tagen des Hungers und der Angst gefunden und dann traumatisiert in überfüllte Heime gesteckt werden? Gegen diese Eltern ist weder im Osten noch im Western wegen der Kindesaussetzung ermitteln worden. Es gab keine einzige Verurteilung. Nur in einem Fall, da musste ein kleines Kind nach der Kindesaussetzung tragischerweise verhungern, gab es eine Verurteilung wegen fährlässiger Tötung.
Mandy ist im „Usedom-Krimi“ das zurückgelassene Kind, der Bruder ging mit den Eltern in den Westen. Wieso haben Eltern nicht versucht, nach der Wende die Familie wieder zusammen zu führen? Was hat reale Väter und Mütter motiviert, so zu handeln? Und was Ihre Filmeltern?
Von den interviewten Eltern in der Dokumentation kam auf diese Frage nie eine plausible, nachvollziehbare Antwort. Sie gaben als Grund sogar an, dass das Kind verstockt gewesen sei und die Hausaufgaben nicht gemacht hätte. Das zeigt ja deutlich, dass sich diese Personen nicht mit dem konfrontieren wollen, was sie ihren Kindern angetan haben. So können wir nur spekulieren, dass die Eltern aus egoistischen Motiven handelten. Ohne Kind schien wohl der Neustart im Westen leichter. Dennoch ist natürlich klar, dass nicht der Ostdeutsche an sich so gehandelt hat, sondern hunderte bis tausende Einzelpersonen.
Unsere Filmeltern haben ihre Tat verdrängt, um sich nicht ihrer Schuld stellen zu müssen. Beide gehen jedoch unterschiedlich mit der Situation um.
„Wendepunkt“ hatte seine Premiere beim Filmfest Schwerin. Im Publikum waren Betroffene. Wie haben sie auf den Film reagiert?
Frappierend war, dass die Betroffenen vorher nicht wussten, welches Thema wir in dem Film behandelt haben. Nach der Fragerunde kamen sie auf uns zu. Es war ein Gänsehautmoment. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Betroffenen den Film realistisch fanden und sie sich selbst in der Geschichte wiederfinden.

„Für mich war wichtig, die Geschichte so zu erzählen, dass man auf Seiten von Mandy ist, die Eltern dennoch nicht zu Monstern werden“
Statement von Maris Pfeiffer, Regie

Die Natur auf Usedom ist atemberaubend schön, Katrin Sass ist eine großartige Schauspielerin, die eine interessante, wilde, crazy Person spielt: eine Ex-Staatsanwältin, die ihren Mann erschossen hat und dafür im Gefängnis war. Was für eine Figur! Diese Figur, Karin, kann ihre Neugier nicht zügeln und gerät immer wieder in Situationen, in denen sie etwas herausfindet, das ihren Neffen Rainer bei seinen Ermittlungen unterstützt. Weil die beiden auf einem Grundstück wohnen, kann er sie auch, wenn nötig, privat um Rat fragen. In diesem Film sind seine Lebensgefährtin Katharina und er in einer tiefen Krise. Da kann Karin schon hin und wieder etwas dazu sagen und dem Leben von Rainer etwas die Schwere nehmen.
Diese Verquickung von Privatleben und Ermittlungen ist ein starkes, dankbares Erzählfundament. Einerseits ist die Stimmung leicht und familiär, andererseits kommen wir in „Wendepunkt“ einer sehr berührenden Geschichte auf die Spur.
Tatsächlich basiert der Film auf wahren Schicksalen von Kindern, die ihr Leben nach der Wende in Heimen gefristet haben - sie durften nicht adoptiert werden, weil ihre Eltern nicht gestorben waren, wurden aber von ihren Familien nicht mehr angeholt. Vergessen zwischen sich auflösender DDR und sich nicht verantwortlich fühlender BRD.
Unsere Mandy ist keine reale Person, sie ist Fiktion. Aber sie hat sehr reale Vorbilder. Für mich war wichtig, die Geschichte so zu erzählen, dass man auf Seiten von Mandy ist, die Eltern, die 1989 eine schreckliche Entscheidung getroffen haben, dennoch nicht zu Monstern werden.
Dabei habe ich mit einer großartigen Riege Schauspieler*innen arbeiten dürfen, die die geschriebenen Figuren zu Menschen haben werden zu lassen, deren Handeln man in letzter Konsequenz nicht immer verstehen kann, deren Motive man aber, trotz der tragischen Folgen, hoffentlich ein bisschen nachvollziehen kann.
Die intensive und sehr gute Zusammenarbeit, auch vor dem Dreh, zwischen den Autorinnen, dem Produzenten, dem Redakteur und mir war ein großes Glück. Und das Drehbuch, das dann entstanden ist, war eine reiche, tolle Grundlage für den Film, ohne die wie niemals in so kurzer Zeit so lebendig hätte erzählen können.
Und weil Filme drehen Teamarbeit ist, will ich auch allen anderen danken, für die tollen Bilder, den Schnitt, die Kostüme, das Szenenbild, das Licht, den Ton, die Produktions- und Aufnahmeleitung, allen, die mitgewirkt und voller Ideen und Leidenschaft an dem Film gearbeitet haben.
Impressum
Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation
Mitarbeit:
Nicola Sorgenfrey, NDR
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
Bildnachweis:
NDR/ARD Degeto/Oliver Feist
NDR/Florian Froschmayer (Dinah Marte Golch)
NDR/Die Hoffotografen (Isabell Serauky)
NDR/privat (Maris Pfeiffer)
Fotos:
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Presseservice:
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