
WENDEPUNKT · DONNERSTAG, 23. OKTOBER, 20.15 UHR, IM ERSTEN
GEISTERNETZE · DONNERSTAG, 30. OKTOBER, 20.15 UHR, IM ERSTEN
STURMTIEF · DONNERSTAG, 6. NOVEMBER, 20.15 UHR, IM ERSTEN
Alle Usedom-Krimis ab dem 20. Oktober in der ARD Mediathek

Donald Kraemer (NDR), Redaktion
Donald Kraemer (NDR), Redaktion
Katja Kirchen (ARD Degeto Film), Redaktion
Katja Kirchen (ARD Degeto Film), Redaktion
25 Filme Usedom-Krimi: Die Nähe zur deutsch-polnischen Grenze verleiht den Geschichten eine Relevanz, die über klassische Krimi-Formeln hinausgeht
25 Filme der erfolgreichen DonnerstagsKrimi-Reihe „Der Usedom-Krimi“: eine stolze Bilanz, die von der behutsamen Kraft der Reihe zeugt, die ihre Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder in die faszinierende Landschaft zwischen Bodden und Ostsee hineinzieht. Die Insel ist nicht bloß Kulisse, sondern wesentlicher Träger der Stimmung: Meer, Dünen, Leuchttürme, die Grenze zwischen Deutschland und Polen spürt man in fast jeder Szene, jede Begegnung mit den Menschen wird zu einem Spiegelbild regionaler Lebenswirklichkeiten. Diese Nähe zur deutsch-polnischen Grenze verleiht den Geschichten eine politische und menschliche Relevanz, die über klassische Krimi-Formeln hinausgeht. Dabei steht der „Usedom-Krimi“ für emotionale und spannende Familiengeschichten.
Das Herz des Usedom-Krimis ist Katrin Sass, ihre Präsenz und ihr Nuancenreichtum verleihen den Filmen eine besondere Tiefe. Ihr Spiel verbindet Authentizität mit einer feinen Emotionalität, die die Figur der Ex-Staatsanwältin Karin Lossow greifbar macht. Doch der Erfolg der Krimireihe gründet sich keinesfalls allein auf einer Starleistung: Das außergewöhnliche Ensemble mit Rikke Lylloff, Til Firit, Rainer Sellien und Jana Julia Roth glänzt durch vielschichtige Charaktere, die als Ermittler*innen scharf beobachten und dennoch warm bleiben. Sie alle haben sich in die Herzen der Fans gespielt.
Filmisch überzeugt der „Usedom-Krimi“ immer wieder aufs Neue. Seine präzisen Kompositionen, eindrucksvolle Landschaften, die ruhige, doch spannende Bildführung und eine souveräne Balance zwischen Spannung und atmosphärischer Dichte sind es, die die Reihe seit Jahren zu einem der erfolgreichsten Krimiformate macht. Erzählerisch überzeugen die Filme durch klare Linien, scharf formulierte Dialoge und Wendungen, die überraschen, ohne zu verraten. Diese Qualität verdankt der „Usedom-Krimi“ seinen starken Autor*innen. Der „Usedom-Krimi“ bleibt, wie die aktuellen Filme zeigen, seinem Markenkern treu: regionale Identität, menschliche Konflikte und kriminalistischer Anspruch verbinden sich zu einer stimmigen und beliebten Krimi-Reihe, deren außergewöhnliche Geschichten auch in Zukunft die Zuschauer faszinieren werden.
Donald Kraemer (NDR) und Katja Kirchen (ARD Degeto Film), Redaktion

„Meine Hoffnungen auf eine interessante Figur haben sich erfüllt“
Gespräch mit Katrin Sass (Darstellerin von Karin Lossow)

Am 23. Oktober eröffnet mit „Wendepunkt“ der 25ste „Usedom-Krimi“ die Staffel 2025. Der „Usedom-Krimi“ hat eine große Erfolgsgeschichte geschrieben, ist seit mehr als zehn Jahren fester Bestandteil der DonnerstagsKrimis im Ersten. Wie erinnern Sie sich an die Lektüre des ersten Drehbuchs zum Auftaktfilm „Mörderhus“?
Ich wusste schon nach den ersten Seiten: Der „Usedom-Krimi“ ist meins. Diese Frau will ich spielen. Unbedingt. Und möglichst nicht nur einmal! Ich habe mich auf Anhieb mit der Rolle Karin Lossow identifizieren können.
Was hat Sie damals an Karin Lossow interessiert? Und was heute?
Die erste Szene in „Mörderhus“ zeigte Karin Lossow vor dem Gefängnis, aus dem sie soeben entlassen war. Nach Jahren in der Haft, weil sie ihren Mann erschossen hatte. Eine Ex-Staatsanwältin! Mich interessierte, dass hier nicht eine glatte Geschichte erzählt wird, sondern eine Frau mit einem krassen Bruch im Leben. Meine Hoffnungen auf eine interessante Figur haben sich erfüllt: Die Rolle macht mir bis heute Freude und Karin Lossow ist so etwas wie eine vertraute Freundin geworden.
Heute interessiert mich an Karin Lossow, wie sie es immer wieder schafft, in der größten Not, im größten Konflikt cool und ruhig zu bleiben. Was ich persönlich gar nicht kann! Und besonders spannend finde ich, wie es den Autorinnen und Autoren immer wieder gelingt, diese Frau ohne Mandat in die Kriminalfälle zu verwickeln.
In „Wendepunkt“ entsteht eine besondere Beziehung zwischen Mandy und Karin Lossow – was berührt Karin am Schicksal der jungen Frau?
Mandys Geschichte hat mich schon beim Lesen verstört und schockiert. Genauso geht es auch Karin Lossow. Väter und Mütter haben ihre Kinder bei der Flucht aus der DDR zurückgelassen – und auch nach dem Mauerfall nicht versucht, sie zu sich zu holen. Das kann sich kein Drehbuchautor ausdenken. Die Geschichte beruht auf Tatsachen. Es sind Einzelfälle, natürlich, doch dass so etwas geschehen konnte und geschah, das lässt Karin Lossow – und auch mich – auch nach mehr als 35 Jahren nicht in Ruhe. Nach der Aufführung beim Filmfest in Schwerin kam eine Zuschauerin auf uns zu und sagte: „Ich bin so ein Kind!“ Das Gespräch mit ihr hat uns tief berührt.
In „Geisternetze“ soll Karin Lossow zwischen zerstrittenen Geschwistern als Mediatorin vermitteln. Erneut bekommt sie es mit einer dysfunktionalen Familie zu tun, die nach dem Motto „Privat vor Katastrophe“ handelt. Wie nimmt sie diesen Generationskonflikt wahr? Und was kann sie zur Lösung des Falls beitragen
Karin Lossow war zu Beginn des „Usedom-Krimis“ eine Ausgestoßene, eine, die im „Mörderhus“ wohnte. Inzwischen hat sie sich als Vertrauensperson auf der Insel und für die Insulaner etabliert. Zu ihr kommen die Menschen und erzählen. Und so traut ihr Luise Petersen zu, dass sie im Streit zwischen Erik und Suntje vermitteln kann. Karin erlebt eine zutiefst gespaltene Familie. Viel zu spät ist der Mutter klar geworden, dass sie mit der Überschreibung des Fischkutters an ihre Kinder eine Katastrophe ausgelöst hat. Karin kann zuhören, hat feine Antennen für Zwischentöne, ist eine genaue Beobachterin – und genau damit kann sie zur Lösung beitragen.
„Sturmtief“ stellt Karin vor eine besondere Herausforderung. Sie nimmt Unfallopfer – Mutter und Sohn – während eines Sturms auf und erkennt, dass die Frau misshandelt wurde. Entstanden ist ein besonderes Kammerspiel. Was zeichnet diesen Film/diese Geschichte aus Ihrer Sicht aus?
Es waren besonders fordernde Dreharbeiten. Schon allein der „Kampf“ mit der Windmaschine hat uns Einiges abverlangt. Aber: Es hat sich gelohnt, wie ich finde. Der Sturm ist die Bedrohung außen: Alle Akteure sind eingesperrt, die Kommunikationen zwischen ihnen fällt aus – kein Netz! Dazu kommt die unausgesprochene Bedrohung, die Karin durch ihre „Zufallsgäste“ erlebt. Die Frau ist offensichtlich Opfer häuslicher Gewalt, der Junge hat große Angst. Wie damit umgehen? Sind sie und Merle möglicherweise selbst in Gefahr? Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre, dieser „Usedom-Krimi“ ist außergewöhnlich!
Wir erleben Karin Lossow in allen drei Folgen in verschiedenen Szenen als warmherzigen Wahl-Familienmenschen. So hilft sie Rainer mit einem alten Hausmittel gegen die Ohrentzündung, mit Ellen gibt es ein Essensritual, bei dem sich die Frauen austauschen. Wie wichtig sind der Schauspielerin Katrin Sass solche Filmmomente? Was tragen sie zum Charakter des „Usedom-Krimis“ bei?
Solche Momente sind das Salz in der „Usedom-Krimi“-Suppe. Sie sind mir lieb und teuer. Und ich glaube, dass die Familienerzählungen den Charakter des „Usedom-Krimis“ wesentlich prägen. Auch die Fälle, die Rainer, Ellen und ihr Team zu lösen haben, wurzeln ja häufig in Familienkonflikten. Das organisierte Verbrechen hat im „Usedom-Krimi“ nichts verloren. Von Zuschauerinnen und Zuschauern werde ich oft genau darauf angesprochen – scheint also anzukommen beim Publikum! 😊

„In gewisser Weise ist es schön, sich einfach in die Arbeit zu stürzen“
Gespräch mit Rikke Lylloff (Darstellerin von Ellen Norgaard)

Ellen Norgaard kehrt zurück – nach Babypause und langer Auszeit. Wie fühlt es sich für Ellen an, wieder Teil des Ermittlerteams zu sein?
Ellen empfindet es als großes Glück, wieder auf der Insel und zurück im Job zu sein. Sie ist sehr froh, wieder Freunde und Kollegen um sich zu haben. Allerdings kämpft sie ein wenig mit Zweifeln, ob sie im Team auch wirklich gebraucht wird. Das Team kam ja auch ohne sie klar. Deshalb bemüht sich Ellen ganz besonders, gute Arbeit zu leisten.
Gleich zu Beginn von „Geisternetze“ wird ihr Umzugswagen geklaut. Ihr Team rückt zum Tatort am Hafen aus. Das wirkt wie ein Sprung ins kalte Wasser. Wie kommt sie mit den Herausforderungen des Berufslebens klar?
Das fällt ihr wie ein dicker fetter Klotz vor die Füße bei ihrer Ankunft – braucht man gar nicht. Aber in gewisser Weise ist es schön, sich einfach in die Arbeit zu stürzen: So hat sie etwas, woran sie sich festhalten kann, und ihre Kollegen sind in dieser Situation auch besonders nett und helfen, wo sie können.
In „Sturmtief“ fallen Internet und Strom aus, Wasser bricht im Kommissariat ein, das außerdem noch zum Tatort wird – und Ellens Kollegen zu Geiseln. Das totale Chaos. Ellen muss die Nerven bewahren und cool bleiben. Wie gelingt ihr das?
Es ist ein bisschen zu chaotisch, was auf dem Polizeirevier passiert, und sie finden sich in einer wirklich schlimmen und beunruhigenden Situation wieder. Ellen schafft es immer noch, ihren Job zu machen, aber ich glaube, es wird ihr danach schwerfallen, ihren Frieden damit zu finden, wie es endet.
Der Usedom-Krimi feiert in diesem Jahr den 25sten Film. Ihr Geburtstagswunsch für die Reihe?
Ich hoffe und wünsche es dem „Usedom-Krimi“, dass er sein Publikum auch in den kommenden Jahren interessieren und glücklich machen wird.

„Der Familienmensch Rainer ist allein“
Gespräch mit Till Firit (Darsteller von Rainer Witt)

Rainer Witts Beziehung zu Staatsanwältin Katharina Stozek scheitert. Die Kinder sind zurück zur Mutter gezogen. Er ist allein auf Usedom. Wie geht er mit den Umbrüchen im Privatleben um?
Das Ende der Beziehung hat seine Schatten vorausgeworfen. Wem fällt es leicht, das zu akzeptieren? Merle ist zurück in München bei ihrer Mutter, auch, um ihre alten Schulfreunde wieder mehr zu sehen. Ben ist erwachsen und ausgezogen – nach Berlin, jobbt erstmal bei einem Supermarkt. Der Familienmensch Rainer ist allein. Das sorgt für eine gewisse Missmutigkeit. Die letzten Jahre vor Usedom waren turbulent, beruflich wie familiär. Und die vermeintliche Ruhe auf der Insel war nur von kurzer Dauer. Er will die Dinge neu ordnen, mal sehen, wo er selber steht. Keine neue Beziehung bitte. Wie ist es, allein zu leben? Wobei – ganz allein ist er ja nicht. Nebenan hat sich Karin die Scheune ausgebaut. Das ist ein gutes Gefühl.
In „Geisternetze“ ermittelt er seit langem wieder im Team mit Ellen Norgaard. Wie ergänzen und bereichern sich die beiden?
Dass Ellen wieder zurückkommt, um fest auf der Insel zu arbeiten, war nicht absehbar. Schön, dass es so gekommen ist! Die beiden ermitteln gut zusammen. Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Und das taktische Hin und Her ist auch für die Fälle eine Bereicherung.
In „Sturmtief“ wird der Ermittler selbst zum Opfer und mit Handschellen an die Heizung im Antiquitätenladen gekettet. Eigentlich eine Demütigung für den Kommissar! Was zeichnet den Mann auch in solch prekärer Situation aus?
In diese Situation hereinzuschlittern, ist Berufsrisiko. Aber dass es in dieser Sturmnacht passieren muss, macht es nicht leichter. Die beiden Täter wirken fahrig – unberechenbar oder unkoordiniert? Vorsicht vor Eskalation ist geboten. Durchatmen, Ruhe bewahren – so schwer das auch fallen mag.
Im kommenden Jahr wird der 30ste Film für den „Usedom-Krimi“ gedreht. Was wünschen Sie der Reihe für die Zukunft?
30 Mal 90 Minuten Krimi zur Primetime. Da muss das Niveau gehalten werden, um so lange am Ball zu bleiben. Ich gratuliere den Initiator*innen, den Verantwortlichen des Senders und Katrin Sass, die die dezidierte Hauptfigur seit der ersten Stunde ist. Es freut mich auch, meinen Teil dazu beitragen zu können. Für die Zukunft wünsche ich der Reihe gute Stoffe in guten Drehbüchern. Gute Leute vor und hinter der Kamera. Und rein praktisch: mehr Drehtage, um das Pensum fürs ganze Team nicht so hochzuschrauben.
Impressum
Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation
Mitarbeit:
Nicola Sorgenfrey, NDR
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
Bildnachweis:
NDR/ARD Degeto/Oliver Feist
NDR/Christian Spielmann (Donald Kraemer)
NDR/ARD Degeto Film (Katja Kirchen)
Fotos:
www.ard-foto.de
Presseservice:
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