AM SCHEIDEWEG DONNERSTAG, 21. NOVEMBER, 20.15 UHR
EMMA DONNERSTAG, 28. NOVEMBER, 20.15 UHR
Beide Filme ab Dienstag, 19. & 26. November, in der ARD Mediathek
Zehn Jahre ein Quotenhit: „Der Usedom-Krimi“ feiert Jubiläum – mit reizvollem morbiden Charme
Kamera ab auf der Ferieninsel: Seit 2014 stellt die Ostseeinsel Usedom den faszinierenden Spielort für die gleichnamige ARD Donnerstagskrimi-Reihe „Der Usedom-Krimi“ mit Katrin Sass. Die Reihe ist ein Dauerbrenner und bietet spannende Krimiunterhaltung, verbunden mit norddeutschem Flair und starken Figuren. Im Zentrum steht von Beginn an Katrin Sass. Sie ermittelt als Ex-Staatsanwältin Karin Lossow auch ohne offizielle Funktion auf der beschaulichen Insel. Es ist ihr authentisches und lebensnahes Spiel, das die Zuschauer immer wieder in den Bann zieht. Sie gibt der vom Schicksal gebeutelten Ex-Staatsanwältin und Gattenmörderin Karin Lossow ein Herz und Tiefe.
Auf Usedom, auf beiden Seiten der deutsch-polnischen Grenze gelegen, dreht sich alles rund um die Familie und rätselhafte Kriminalfälle. Dabei sind es Geschichten von ganz normalen Menschen, die auch nach mehr als 20 Filmen am Donnerstagabend über sieben Millionen Zuschauer fesseln. Für die besondere Authentizität und Emotionalität der Geschichten steht eine besondere Teamarbeit vom Produzenten über die Produktion bis zum Szenen- und Kostümbild, sie haben die Welt des „Usedom Krimis“ über die Jahre zum Leben erweckt. Auf den Bildschirmen ist es das hervorragende Ensemble mit Rikke Lylloff als Ellen Norgaard, Till Firit als Rainer Witt, Rainer Sellien als Holm Brendel, Jana Julia Roth als Dorit Martens u. a., die die Zuschauer begeistern. Darüber hinaus ist die vorzügliche Bildgestaltung ein Markenzeichen der Reihe ebenso wie die hervorragende Musik, die Colin Towns anlässlich des zwanzigsten Filmes mit der NDR Radiophilharmonie eingespielt hat.
Beim „Usedom-Krimi“ ist der Drama-Anteil mindestens genauso wichtig wie die jeweilige Mördersuche, die Frage, wer wen auf dem Gewissen hat. Für diesen Motor der Handlung und für die spezielle Mischung in den Stories stehen Drehbuchautoren wie Michael Vershinin, Dinah Marte Golch und Astrid Ströher, die die aktuellen Filme geschrieben haben. Nicht zu vergessen sind Scarlett Kleint, Alfred Roesler-Kleint und Michael Illner, die die Reihe kreiert haben. Sie haben der Ex-Staatanwältin und Gattenmörderin Karin Lossow Leben eingehaucht und damit eine einmalige Idee in der Krimi-Landschaft geschaffen.
Es ist dieses Setting, das hervorragende Regisseure wie Andreas Herzog, Uwe Janson, Felix Herzogenrath, Maris Pfeiffer, Matthias Tiefenbacher und Grzegorz Muskala aufgenommen haben und in bester Reihentradition fortsetzen. Ihre intensiven Inszenierungen und Bilder eines in der Regel winterlichen Filmtags verleihen dem Usedom Krimi und der Insel einen reizvollen morbiden Charme.
In diesem Sinne ist „Der Usedom-Krimi“ ein besonderes Beispiel für ein erfolgreiches Zusammenspiel von Kreativität, Professionalität und Engagement aller Beteiligten. Ohne das Herzblut der oben Genannten, aber auch aller anderen im Team wäre es nicht möglich, in der Gunst des Publikums über so lange Zeit oben zu stehen. All ihnen gilt unser Dank.
Donald Kraemer (NDR) und Katja Kirchen (ARD Degeto Film), Redaktion
„Über die Rolle der Karin Lossow bin ich mehr als glücklich“
Gespräch mit Katrin Sass
Karin Lossow ist davon überzeugt, dass damals nicht der wahre Mörder ihrer Tochter Julia Thiel gefasst wurde. Allerdings geht keiner ihrem Verdacht wirklich nach. Wie reagiert sie darauf?
Sie reagiert auf typische Karin-Lossow-Art: Sie kommt zwar der Polizei nicht zuvor, macht jedoch eine Arbeit, die Rainer und seinem Team immer wieder zu denken gibt. Immer wieder gelingt es ihr, etwas zu ermitteln, was die Polizei noch nicht weiß. Den Autorinnen und Autoren der Reihe fällt immer etwas Schönes ein, um mit dem Zufall zu spielen, der Karin auf gewisse Fährten führt.
Kein Zufall ist es, dass sie bei ihrem Neffen Kommissar Rainer Witt wohnt und dessen Lebensgefährtin, der Staatsanwältin. So erfährt sie Dinge, auf deren Spuren sie sich begibt. Karin Lossow hat ja keinen Job – und daher viel Zeit.
Die Figur Karin Lossow ist ein auffallend starker wie ebenso verletzlicher Charakter. Wie halten Sie als Schauspielerin die Balance der Figur?
Stärke und Verletzlichkeit schreibt man auch mir zu. Da bin ich Karin Lossow wohl recht nah. Wenn ich als stark bezeichnet werde, frage ich mich immer, wen meinen die eigentlich? Ich kenne meine verletzliche Seite besser, weil ich mich nicht als „stark“ wahrnehme. Die starke Seite erfahre ich über die Rückmeldung der Zuschauer oder der Menschen, die um mich sind.
Bert Brecht hat mal gesagt, dass sich Schauspieler hin zur Figur bewegen sollten. Ich mache es umgekehrt und ziehe die Figur an mich heran. Und bei Karin Lossow ist es einfach so, dass nur das „t“ fehlt, und dann heißt sie Katrin Lossow. Es gibt viele Parallelen zwischen uns. Ich habe sie so sehr zu meiner Figur gemacht, dass meine Persönlichkeit ganz stark eingeflossen ist. Oft denke ich, das könnte auch ich sein. Der große Unterschied: Karin Lossow handelt überlegt – und aus der Ruhe heraus. Ich dagegen bin impulsiv und gehe eher mal in die Luft.
In „Emma“ schafft es Karin Lossow, eine vertrauensvolle Beziehung zur jungen Protagonistin des Films aufzubauen. Was kann Sie Emma mitgeben? Inwiefern ist sie ihr ein Vorbild?
Karin hat eine gute Art, auf Menschen zuzugehen. Sie nimmt Emma als erwachsene Persönlichkeit wahr und geht entsprechend auf sie ein. Was Eltern mit ihren Teenagerkindern oft nicht machen. Doch Karin begegnet dem Mädchen auf Augenhöhe, was Emma schließlich hilft, sich zu öffnen und ihre Gefühle rauszulassen.
„Der Usedom-Krimi“ hat eine große Fangemeinde. Was schätzen Sie persönlich an der Krimi-Reihe und welche Publikumsreaktionen erleben Sie?
Das Schöne am „Usedom-Krimi“ ist, dass er die Menschen abholt. Ich merke das, wenn ich mit meinem „Hauptdarsteller“ Lucky im Wald unterwegs bin. Ich begegne Leuten, die mich ansprechen und fragen: „Ist das nicht Lucky?“ Und die zweite Frage lautet in der Regel: „Wann läuft denn der ‚Usedom-Krimi‘ wieder?“ Fast alle sagen mir, dass sie sich auf die nächsten Folgen freuen.
Die Leute mögen, dass im „Usedom-Krimi“ private Geschichten von gesellschaftlicher Relevanz erzählt werden. Das Verbrechen, der Mord geschieht eher zufällig, oft aus dem Affekt und der persönlichen Verstrickung der Figuren heraus. Ich glaube, das ist eine ganz gute Mischung, die bei den Zuschauerinnen und Zuschauern offenbar ankommt.
Zehn Jahre Usedom-Krimi mit nun 24 Folgen. Im kommenden Herbst wird die 25. Folge gedreht. Wie blicken Sie auf diese Zeit?
Für mich ist das alles gar nicht wahr, weil ich mir nicht vorstellen mag, dass ich nun zehn Jahre älter bin. Da kriege ich glatt einen Schreck. Dass wir seit zehn Jahren den „Usedom-Krimi“ erzählen, ist fantastisch – und für mich ist es ein großes Geschenk, dass ich in meinem Alter noch beschäftigt bin. Über die Rolle der Karin Lossow bin ich mehr als glücklich.
Wenn ich nach Usedom komme, fühlt es sich an wie nach-Hause-kommen. Was auch mit der Truppe zusammenhängt, die hier seit zehn Jahren zusammenarbeitet und zusammengewachsen ist.
Regie und Kamera wechseln natürlich immer, aber der eine und die andere kommen auch immer mal wieder zurück und sind gerne bei uns. Das Team, ob vor oder hinter der Kamera, das ist wie eine Familie, was ich wunderbar finde. Das wärmt die Seele – obwohl wir im Winter drehen und uns den A… abfrieren. 😉
Welchen Bezug haben Sie nach all den Jahren zur Insel Usedom?
Nun ist der Norden sowieso meine Heimat. Ich liebe das Meer, die Ostsee. Das Meer ist eine Verheißung von Freiheit, löst bei mir immer noch Fernweh aus, verführt zum Träumen. Usedom ist tatsächlich so etwas wie eine zweite Heimat geworden.
„Rainer findet sich regelmäßig in Situationen wieder, wo er Karins Handeln trotz eigener Bedenken rechtfertigen muss“
Gespräch mit Till Firit
Wie geht Rainer Witt damit um, dass seine Lebensgefährtin Katharina Stozek zugleich auch seine Vorgesetzte ist? Wie wichtig ist es ihm, Berufliches von Privatem zu trennen? Leidet darunter die Beziehung?
Die Beziehung mit Katharina ist Rainer wichtig. Er hat schon eine gescheiterte Ehe (aus der seine beiden Kinder hervorgegangen sind) hinter sich. Katharina hat mit ihrem Umzug zu ihm nach Usedom ein klares Bekenntnis für die Beziehung abgegeben. Was für eine tolle Chance, gemeinsam arbeiten zu können.
Natürlich entstehen im beruflichen Alltag auch Meinungsverschiedenheiten. Dass Katharina seine Vorgesetzte ist, hat bis jetzt noch nicht zu Spannungen geführt. Beide wollen die Arbeit professionell machen und nicht zum Spielball persönlicher Differenzen werden lassen - die es natürlich auch gibt.
Es lässt sich allerdings nicht vermeiden, dass man die Arbeit so mit nach Hause nimmt. Ob man will oder nicht, darunter leidet manchmal die Beziehung.
Im Film „Emma“ spielt auch das Thema „Mobbing“ eine wichtige Rolle. Die Eltern der Anstifterin verharmlosen das Verhalten. Wie schätzt Rainer Witt die Situation ein – auch dahingehend, dass er selbst Vater einer Tochter im ähnlichen Alter ist?
Dass Eltern die Partei ihrer Kinder ergreifen, ist natürlich. Dass sie dabei Probleme übersehen, ist nicht verwunderlich. Da bräuchte es ein verständnisvolles Korrektiv von außen. Ärgerlich ist allerdings, wenn beide Elternteile die Spannungen untereinander über das Kind austragen. Wenn die familiären Probleme nicht angesprochen werden, gären sie. In diesem Fall instrumentalisiert die Mutter ihre Tochter, um ihre Interessen voranzutreiben. Emmas Vater wiederum ist durch seine Krankheit nicht in der Lage, die Situation richtig zu begreifen. Und Emma will ihn nicht mit ihren Problemen belasten – ein Teufelskreis. Die leidtragende ist die gemobbte Emma.
Es ist bitter für Rainer, diese Konstellation zu sehen, noch dazu, wo seine Tochter im gleichen Alter ist. Die beiden werden gerade erwachsen. Seiner persönlichen Abscheu da keinen Ausdruck zu verleihen, ist eine Herausforderung.
In den aktuellen Filmen ist Karin Lossow – wie üblich – in die Fälle involviert. Wie reagiert Rainer Witt darauf – vor allem, dass sie zu Karol Zielinski auf eigene Faust „ermittelt“?
Wie immer mischt sich Karin ein. Sie ist im Inselleben ein bunter Hund. Und sie ist getrieben von dem sich jährenden Todestag ihrer Tochter und ihrer inneren Neugier. Das ist einerseits verständlich, nachvollziehbar und persönlich liebenswert, andererseits einfach nervig und unprofessionell. Rainer findet sich regelmäßig in Situationen wieder, wo er Karins Handeln trotz eigener Bedenken gegenüber Dritten rechtfertigen muss. Noch dazu, wo er sich oft in Gefahr begibt. Verständnis auf Karins Seite ist dafür nicht zu erwarten. Sie ist stur. Und regelmäßig gibt ihr ja auch ihr Instinkt recht und durch sie kommt es zu entscheidenden Ermittlungsergebnissen. Ein Dilemma.
„Der Usedom-Krimi“ feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Wie blicken Sie auf die Dreharbeiten der beiden Jubiläums-Filme zurück?
Ich bin ja später dazugestoßen. Für mich wird es „erst" das fünfte Jahr. Zum harten Kern (vor der Kamera) gehören die Figuren Holm Brendel, Dorit Martens und natürlich Karin Lossow. Es ist interessant zu sehen, wie das Format sich entwickelt hat. Und sehr erfreulich, dass es so erfolgreich ist, dass es sein zehnjähriges Jubiläum feiern kann. Umso schöner für mich, dabei zu sein!
„Ich wünsche mir für Ellen, dass sie etwas Ruhe findet“
Gespräch mit Rikke Lylloff
Ellen Norgaard pflegt keine gute Beziehung zu ihrer Mutter Patrizia Norgaard. Wie reagiert sie auf die Nachricht, dass Patrizia keine erneute Chemotherapie machen möchte? Ändert sich mit dieser Nachricht das Verhältnis zwischen den beiden?
Die Nachricht ist natürlich ein Schock für Ellen und lässt alle möglichen Gefühle in ihr aufsteigen. Zu Beginn der Folge macht sich Ellen sogar auf den Weg, um ihrer Mutter zu sagen, dass sie nicht für sie da sein will (unabhängig davon, was ihre Mutter von ihr will). Ellen empfindet tiefe Wut gegenüber ihrer Mutter und möchte sie auf Abstand halten. Doch mit der Nachricht wird ihr klar, dass sie diese Distanz nicht wahren kann. Ellen kann nicht anders, als ihr gegenüber sowohl Trauer als auch Mitleid zu empfinden und das am Ende vielleicht sogar ein kleines bisschen zu akzeptieren.
Was wünschen Sie sich für die Figur Ellen Norgaard?
Ich wünsche mir für Ellen, dass sie etwas Ruhe findet. Dass sie sich damit abfindet, dass das Leben ihr eine absolut unmögliche Mutter gegeben hat, aber dass das eben die Mutter war, die sie bekommen hat und dass es Ellen trotz dieser Umstände am Ende gut gehen wird.
Ich wünsche mir, dass sie damit abschließen kann und erkennt, von was für einer Schönheit sie bereits umgeben ist. Dass sie erkennt, wie viel Glück sie hat, einen Sohn zu haben, einen Vater, dass Karin in ihrem Leben ist und natürlich weitere Familie und Freunde für sie da sind.
Ich wünsche mir, dass sie für sich und ihren Sohn eine Mutter sein kann, dass sie jetzt die Mutter in ihrem Leben ist. Hoffentlich kann sie dann wieder mit klarem Kopf auf Usedom ermitteln.
Das Verhältnis zwischen den Figuren Karin und Ellen ist eng – wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit Katrin Sass?
Die Zusammenarbeit mit Katrin ist inspirierend und macht viel Spaß. Ich denke, dass wir einen guten Dialog über unsere Arbeit und Szenen führen. Ich bin sehr dankbar, dass ich über so viele Jahre kontinuierlich mit ihr und meinen anderen Kolleg*innen auf Usedom zusammenarbeiten durfte. Für eine freiberufliche Schauspielerin wie mich ist das besonders schön. Ich freue mich darauf, die Beziehung zwischen Ellen und Karin weiterzuentwickeln.
„Ich finde es wichtig und gelungen, wie die Reihe die sozialen Brennpunkte in den Mittelpunkt der Geschichten stellt“
Gespräch mit Rainer Sellien
Was gefällt Ihnen an der Figur Holm Brendel? Was zeichnet ihn aus?
Ich mag an der Figur Holm Brendel, dass er zwar emphatisch ist und sich die Schicksale der Figuren zu Herzen nimmt, dass er aber bei all dem sehr geerdet ist und die Dinge so gelassen wie möglich betrachtet. Er trägt das Herz auf dem rechten Platz und überlässt das „Drama“ den anderen Figuren. So steht er zusammen mit seiner Kollegin Dorit für den „gesunden Menschenverstand“, für sehr norddeutschen Humor und, so hoffe ich, für eine bestimmte Gewitztheit.
Mal abgesehen von Holms Vorliebe für Fischbrötchen: Was macht ihn zum typischen Usedomer in der Reihe?
Sein Tempo ist eher moderat als hektisch und er versucht, die Aufgeregtheit der anderen Figuren von sich fern zu halten. Vielleicht ist er auch ein bisschen wortkarg manchmal, und auch das zeichnet ihn als Norddeutschen aus.
Außerdem habe ich immer im Kopf, dass Holm in der DDR sozialisiert aufwuchs und auch dadurch einen etwas anderen Blick auf die Entwicklung der Insel hat – und auf deren Bewohner und Besucher. Ich hoffe, dass ist als im Westen Geborener, aber gleich nach der Wende von einer Gruppe ostdeutscher Freunde Adoptierter nicht anmaßend.
Sie sind von Anfang an mit beim „Usedom-Krimi“ dabei. Was ist ihr Fazit nach zehn Jahren? Was ist ihrer Meinung nach das Markenzeichen?
Ich finde es ganz wichtig und gelungen, wie die Reihe die sozialen Brennpunkte in den Mittelpunkt der Geschichten stellt, wie sie nie versucht, die Insel als Urlaubsparadies zu promoten, trotzdem deren Schönheit nutzt und auch versucht, die Geschichten der durchgehenden Figuren nicht aus den Augen zu verlieren, sondern weiter zu erzählen. Was nicht immer gelingen kann bei dem großen Ensemble, aber der Versuch ist ehrenwert. Ich persönlich mag die Orientierung an den „ScandNoir“-Reihen und den britischen Sozial-Krimis, weil sie immer Gesellschaft abbilden und nicht nur unterhalten wollen.
„Ich glaube, für die meisten Beteiligten sind die Dreharbeiten immer ein bisschen wie nach Hause kommen“
Gespräch mit Jana Julia Roth
In „Am Scheideweg“ bezeichnen sich Rainer Witt und Holm Brendel in einem Gespräch – wenn auch mehr mit einem Schmunzeln – als „alte weiße Männer“. Würde Dorit Martens dem zustimmen? Und muss sie sich als Frau unter ihren männlichen Kollegen häufiger mal behaupten?
Ich finde nicht, dass Dorit sich gegen ihre männlichen Kollegen behaupten muss. Holm und sie sind ein gut eingespieltes und loyales Team. Und auch zu Rainer hat sie eine sehr gute Verbindung. Und wenn es dann doch mal einen ungewollten Griff in die „alte weiße Männer“-Klischeekiste gibt, kann Dorit das mit ihrem humorvollen Umgang gut auffangen.
Was bedeutet der Figur Dorit Martens die Insel Usedom?
Ihre Familie und Freunde leben dort. Sie liebt das Meer und die Steilküste. Deshalb auch die Bemerkung, dass sie immer Heimweh bekommt, wenn sie das Meer sieht. Ich glaube nicht, dass man Dorit freiwillig von der Insel bekommen würde. Die Insel ist ihr zu Hause.
Zum Usedom-Jubiläum: Sie sind seit 2018 mit an Bord. Wie war die Stimmung bei den Dreharbeiten zu den Jubiläums-Ausgaben?
Die diesjährigen Dreharbeiten waren besonders schön. Matthias Tiefenbacher, der auch schon in früheren Episoden bei uns war, hat bei diesen Jubiläums-Ausgaben Regie geführt. Seine Arbeitsweise ist wirklich wunderbar. Denn die Stimmung, die er am Set verbreitet, ist produktiv und sorgt bei allen Beteiligten für gute Laune. Und uns als Spielenden gibt er für die Figuren ganz viel Raum, wodurch man das schöne Gefühl bekommt, nichts falsch machen zu können. Aber auch die Crew, also zum Beispiel Maske und Kostüm sowie andere Gewerke, begleiten uns ebenfalls seit vielen Jahren und so eben auch bei diesen Jubiläums-Episoden. Und auch da könnte das Miteinander nicht schöner sein. Schlussendlich sind auch wir als Schauspielkollegen immer mehr zusammen-gewachsen; den Großteil dieser Menschen kann ich mittlerweile als Freunde bezeichnen. Ich glaube, für die meisten Beteiligten sind die Dreharbeiten für den „Usedom-Krimi“ immer ein bisschen wie nach Hause kommen.
„Jedes Geheimnis ist eine Last!“
Statement von Matthias Tiefenbacher, Regisseur von „Am Scheideweg“ und Emma“
Die beiden Filme „Am Scheideweg“ und „Emma“ erzählen zwei bewegende Mutter-Tochter-Geschichten, in deren Zentrum jeweils die „große“ Seele Karin Lossow steht:
In „Am Scheideweg“ macht sich Karin anlässlich der Wiederkehr des Todestages ihrer Tochter Julia zu einer schwierigen inneren Reise auf. Sie hat endlich die Kraft, sich dem Trauma ihres gewaltsamen Todes zu stellen. Julias Tod ist für Karin umso quälender, als sie überzeugt ist, dass das Verbrechen, das ihn herbeigeführt hat, nicht wirklich aufgeklärt ist. Auch wenn alle in ihrer Nähe das bestenfalls für eine aus Schmerz geborene „fixe“ Idee halten, liegt für Karin darin eine Art Rettung. Mit ihrer Fähigkeit zur Empathie, ihrer Lebensklugheit und ihrer Sturheit bringt sie die Wahrheit über das Schicksal ihrer Tochter ans Tageslicht. Der Schmerz und die Trauer bleiben natürlich, aber ein erster Schritt zur Versöhnung mit dem Verlust ihrer Tochter ist damit getan.
In „Emma“ wird Karin zur Beschützerin und Mentorin eines jungen Mädchens, das ihre Mutter auf tragische Weise verliert. Wie erfroren in ihrer Trauer glaubt Emma, für den Tod ihrer Mutter mitverantwortlich zu sein. Karin ist überzeugt: Jedes Geheimnis ist eine Last! Mit Behutsamkeit, aber der gleichen Sturheit, die Karin immer aufbringt, wenn es um „Seelenrettung" geht, ermutigt sie Emma, sich der Wahrheit zu stellen. Auch hier: Der Schmerz und die Trauer bleiben. Aber er ist kein fremdes, unheimliches Land mehr. Sondern ein Ort, an dem sich leben lässt.
In diesem Sinne auch mein Lieblingsdialog aus den beiden Filmen:
Dorit und Holm stehen am Strand und schauen auf die Ostsee.
Dorit: Immer, wenn ich aufs Meer guck‘, krieg ich so ein bisschen Heimweh!
Holm: Aber Du bist doch hier zu Hause!
Dorit: Ja! Eben!
Impressum
Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation
Redaktion:
Iris Bents, NDR/Presse und Kommunikation
Mitarbeit:
Nicola Sorgenfrey, NDR
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
Bildnachweis:
NDR/ARD Degeto/Florian Kaposi
NDR/Christian Spielmann (Donald Kraemer)
NDR/ARD Degeto (Katja Kirchen)
NDR/privat (Matthias Tiefenbacher)
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