5-teilige Miniserie im Rahmen der „Nordlichter“

AB DEM 24. MAI IN DER ARD MEDIATHEK

24. Mai, 22:30 UHR, ONE

26. JUNI, 23:30 UHR IM NDR FERNSEHEN

Inhalt

Ivo, 21, hat in einem Stadtwald einen wundersamen Pilz entdeckt. Aus ihm stellt er einen Stoff her, der unendliche Klarheit bei maximaler Ekstase verheißt. Ivos Vater, der sich durch Experimente an demselben Pilz versehentlich in einen 12-Jährigen verjüngt hat, arbeitet derweil mit Hochdruck am Älterwerden. Doch dann taucht Samuel auf, ein junger Industrieerbe mit Idealen, der den Wald für ein Neubaugebiet roden will. Und Ivo verknallt sich in ihn. Überschattet wird die turbulente Romanze von einer schrägen Drogenfamilie, die in dem Pilz den großen Coup wittert. Doch der Pilz macht sein Ding.

Inhaltsverzeichnis

01 Inhalt
02 Stab & Besetzung
03 Interview mit Oliver Bassemir und Marian Freistühler
04 Statement der Produzent*innen
05 Gespräch mit Helge Mark Lodder
06 Statements
07 Die Episoden
08 Impressum

Stab & Besetzung

Besetzung

Ivo
Helge Mark Lodder

Samuel
Sebastian Schneider

Zlatan
Noah Karayer

Emina
Vanida Karun

Zlatan (alt)
Carlo Ljubek

Ulrike Krohmberger
Angela Roy

Wilhelm Gossler
Dietrich Mattausch

Marianne Gossler
Kirsten Block

Robert
Nikita Petrosian

Angel
João D’Orey

Pep
Jules* Elting

Kartoffelklausi
Aljoscha Stadelmann

u. v. a.

Stab

Buch und Regie
Marian Freistühler und Oliver Bassemir

Kamera
Agnes Pakozdi

Schnitt
Moritz Geiser und Patrick Wallochny

Kostümbild
Vera Holthaus und Lara Kainz

Maskenbild
Katrin Loeffler und Lisa Neumann

Casting
Deborah Congia und Patrick Dreikauss

Szenenbild
Florence Schreiber

Ton
Sebastian Dieterle

Musik
Banu Şengül

Produktionsleitung
Dusko Pupic-Bakrac, Frederik Keunecke (NDR), Moritz Geiser

Produzent*innen
Andrea Schütte und Dirk Decker

Redaktion
Donald Kraemer

Drehzeit
5.10.2023 – 16.11.2023

Länge
5 x 25 Minuten

Drehorte
Hamburg Wilhelmsburg, Winsen/Luhe, Buchholz

„Brüt“ ist eine Produktion der Tamtam Film GmbH und Ohne Falsch Film GmbH, gefördert mit Mitteln der nordmedia Film und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH und der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig Holstein im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks.

„Nordlichter“ heißt das Nachwuchsförderprogramm von NDR, MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und nordmedia.

„Die absurdesten Dinge passieren mit einer totalen Selbstverständlichkeit“

Die Autoren und Regisseure Oliver Bassemir und Marian Freistühler über ihre erste Serie, über Queerness und den Schauplatz Wilhelmsburg

Was bedeutet der Titel „Brüt“? Habt ihr gemeinsam etwas ausgebrütet?
Marian Freistühler: Wir lieben die Assoziationen, die der Filmtitel weckt. Er lässt sich verschieden deuten, aber es gibt keine einzig richtige oder falsche Lesart. Der Titel wirkt vertraut und dennoch leicht verschoben. Irgendetwas stimmt nicht. Das mögen wir sehr daran.

Was hat Euch bewogen, an der „Nordlichter“-Ausschreibung teilzunehmen?
Oliver Bassemir: Es hat uns gereizt, dass es zum ersten Mal in der Geschichte der „Nordlichter“ keine Genre-Vorgabe gegeben hat. Wir waren nicht von Anfang an darauf festgelegt, Crime oder Mystery oder eine Lovestory zu schreiben. Und wir konnten uns so einfach die Freiheit nehmen, eine wuchernde und ausufernde Geschichte zu erzählen, die Elemente aus Crime und Mystery und Comedy aufgreift und miteinander verbindet.

Marian Freistühler: Wir haben erst spät den Fokus auf die Liebesgeschichte gelegt, weil wir gemerkt haben, wie wichtig sie als erzählerischer Motor geworden war. Im Schnitt haben wir ein paar Abschweifungen herausgenommen und einige Volten eliminiert, die den Fluss der Serie leider zu sehr gestört hätten. Es hat Spaß gemacht, dem Ablauf zuzuschauen, der sich dann ergab.

Welche Bedeutung hat der Schauplatz Hamburg-Wilhelmsburg für Eure Serie?
Oliver Bassemir: Ich habe lange in Wilhelmsburg gelebt. Auch Marian kennt den Stadtteil gut, weil er gegenüber wohnt. Dieser Ort ist mit Geschichte immer wieder neu überschrieben worden. Er hat verschiedene Migrationsbewegungen und eine wilde Industrialisierung erlebt. Heute ist Wilhelmsburg von Wohnungsmangel und der Suche nach kreativen Nischen geprägt, aber das Alte ist noch nicht abgeschlossen, sondern hier laufen die Fabriken noch. Die Dichte an Geschichten pro 100 Meter Laufstrecke ist auf der Elbinsel so hoch wie sonst nirgends in Hamburg. Es fasziniert uns, dass in Wilhelmsburg viele Dinge gleichzeitig und nebeneinander stattfinden können. Aus genau diesem Ort heraus wollten wir die Serie entwickeln.

Marian Freistühler: Was Wilhelmsburg ausmacht, sind das krasse Nebeneinander verschiedener Räume und die Bruchkanten dazwischen. Die Kuhweide, die an die Autobahn grenzt, die Hochhäuser neben dem Wald, die alte Windmühle am Kanal, der Hafen hinterm Deich. Das sind alles auch erzählerische Räume. Wir haben schließlich den Wilden Wald ins narrative Zentrum unserer Geschichte gestellt, dieses zehn Hektar große Areal mitten in der Stadt, in dem es zu zeitgenössischen Konflikten und Widersprüchen kommt. Es stimmt wirklich, dass er gerodet und bebaut werden soll. Dieser Wald war unsere Essenz. Von hier aus sind wir losgezogen und haben die Geschichte weiter verzweigt.

Im Wald wächst ein wundersamer Pilz, aus dem Euer Serienheld Ivo eine Art Droge herstellt. Sein Vater hat den Pilz und seine Kraft entdeckt und sich beim Ausprobieren damit verjüngt. Er lebt im Körper seines 12-jährigen Ichs. Erzählt ihr eine märchenhafte Geschichte?
Marian Freistühler: Die Serie versucht ja nicht, ein realistisches Bild von Wilhelmsburg zu zeichnen. Wilhelmsburg ist für uns ein Ort, in dem eine andere Realität, andere Erzählungen möglich erscheinen. Sie gehorcht dem Grundsatz, dass die absurdesten Dinge mit einer totalen Selbstverständlichkeit passieren. Dass Ivos Vater sich verjüngt, nachdem er vom Pilz gekostet hat, ist halt so. Niemand bauscht es zu einem großen Problem auf.

Oliver Bassemir: Es war uns wichtig, eine queere Geschichte zu erzählen, nicht im Sinne von „Oh, wir erzählen eine schwule Lovestory“. Vielmehr geht es um einen queeren Blick auf die Welt, darum, das Sosein der Dinge als queer zu begreifen.

Marian Freistühler: Der Pilz ist in unserer Serie auch deshalb ein queeres Instrument, weil er körperliche Veränderungen und Transformationsprozesse möglich macht. Und vermeintliche Selbstverständlichkeiten in Frage stellt.

Oliver Bassemir: Für uns ist der Pilz auch ein Medium, das die einzelnen Serienfiguren wie in einem Ökosystem miteinander vernetzt. Er stiftet Zusammenhalt unter den Menschen über Generationen hinweg, die völlig unterschiedlichen Familienentwürfen anhängen. Diese Prämisse der Pilzigkeit haben von Anfang an alle verstanden. Und vielleicht hat er ja auch bei den Dreharbeiten seine Wirkung entfaltet: Jedenfalls war es ganz natürlich, dass junge Talente wie Helge Mark Lodder oder Sebastian Schneider mit erfahrenen Schauspieler*innen wie Angela Roy oder Dietrich Mattausch zusammenspielen, Seite an Seite.

Wie habt Ihr Euren Hauptdarsteller Helge Mark Lodder entdeckt?
Oliver Bassemir: Es lagen bereits viele Castings mit potenziellen Ivos hinter uns, alle Kandidaten waren auf ihre Weise gut, aber immer fehlte uns noch irgendetwas, ohne dass wir genau beschreiben konnten, wonach wir suchten. Da ist uns eines Nachts Helge untergekommen, als wir uns wieder mit geröteten Augen durch die Casting-Seiten im Internet geklickt haben. Zuerst hatten wir Helge für eine kleine Nebenrolle vorgesehen. Doch dann dachten wir, okay, da ist das Besondere, was wir gesucht hatten, wir sollten ihn unbedingt zum Konstellationscasting mit Sebastian Schneider einladen. Und was da im Raum passierte zwischen den beiden, das hat uns glatt von den Socken gehauen.

Marian Freistühler: Helge entsprach nicht gerade dem vagen Bild von Ivo, das ich beim Schreiben vor Augen hatte. Aber es war spannend zu sehen, was seine Besetzung für Potenziale bergen würde. Eines war klar, mit ihm würde sich ein bisschen der Ton der Serie ändern. Neue Dinge wären jetzt möglich, andere nicht mehr. Seine Besetzung hat dann sehr auf unser Konto eingezahlt, dass wir viel Spielfreude versprühen, dass wir campy sind. Er hat es großartig gemacht!

Oliver Bassemir hat 2021 sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg abgeschlossen. Er liebt es, in der Drehbuchschreiberei zu versinken, führt Regie und ist Teil der Produktionsfirma Ohne Falsch Film.

Oliver Bassemir

Marian Freistühler, aufgewachsen in Essen, studierte bis 2023 an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Dort lebt er heute als Filmemacher und interessiert sich für Zweifel, Zärtlichkeit und Snacks.

Marian Freistühler

„Fantastische Geschichte von eigenwilliger Tonalität“

Statement der Produzent*innen Andrea Schütte (sie/ihr) und Dirk Decker (er/ihn), Tamtam Film

Dirk Decker und Andrea Schütte

Dirk Decker und Andrea Schütte

Im Sommer 2021 präsentierten uns Marian Freistühler (er/ihn) und Oliver Bassemir (er/ihn), beide Absolventen der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK), die Idee zu ihrer queeren Mystery-Serie „Brüt“: eine fantastische Geschichte mit einprägsamen Charakteren, unerwarteten Wendungen, ungewöhnlich in der Umsetzung und von eigenwilliger Tonalität: Ein Versprechen für eine knallige, moderne Serie für ein anspruchsvolles, junges Publikum, das zu uns, unserer Sicht auf die Welt und in unser produktionelles Portfolio passt wie der Wilhelmsburger Wilde Wald zum Myzelium. Und so wurden wir zur produzentischen Heimat für die Serie und ihre Macher.

Die Zusammenarbeit mit Marian und Oliver, die mit ihrer Firma Ohne Falsch Film auch koproduzieren, war von Anfang an sehr vertrauensvoll, geprägt von einer starken künstlerischen Vision und einer Erzählung mit viel Humor. 

Wir sind aber nicht nur visuell und erzählerisch, sondern auch produktionell neue Wege gegangen und haben „Brüt“ mit Vier-Tage-Drehwochen umgesetzt, die längere Regenerationsphasen und ein besseres Nebeneinander von Arbeit und Privatleben ermöglicht haben: Für viele Menschen im Team war „Brüt“ die erste professionelle Dreherfahrung und wir wollen mit attraktiven Arbeitsbedingungen auch über „Brüt“ hinaus Begeisterung für die Branche wecken. 

Nun ist unser Pilztrunk wirkungsvoll gemischt und bereit, seine enthusiasmierende Kraft zu entfalten, der hoffentlich auch unser Publikum so erliegt wie wir, als wir das erste Mal von den alles umspinnenden Pilzfäden im Hamburger Unterholz lasen.

„Wo bin ich denn hier gelandet?“

Gespräch mit Helge Mark Lodder über seine Serienhauptrolle „Ivo“ und die verrückte Welt von „Brüt“

Ist deine Figur Ivo der einzige nicht Verrückte in einer Welt voller skurriler Gestalten?
In der Serie erscheinen mit Ausnahme von Ivo alle Figuren märchenhaft und unwirklich. In diesem Kosmos ist er ein vergleichsweise realistischer Charakter. Ivo blickt mit einem ironischen Lächeln auf den ganzen Wahnsinn, der ihn umgibt, und denkt: Wo bin ich denn hier gelandet?

Ivo entdeckt in einem Stadtwald einen wundersamen Pilz und braut daraus eine Droge, die nicht das Hirn vernebelt, sondern die Konsumenten ganz klar im Kopf macht. Ist Ivo dennoch eine finstere Figur?
Der Autor und Regisseur Marian Freistühler erzählte mir nach dem Casting, welche Figur er beim Schreiben vor Augen gehabt hatte. Er sah Ivo viel abgeklärter, cooler und gruftiger, als ich ihn spielte: als eine fröhliche und extrovertierte Person. Marian fand das sehr aufregend. Er sagte, er möchte die Rolle so mit mir umsetzen und sei gespannt darauf, wohin die Reise noch geht. Für mich ist Ivo ein progressiver Typ, der sich von seinen vielen Problemen nicht unterkriegen lässt. Sein Vater hat mit dem Pilz experimentiert und sich in sein 12-jähriges Ich verjüngt. Sein Geliebter, der Industriellenerbe Samuel, will den Wald roden lassen, eine Drogengang ist hinter Ivo her und er ist ständig knapp bei Kasse. Trotz alledem sitzt ihm der Schalk im Nacken. Er hat Bock auf das Leben und macht sein Ding. So passte es für mich. Auch mein eigener Charakter ist eher heiter und wach.

Was macht dieses Projekt für dich so besonders?
Ich finde es toll, dass es so ein bisschen abgedreht ist. Als ich während der Drehzeit gefragt wurde, worum geht es eigentlich in der Serie, in der du mitspielst, erzähl‘ doch mal, da konnte ich es anfangs gar nicht so genau in Worte fassen. Ich fing dann an, von einem Pilz zu reden, der meinen Vater geschrumpft hat, da guckten natürlich alle komisch. Man versteht es erst, wenn man es sieht. Vielleicht ist es das, was unsere Serie so queer macht: dass sie sich nicht an Konventionen hält und die Dinge einfach anders erzählt.

Du bist ein erfolgreicher Tiktok-Creator mit 1,2 Millionen Followern. Präsentierst du dich in deinen Videos als Comedian?
Auf meinem Kanal veröffentliche ich zum größten Teil Parodien, in denen ich mich über Klischees lustig mache und über merkwürdige Dinge, die ich auf Social Media und anderen Kanälen gefunden habe. Es ist für mich eine Möglichkeit, mein komödiantisches und schauspielerisches Talent zu zeigen und mir selber als Künstler eine Plattform zu erschaffen.

Du hast auch Musicaltheater gespielt. Wohin führt dich dein Weg in Zukunft?
Seit ich viel Content kreiere, aber auch häufiger Filme und Serien drehe, habe ich die Bühne erst einmal hintangestellt. Denn Theater zu spielen ist wahnsinnig zeitintensiv. Man kann daneben wenig andere Dinge machen. Im Moment freue ich mich, dass der Weg ins Film- und Fernsehbusiness für mich weitergeht und durch dieses „Nordlichter“-Projekt vielleicht einen weiteren Schub erfährt.

Statements

„Kooperativer Geist“

Statement von Sebastian Schneider über seine Figur „Samuel“ und den besonderen Spirit am Set von „Brüt“

Als ich das Drehbuch gelesen habe, bin ich von Zeile eins an sofort in die Geschichte abgetaucht. Ich fand sie wunderbar zart und durchlässig und sie steckte voller überraschender Wendungen. Immer wieder musste ich vor Vergnügen lachen, doch das Buch regte mich auch zum Nachdenken an und zum Mitfühlen mit seinen merkwürdigen wie liebenswerten Protagonisten, denen wir auf ihrem Weg folgen. Auf jeden Fall hatte ich riesige Lust, dabei zu sein. Dieses gute Gefühl hat sich dann beim Casting fortgesetzt. Die Autorenfilmer Marian und Oliver haben sich sehr dafür interessiert, wie ich auf meine Figur des jungen Hamburger Industrieerben Samuel blicke. Die beiden sagten zu Beginn, dass sie ihre Geschichte zu zweit aufgeschrieben hätten, aber dass sie jetzt viele Leute mit den unterschiedlichsten Ideen und Sichtweisen an Bord holen wollten, um die Serie gemeinsam zu erzählen. In der Vorbereitung haben wir ganz viel gesprochen und ganz viel geprobt, um zusammen herauszufinden, was für ein Mensch Samuel ist. Für mich war es die optimale Herangehensweise an dieses Projekt. Von Anfang an war ein kooperativer Geist spürbar, und er wurde mit jedem Tag größer und größer. Davon ließen sich auch die älteren Schauspieler*innen gleich anstecken. Ich empfand es als eine große Ehre, mich mit diesen erfahrenen Kolleg*innen auszutauschen und mit ihnen zu spielen.

„Es hat ein Umdenken stattgefunden“

Statement von Angela Roy („Ulrike Krohmberger") über ihre Rolle und das junge Team von „Brüt“

Es war hochspannend, Marian und Oliver dabei zu begleiten, wie ihre Ideen Gestalt annehmen. Wie ihre Erstlingsserie zum Leben erwacht. Beide haben sich mit Enthusiasmus, leuchtenden Augen und höchster Konzentration in die Arbeit gestürzt. Dass ihre erste Auftragsarbeit mit einer Vier-Tage-Woche und strikter Einhaltung der Arbeitszeiten gekoppelt war, fand ich sehr, sehr mutig.

Ich habe die Drehzeit mit diesem jungen Team sehr genossen, es gab viel zu lachen und zu beobachten. Zum Beispiel, dass die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie für die jungen Leute ein ganz wichtiges Thema ist, ebenso Gendersensibilität, veganes Essen oder Nachhaltigkeit. Da hat ein Umdenken stattgefunden, das tut unserer Branche sehr gut. Ich bin ja ein sehr spielfreudiger Mensch und hatte mit meiner Rolle viel Spaß. Meine Figur ist ziemlich abgedreht, das gefällt mir schon mal. Dann auch noch ungeschminkt und mit Hamburger Slang, bestens.

„Ausgeglichen und humorvoll“

Statement von Dietrich Mattausch („Wilhelm Gossler“) über den Dreh von „Brüt“ und die Regisseure von früher und heute

Ich habe immer junge Leute unterstützt. 1979 spielte ich zum Beispiel in Dominik Grafs Abschlussfilm „Der kostbare Gast“ mit. Eine Gage gab es nicht, aber freie Logis. Für seinen Film erhielt Dominik Graf dann den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsregisseur. Der Druck, unter dem junge Filmemacher heute stehen, ist erheblich größer. Früher gab es noch 30 Drehtage für ein Fernsehspiel, inzwischen sind es 20, und die dauern in der Regel nicht acht, sondern zwölf Stunden. Viele Regisseure traten damals sehr autoritär auf. Sie waren die Könige am Set. Bei „Brüt“ aber spürte ich nie diese Regiehand. Alles wurde ruhig besprochen, dann haben wir es mal so und mal so probiert. Die Stimmung war sehr ausgeglichen und es ging immer humorvoll zu, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Einer meiner ersten Regisseure, Peter Beauvais, konnte Szenen noch bis zu 15mal drehen, um dann den zweiten Take zu nehmen. Das war bei „Brüt“ ganz anders. Die jungen Leute waren immer gut vorbereitet und wussten genau, was sie wollten. Man konnte sich voll auf sie verlassen.

„Queerness wird subtil miterzählt“

Statement von Jules* Elting (spielt „Pep“, keine Pronomen) und João D’orey (spielt „Angel“, er/ihn)

Jules*: Wir haben es einer Idee der Casting Direktorin Deborah Congia (sie/ihr) zu verdanken, dass in „Brüt“ wahrscheinlich erstmals in der deutschen Fernsehgeschichte zwei trans* Schauspielende gemeinsam vor der Kamera stehen: Deborah schlug der Regie vor, die ursprünglich für drei ältere Cis-Männer geschriebene Gang rund um Ulrike Krohmberger (sie/ihr) zur Hälfte trans* zu besetzen. So entstand über das Casting diese sehr unerwartete Chosen Family.

João: Diese Chosen Family, das sind vier Menschen, die wenig miteinander gemein haben, die sich aber gegenseitig Halt geben, was sich auch in einer sehr körperlichen Inszenierung manifestiert.

João/Jules*: Die Family braucht wenig Worte, dafür viel Berührung. Ihr Hausboot, die Moby Dick, wird zur Heimat einer queeren Utopie, ohne dass ein explizit queeres Narrativ bedient wird. Queerness wird vielmehr subtil miterzählt wie über das Kostümbild oder über eine intime Geschwisterlichkeit zwischen unseren Charakteren Pep (keine Pronomen) und Angel (er/ihn).

João: Für mich als trans* Mann war es in dem Zusammenhang gender-affirming, einen Cis-Mann zu spielen, und als die Regie mich dann noch fragte, welches Gender ich nach dem Genuss des Verjüngungspilzes sein möchte, war ich vollends happy: mich in einen kleinen Jungen zurück zu verwandeln, war berührend und heilsam.

Jules*/João: Für uns beide war es etwas sehr Besonderes, gemeinsam als trans* Personen in einem Projekt arbeiten zu können. Außerdem war es toll, mit dieser Serie zu unseren Hamburger Wurzeln zurückzukehren.

Die Episoden

EPISODE 1
Felsenbrüter

Ivo hat ein schräges WG-Casting und sein Geschäft mit dem Myzelium, das er aus einem wundersamen Pilz gewinnt, läuft gut. Doch im Stadtwäldchen nähert sich die Pilzsaison dem Ende. Zlatan, Ivos Vater, hat sich versehentlich mit dem Pilz in einen 12-Jährigen verjüngt und braucht die letzten Pilze für ein Antiserum. Derweil entwirft der attraktive Industrieerbe Samuel mit einem windigen Bauunternehmer einen Bebauungsplan für das Stadtwäldchen. Unerwartet lernen Ivo und Samuel sich kennen und es funkt gewaltig. Doch dann tritt eine Patchwork-Drogenfamilie auf den Plan und giert nach Ivos Stoff.

EPISODE 2
Beifang

Zlatan gerät zum Beifang, als die Drogenfamilie Ivos Labor einsackt. Während Ivo auf Arbeit ein unmoralisches Wohnungsangebot bekommt, macht Zlatan bei seinen Kidnappern eine entscheidende Entdeckung. Samuels Eltern wollen das Bauvorhaben ihres Sohnes um jeden Preis verhindern, um ihre alten Umweltverbrechen zu kaschieren. Ivo und Samuel sehen sich endlich wieder und verbringen die Nacht miteinander. Zlatan belauscht den Plan der Drogenfamilie und zwei der Familienmitglieder heften sich an Ivos und Samuels Fersen.

EPISODE 3
Giftmarinade

Ivo und Samuel können ihre Verfolger abschütteln und Ivo offenbart Samuel die Geheimnisse über den Pilz und sein Myzelium. Zlatan hat mittlerweile beschlossen, seine missliche Lage zum eigenen Vorteil zu nutzen: Mithilfe des Pilzvorrats der Drogenfamilie will er sein Antiserum kochen. Doch die Zeit spielt gegen ihn. Während Samuels Partner, der windige Bauunternehmer Ralf, im Alleingang Samuels Eltern erpresst, macht Ivo sich auf die Suche nach seinem verjüngten Vater und gerät in die Fänge der Drogenfamilie.

EPISODE 4
Kassenschlager

Samuel fasst einen Entschluss und macht sich auf die Suche nach Ivo, um mit ihm über seine Pläne zu sprechen. Ivo steckt derweil in der Gefühlsachterbahn fest: Sein wiedergefundener Vater ist wieder der Alte, doch vorerst soll Ivo die Gier der Drogenfamilie nach seinem Stoff, dem Myzelium, befriedigen. Als sein Unterfangen an der Qualität der Pilze scheitert, bietet Zlatan der Drogenfamilie im Tausch gegen die Freiheit ein Verjüngungsserum an. Vater und Sohn geraten darüber in einen heftigen Streit. Als Ivo schließlich die Flucht gelingt, erfährt er von Samuels Bauvorhaben.

EPISODE 5
Waldromantik

Ralle treibt die Rodung im Stadtwäldchen voran. Samuels Eltern schmieden ein Mordkomplott, um ihn zu stoppen und ihre Umweltsünden auf alle Zeit zu verschleiern. Ivo vereint seine Eltern, braucht aber Abstand von Samuel. Samuel muss jetzt eine Entscheidung treffen – die Liebe, oder seine Familie? Die Drogenfamilie macht Samuels Eltern ein unwirkliches Angebot, das eine unmoralische Auflage mit sich bringt. Darüber zerbricht eine Familie, Liebende finden sich wieder und Elternrollen werden ausgetauscht. Am Ende versammeln sich alte Bekannte und unerwartete Gäste zu Zlatans 50. Geburtstag.

Impressum

Herausgegeben von Presse und Kommunikation / Unternehmenskommunikation

Bildnachweis:
NDR/Agnesh Pakozdi (Episoden)
NDR/Manuel Schäfer (Oliver Bassemir)
NDR/Ronny Heine (Marian Freistühler)
NDR/Jasper Ehrich (Dirk Decker & Andrea Schütte)

Fotos:
www.ard-foto.de

Mitarbeit:
Nicola Sorgenfrey

Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR, Presse & Kommunikation

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