6 Folgen ab 19. November in der ARD Audiothek
Im Radio auf NDR Kultur ab 20. November immer mittwochs um 23.00 Uhr und
ab 21. November auch auf NDR 90,3
Wie wurde aus einer mittelmäßigen Tanzband die berühmteste Band der Welt? Und warum konnte das so nur auf St. Pauli in Hamburg passieren? „We grew up in Hamburg”, hat John Lennon gesagt. Und auch: „Live waren wir nie besser.” Obwohl der erste Auftritt der Band in einem Stripclub auf St. Pauli ein totaler Reinfall war. Was ist da also passiert auf dem Hamburger Kiez zwischen 1960 und 1962 Wie wurden aus ein paar unbedarften Liverpooler Jungs absolute Superstars? Der NDR Kultur Podcast erzählt, wie die jungen Beatles auf den Bühnen der Reeperbahn die Nächte durchspielen. Mit eisernem Willen einen Traum verfolgen. Und für immer die Popmusik-Geschichte verändern. „Becoming The Beatles – Die Hamburger Jahre“ ist ein spannender Doku-Podcast mit viel Musik der Beatles, einer Menge verrückter Geschichten, O-Tönen von Zeitzeugen – und natürlich kommen auch die Beatles zu Wort.
„Ich kann es nicht glauben: Ich lese von Scherben, Schmutz, Schlägereien, Rotlichtmilieu, Lederklamotten und einer miesen Band. Wie passt das bitte zusammen mit diesen Sonnenstrahlen aus Musik, diesen ansteckenden Melodien von vier Freunden voller guter Laune. Songs, die mich trösten, Hoffnung geben, Spaß machen?“, so Podcast-Host und NDR Redakteur Ocke Bandixen.
„Ohne Hamburg, keine Beatles”
Ocke Bandixen über seine Spurensuche von der Reeperbahn bis Liverpool und glückliche Zufälle
Am 17. August 1960 traten John Lennon, Paul McCartney, George Harrisson, Stuart Sutcliffe und Pete Best das erste Mal in Hamburg auf. Es war das erste offizielle Engagement als „The Beatles“, die damals noch völlig unbekannt waren…
Man darf sich da keine Illusion machen. Als die Band seinerzeit nach Hamburg kam, war sie eine Rock-‘n‘-Roll-Tanzkappelle, wie man sie zum Beispiel für Hochzeiten buchte. Eine Band, die nicht besonders gut war. Für ihren Manager waren dritte Wahl, eine Gurkentruppe.
Nur drei Jahre später hatten die Beatles ihren Durchbruch, jeder Auftritt der Beatles löste eine wahre Beatle-Mania aus. Was passierte in diesen Jahren? Und welche Rolle spielte dabei Hamburg?
John Lennon hat es einmal auf den Punkt gebracht. ‚We grew up in Hamburg‘ – ‚Wir sind in Hamburg groß geworden‘. Die Hamburger Zeit zwischen 1960 und 1962 mit vielen Auftritten in verschiedenen Clubs war für die Beatles elementar, die Geburtsstunde einer der erfolgreichsten Bands der Welt. Auch, weil sie in Hamburg auf Menschen trafen, die trotz aller Unvollkommenheit bereits in ihrer Musik das gewisse Etwas hörten, den Sparkle. ‚Live waren wir nie besser‘, fasste es John Lennon zusammen. Ohne Hamburg, keine Beatles, das sagen alle.
Die Hamburger Jahre der Beatles füllen mittlerweile ganze Bibliotheken. Was erzählt der Podcast anders?
Der Podcast erzählt die Geschichte nicht historisch, sondern betrachtet die Hamburger Jahre der Beatles von heute aus. Auch mit einigen Weggefährtinnen und -gefährten, die das ebenfalls von heute aus einordnen.
Wer zum Beispiel?
In Liverpool habe ich ein paar Tage mit Barry Chang verbracht, er ist mit dem Manager der Beatles damals mit nach Hamburg gekommen und hat mir detailliert von der mehrtägigen Reise erzählt – und von den Erwartungen, mit denen die jungen Musiker hierher kamen und ihrer Enttäuschung, als sie sich plötzlich in einem Strip-Club wiederfanden. Ich habe mich auch mit dem Musiker und Grafiker Klaus Voormann getroffen, der damals nur zufällig die Beatles auf dem Kiez hörte – und sozusagen ihr erster Fan wurde. Natürlich kommt auch die Fotografin Astrid Kirchner zu Wort, die damals bereits die magische Ausstrahlung der Pilzköpfe erkannte und den Beatles sozusagen einen Spiegel vorhielt, der zeigte, was sie sein könnten. Interessant ist auch das, was Kiezwirtin Rosi Sheridan-McGinnity mir aus ihrer Perspektive berichtete. Ihr Fazit: „Ein Highlight waren die nicht. Anfänger halt.‘ In Liverpool habe ich auch John Lennons Halbschwester Julia getroffen, die sich noch gut daran erinnert, wie die Beatles nach ihrem ersten Hamburg-Besuch wieder nach Hause kamen: unheimlich abgemagert, weil sie vor allem viel Alkohol getrunken und Aufputschpillen eingeworfen hatten.
Mit der Hamburger Beatles-Expertin Stefanie Hempel waren Sie auch auf Spurensuche…
Mit ihr war ich in allen Clubs von damals, die es noch gibt, und auch auf einem Dachboden in der Eimsbütteler Straße, auf dem der erste Bassist der Beatles, Stuart Sutcliffe sein Atelier hatte, als er ausgestiegen war. Stuart studierte an der Hamburger Kunsthochschule und starb mit nur 21 Jahren an einem Hirnschlag. Als die Beatles 1962 nach Hamburg kamen und davon erfuhren, waren sie geschockt. John Lennon und George Harrison waren ebenfalls auf diesem Dachboden, um ihrem Freund noch einmal nahe zu sein. Solche Geschichten gehören auch zu den Hamburger Jahren.
Kommen die Beatles auch zu Wort?
Ja, mit vielen O-Tönen aus dem Archiv. Ich habe ganz hinreißende O-Töne gefunden. Wie George Harrison auf Deutsch ein Rundstück warm und eine Tasse Tee bestellt. Wie Paul McCartney von der miesen Unterkunft ‚im Bambi Kino, bei die Toiletten!‘ erzählt. Oder wie John Lennon ganz offen über Aufputschmittel spricht, ohne die sie damals nicht durchgehalten hätten: ‚Of course I was taking pills in Hamburg‘. Auch eine Rarität konnte ich ausfindig machen: Das erste Radiointerview der Beatles, das sie dem Radiosender eines Liverpooler Krankenhauses gaben. Dort erwähnen sie auch Hamburg.
Pete Best war in den Hamburger Jahren der fünfte Beatle. Was ist mit ihm?
Ich habe ihn kontaktiert, aber nie eine Rückmeldung bekommen. Und dann ist er mir in Liverpool plötzlich über den Weg gelaufen – und ich konnte ihm spontan ein paar Fragen stellen. Glück gehört manchmal auch zu langen Recherchen.
Wie machen Sie im Podcast die Musik aus der Zeit hörbar, es gibt ja keine richtigen Aufnahmen von den Club-Auftritten?
Es gibt nur eine Aufnahme, die eine sehr schlechte Tonqualität hat. Das Sounddesign hat die junge Berliner Band ‚Kicker Dibs‘ eigens für den Podcast komponiert. Die Musiker sind selbst große Beatles-Fans und heben den berühmten Hamburger Sound auf eine neue, moderne Ebene. Es geht also darum, die Haltung einer jungen, rauen Rockband nachzuempfinden – und weniger darum, die Beatles nachzumachen.
Wenn man Sie so erzählen hört, könnte man meinen, Sie seien ein Beatle-Maniac…
Ja, irgendwie schon (lacht). Als ich zehn Jahre alt war, wurde John Lennon erschossen. Zu der Zeit schenkte unser Onkel meinen Schwestern zwei Beatles-Platten, weil er meinte, sie könnten wie eine Briefmarke im Wert steigen. Dazu hätte aber wohl gehört, die Platten zu versiegeln. Das taten wir nicht, wir spielten sie rauf und runter. Seitdem hat mich die Musik nicht mehr losgelassen.
Haben Sie einen Lieblingssong?
Für jede Stimmung gibt es einen Song.
#1: Places to remember
Im Kleinbus reisen die Beatles nach Hamburg, irren auf St. Pauli rum – bis sie ihr Ziel finden: Das Indra auf der Großen Freiheit. Ein ... Stripclub. Die fünf Jungs aus Liverpool sind geschockt und fasziniert. Wo sind sie hier gelandet?
Host Ocke Bandixen erzählt, wie die Beatles überhaupt die Beatles werden, dass andere Musiker gar nichts von der Band halten (“Don’t send that bum group!”) - und warum diese unbekannten Amateure dann tatsächlich für einen Club auf dem Kiez engagiert werden. Und es geht um die Anfänge des Rock ‘n’ Roll in Deutschland.
#2: I’ll get you
„Ein Highlight waren die nicht!” Der erste Auftritt ist ein Flop. Lahm, langweilig – und niemand kommt. Einfach auf der Bühne stehen und singen, das reicht nicht auf dem Hamburger Kiez. “Mach Schau!”, verlangt der Clubbesitzer. Die Beatles müssen sich was einfallen lassen. Musikalisch und für die Performance. Ist dieses Engagement eine Nummer zu groß für sie?
#3: Rock ‘n’ Roll Music
Ärger mit der Polizei! Die Beatles werden ausgewiesen, müssen zurück nach Liverpool. Sind pleite, enttäuscht und ... gar keine Band mehr. Das hätte das Ende sein können. Woher nehmen diese Jungs die Energie, trotzdem weiterzumachen? Host Ocke Bandixen reist nach Liverpool, um diese Frage zu klären. Denn das Aufwachsen in dieser englischen Arbeiterstadt ist auf besondere Weise ein wichtiges Puzzlestück für den Erfolg der Beatles. Und erklärt, warum die Band unbedingt wieder nach Hamburg zurück will – nach dem abrupten Ende ihres letzten Engagements.
#4: Do you want to know a secret
Die erste Studioaufnahme mit Bert Kaempfert ist das schon der Durchbruch? Der Sprung der Beatles von einer Bühnenband zu einer Studioband verändert auf jeden Fall etwas in ihrer Musik. Um herauszufinden, was das ist und woher eigentlich die Magie kommt, die die Beatles weltberühmt gemacht hat, fährt Host Ocke Bandixen nach Tutzing zu Klaus Voormann. Der Musiker und Grafiker ist seit 1960 mit den Beatles befreundet. Vielleicht weiß er, warum John Lennon immer gesagt hat, dass die Beatles nie wieder so gut waren wie in Hamburg. Obwohl die großen Hits erst nach dieser Zeit entstanden sind.
#5: The Night before
Brian Epstein wird der neue Manager der Beatles und zieht direkt entscheidende Fäden: eine Audition bei einer Plattenfirma und ein neues Engagement in Hamburg. Die Beatles sollen im Star Club spielen, einem neuen Laden auf St. Pauli. Doch kurz nach ihrer Ankunft in Hamburg bekommen die Beatles eine schreckliche Nachricht. Können sie trotzdem auf die Bühne?
#6: Here, there and everywhere
1962 kommen die Beatles dreimal nach Hamburg und spielen im Star Club. Jedes Mal sind sie ein bisschen ... berühmter. Denn der neue Manager hat es endlich geschafft und einen Plattenvertrag an Land gezogen. In den Studios in der Abbey Road nehmen die Beatles neue Songs auf – und engagieren einen neuen Schlagzeuger: Ringo Starr.
Und Host Ocke Bandixen hat endlich eine Antwort auf die Frage, warum die Hamburger Jahre so entscheidend sind für den Erfolg der Beatles.
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Redaktion:
Bettina Brinker, NDR/Presse und Kommunikation
Interview:
das Interview mit Ocke Bendixen führte Bettina Brinker
Gestaltung:
Janis Röhlig, NDR/Presse und Kommunikation
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