Sie haben ein Kind mit Ihrem Schauspielpartner Marcel Borràs. Hat ihre Elternschaft den Anstoß zur Serie gegeben?
Marcel ist mein Lebenspartner, und das macht viele Dinge einfacher. Aber die Serie basiert nicht auf unserem wirklichen Leben. Anders als unsere Hauptfiguren Mariana und Samuel haben wir nie die Rollen in der Familie getauscht, und wir sind auch nie ins Grüne gezogen. Allerdings gab es einen privaten Auslöser für das Projekt. Wir haben an einer psychologischen Gruppentherapie teilgenommen, einer „Schule für Eltern“. Zu den Initiatoren gehörte unser Produzent Sergi Cameron. Was uns einte, war der eiserne Wille, für unsere Kindern ein perfektes Umfeld zu schaffen. Wir suchten nach Ratschlägen mit Erfolgsgarantie, die einem natürlich niemand geben konnte.

In welchem Moment wurde Ihnen bewusst, ein Kind großzuziehen ist ein guter Stoff für eine Familienkomödie?
Als ich Mutter wurde. Ich wurde plötzlich damit konfrontiert, wer ich als Kind gewesen bin. Und ich fragte mich: Was ist aus mir geworden und was will ich noch erreichen? Unser Kind wurde zum Spiegel meiner selbst, was sehr unangenehm sein kann. Wir gehören einer Generation an, die mit Theorien überladen ist. Wir lesen viel und häufen eine Menge Wissen über gute Erziehung an, aber in der Realität sind wir oft verloren. Mariana und Samuel sind voller guter Absichten, aber es gelingt ihnen einfach nicht, gelassen zu bleiben, ruhig auf ihre Kinder einzugehen und ihnen eine gewisse Freiheit zu gewähren. Mariana hat eine schwere Kindheit hinter sich und möchte alles anders machen als ihre Mutter. Die Angst, deren Fehler zu wiederholen, löst ihren extremen Kontrollzwang aus.

Machen Sie sich in der Serie über sich selbst lustig? Können Sie heute darüber lachen, was Sie – ähnlich wie Mariana – alles unternommen haben, um eine perfekte Mutter zu sein?
Bei diesem Projekt war es mein oberstes Ziel, über mich selbst zu lachen. Für mich ist das der Schlüssel im Leben. Der Humor hilft einem, die eigenen Fehler in der Elternschaft zu erkennen und die Schwierigkeiten zu bewältigen. Als Autorin fand ich es dann spannend, die Angst als Motor einer Figur zu erforschen. Angst kann einen Menschen in das schlimmste Bild seiner selbst verwandeln. So wie Mariana: Sie will ihrer Tochter die beste Mutter der Welt sein und merkt überhaupt nicht, dass sie sich mit ihren Annäherungen immer weiter von ihr entfernt.

Gibt es eine besondere Art von Humor in Katalonien, die Ihre Serie auszeichnet?
Der Humor in Katalonien ähnelt stark dem britischen Humor. Er ist sehr schwarz. Unsere Serie bringt die Figuren an ihre emotionalen Grenzen. Wir haben insbesondere für Mariana viele missliche Situationen geschaffen, um die Zuschauer ein bisschen leiden zu lassen, wie weit sie zu gehen imstande ist. Und ihr ist fast nichts peinlich.

Ihre Serie ist in Barcelona angesiedelt, aber sie könnte auch in Berlin oder in Helsinki spielen. Erzählen Sie eine universelle Geschichte?
Schauplatz ist das aufstrebende Viertel Vallvidrera in den Hügeln von Barcelona. Es ist ein privilegierter, aber nicht vornehmer Ort, ein wenig unkomfortabel und ungemütlich, wegen seiner rauen Hänge und der Wildschweine. Wer hierher zieht, sucht in erster Linie ein besseres Leben für sich und seine Kinder. Als ich das Projekt im Rahmen des Turiner ScriptLabs vorgestellt habe, sagte mir ein amerikanischer Produzent, dass es in Los Angeles ein gleiches Viertel mit der gleichen Art von Bewohnern geben würde. Da wurde mir bewusst, dass unsere Protagonisten zwar stark an diesem Ort verankert sind, es sich tief im Innern aber um Figuren handelt, die man überall in der westlichen Welt versteht.

Ist Ihre Serie eine Blackcomedy sogenannter Helikopter-Eltern, die jeden Schritt ihrer Kinder überwachen?
Mariana und Samuel gehören zu einer Generation hyper-selbstbewusster Eltern, die ihren Kindern eine Hyper-Erziehung schenken wollen, in grüner Umgebung, mit gesunder Ernährung und einer Kommunikation auf Augenhöhe. Und das alles ist großartig, eine Revolution, führt andererseits zu komischen Situationen, weil die Eltern nicht mehr wissen, wie man Grenzen setzt und stattdessen in alte Muster von Drohen und Strafen zurückfallen.

Ist Samuel ein Vertreter der neuen Männlichkeit? Ein Anti-Macho, häuslicher Familienmensch, liebevoll und empfindsam? Kann er die Liebe der beiden retten?
Samuel ist nach außen um das Bild des perfekten Vaters bemüht. Er will ein leuchtendes Beispiel für die neue bewusste Männlichkeit abgeben, trägt aber Millionen Unsicherheiten und Widersprüche in sich, was ihn wiederum sehr menschlich und lustig macht. Wir wollten Samuel so zeigen, wie ansonsten weibliche Charaktere in der Elternzeit dargestellt werden: Er wird in gewissem Sinn unsichtbar, zieht sich zurück, verliert seinen sexuellen Appetit und das Interesse an seiner Partnerin.

An der Serie sind Produktionsfirmen und öffentlich-rechtliche Sender aus mehreren europäischen Ländern beteiligt. Wie lief die Zusammenarbeit?
Unser Projekt wurde über die Jahre größer und größer. Es war ein langer Prozess, der viel Kraft gekostet hat. Heute bin ich sehr stolz darauf, dass wir so viele internationale Partner mit ins Boot holen konnten. Als ein Meilenstein erwies sich das Filmfestival in Göteborg, wo ich das Projekt vor den Programmverantwortlichen mehrerer europäischer Sender präsentieren konnte. Direkt nach dem Pitch erhielt ich eine Mail von Sabine Holtgreve vom NDR, in der sie mir ihr großes Interesse mitteilte und mich fragte, wann wir uns treffen könnten. Ihr kluges Feedback von der Drehbuchphase bis zum Schnitt hat sehr zum Gelingen der Serie beigetragen. Dafür werde ich Sabine immer dankbar sein. Ein Durchbruch war sicherlich die Unterstützung des katalanischen öffentlich-rechtlichen Senders TV3 und des katalanischen Filmfonds ICEC. Dank ihrer außerordentlichen Hilfe konnten wir die Serie in vielen Sprachen drehen: mehrheitlich auf katalanisch, dazu auf spanisch, englisch und schwedisch.